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Achim Feifel„Wir brauchen bei Bayer 04 Spielerinnen wie Carlotta Wamser, um noch erfolgreicher zu werden“

Lesezeit 3 Minuten
Köln, Deutschland, 27.03.2022, Flyeralarm Frauen Bundesliga, 18. Spieltag, 1. FC Köln vs Bayer 04 Leverkusen, Thomas Eichin, Cheftrainer Achim Feifel B04 *** Cologne, Germany, 27 03 2022, Flyeralarm Womens Bundesliga, Matchday 18, 1 FC Köln vs Bayer 04 Leverkusen, Thomas Eichin, head coach Achim Feifel B04

Achim Feifel (rechts), Sportlicher Leiter der Fußballerinnen, im Gespräch mit Thomas Eichin, Direktor Lizenz bei Bayer 04 Leverkusen. 

Der Sportliche Leiter der Fußballerinnen spricht im Interview über den Wert von Nationalspielerinnen für den Klub.

Herr Feifel, als Sportlicher Leiter der Leverkusener Erstliga-Fußballerinnen haben Sie sicherlich mit Interesse das Endspiel der Frauen-EM in der Schweiz verfolgt. Was hat Sie bei den Finalisten am meisten beeindruckt?

Die hohe individuelle Klasse. Da ist ja durchaus eine Parallele zum Männerfußball zu erkennen. Deutschland hat auch sehr gute Spielerinnen und Spieler, aber andere Länder wie Frankreich oder Spanien verfügen über eine noch größere Breite an Akteuren dieser hohen Qualität.

Und wie beurteilen Sie die Leistungen der deutschen Elf?

Zunächst muss ich sagen, dass es mir unheimlich gut gefallen hat, wie das Team aufgetreten ist. In den Partien gegen Spanien und Frankreich hat die Mannschaft hohe Leidenschaft, Hingabe und Emotionalität offenbart und alles reingeworfen. Genau das ist auf diesem Niveau erforderlich. Auch ich habe vor dem Fernseher mitgefiebert. So waren die Spiele der Deutschen gute Werbung für den Frauenfußball.

Mit Carlotta Wamser hat sich eine künftige Leverkusenerin als Shootingstar der DFB-Elf erwiesen. Wie stolz sind Sie auf die Verpflichtung der Spielerin, die zuvor der breiten Öffentlichkeit eher nicht bekannt war?

Wir sind natürlich froh, so eine Spielerin für uns gewonnen zu haben. Sie steht bereits seit einigen Jahren in unserem Fokus und sie hat schon 2019 ein Probetraining bei uns absolviert. Leider hat es damals mit einer Verpflichtung nicht geklappt. Und wir hatten auch jetzt Konkurrenz von anderen renommierten Klubs. Aber klar, so wie sie aufgetreten ist, wäre es nach dem Turnier sicherlich noch schwieriger geworden, sie nach Leverkusen zu holen.

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Cm Zurigo 23/07/2025 - Europeo femminile 2025 / Germania-Spagna / foto Cristiano Mazzi/Image nella foto: Carlotta Wamser-Claudia Pina PUBLICATIONxNOTxINxITA

Carlotta Wamser (links) von Bayer 04 Leverkusen gehörte bei der EM zu den Lichtblicken im deutschen Nationalteam.

Welche herausragende Qualität bringt sie denn mit?

Es sind sicherlich die Begeisterung und Leidenschaft, mit der sie spielt. Solche Spielerinnen brauchen wir, um noch erfolgreicher zu werden. Sie kann mit ihrer Art ein Vorbild für andere sein.

Wie wichtig ist es für Bayer 04 nach dem Abschied von Elisa Senß vor einem Jahr wieder eine deutsche Nationalspielerin in den eigenen Reihen zu wissen?

Es ist wichtig für das Publikum und für unsere Außendarstellung, wieder eine Spielerin zu haben, die regelmäßig zur deutschen Nationalmannschaft reist. Das entfaltet eine positive Sogwirkung. Und es ist ein gutes Zeichen, dass es uns gelungen ist, sie für Bayer 04 zu begeistern.

Die Mannschaft um Trainer Roberto Pätzold hat Teil eins der Vorbereitung absolviert. Welche Eindrücke haben Sie gewonnen?

Insgesamt war es eine sehr positive Zeit. Klar, es haben mit Carlotta Wamser und Cornelia Kramer zwei EM-Fahrerinnen sowie einige verletzte Spielerinnen gefehlt, aber das geht anderen Vereinen nicht anders. Außerdem ergibt sich daraus die Chancen für die jüngeren Spieler im Kader, sich zu präsentieren und im Training so etwas wie Bundesliga-Luft zu schnuppern. Dafür ist so eine erste Phase der Vorbereitung perfekt geeignet. Diese Möglichkeit hat das Trainerteam auch sehr gut genutzt.

Wie beurteilen Sie die Leistungen der Zugänge?

Vanessa Fudalla hat mit ihren beiden Treffern in den Testspielen gezeigt, dass sie eine Unterschiedsspielerin sein kann. Diese Rolle hatte sie schon in Leipzig inne. Für sie selbst und auch für uns ist es natürlich gut, dass sie diese Ansätze schon jetzt auch bei uns zeigt. Innenverteidigerin Claudia Wenger hat ebenfalls unseren Eindruck bestätigt. Sie ist eine gestandene Spielerin und kann mit ihrer Erfahrung zum Vorbild für jüngere werden. Ihr Tempo und ihr Mut in der Spieleröffnung können sehr wichtig für uns werden. Valentina Mädel war in der gesamten Rückrunde verletzt. Nun ist sie schmerzfrei und kann die Trainingsintensität allmählich erhöhen. Sie wird sich Stück für Stück ins Teamtraining integrieren.

Zuletzt sprachen viele Spielerinnen davon, die Top-Drei in der Bundesliga angreifen zu wollen, um ins internationale Geschäft zu kommen. Wie realistisch ist diese Idee?

Zunächst ist es gut, viele ambitionierte Spielerinnen zu haben, wenn man besser und erfolgreicher werden will. Wir sollten in erster Linie auf uns und unsere Weiterentwicklung schauen. Die Konkurrenz innerhalb der Liga wird immer größer, bei vielen anderen Klubs tut sich einiges und mit den Aufsteigern sind weitere ambitionierte Klubs dazugestoßen. Dadurch rückt die Liga vielleicht so eng zusammen wie nie zuvor. Wir werden kein Spiel gewinnen, wenn wir nicht an unsere Leistungsgrenze gehen. Jede Spielerin muss sich technisch, physisch und taktisch verbessern. Das muss allen klar sein. Hinzu kommen die Grundtugenden wie Einsatz und Laufbereitschaft. Damit haben wir vor allem in der vergangenen Hinrunde viele Gegner beeindruckt. Jetzt gilt es, noch einmal eine Schippe draufzulegen. Das ist das Ziel und zugleich eine große Herausforderung.