Ein Kölner Verein macht sich seit zehn Jahren dafür stark, dass von einer Lernschwäche betroffene Kinder gefördert werden.
LRS und DyskalkulieHilfe für Kölner Kinder mit Lernschwächen

In Köln sind rund 25.000 Schülerinnen und Schüler von einer Lese-Rechtschreibschwäche (LRS) betroffen.
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Lesen, Schreiben, Rechnen – diese Grundfertigkeiten sollte jedes Kind in der Schule lernen. Für viele ist das kein Problem. Doch es gibt Schülerinnen und Schüler, bei denen es trotz großer Anstrengung nicht gelingen will – in ihrem Kopf und auf dem Papier entsteht ein regelrechter Buchstaben- oder Zahlensalat. Sie verwechseln Buchstaben, schreiben statt Blume, Plume oder Bume. Beim Lesen vertauschen sie Buchstaben oder lassen sie aus, da wird etwa aus dem Tisch ein Tis oder Fisch. Beim Rechnen verdrehen sie Zahlen, so dass bei 8+7 51 statt 15 herauskommt. Da viele Betroffene die Bedeutung von Zehnern und Einern nicht nachvollziehen können, fällt es ihnen schwer, einzuschätzen, welche Zahl größer ist – 47 oder 74?
In Köln sind rund 25.000 Schülerinnen und Schüler von einer Lese-Rechtschreibschwäche (LRS) betroffen, geschätzte 6.000 weitere von einer Rechenschwäche, der sogenannten Dyskalkulie. Im Durchschnitt sitzen in jeder Schulklasse fünf bis sieben Kinder mit LRS und ein bis zwei Kinder mit einer Rechenschwäche.
LRS und Dyskalkulie spielen Nebenrolle im Schulsystem
„Trotz der vielen betroffenen Kinder spielt das Thema im Schulsystem noch immer nur eine Nebenrolle“, kritisiert Tanja Budke, Vorsitzende und Gründerin des Kölner Arbeitskreises LRS & Dyskalkulie. „Lehrkräfte werden im Studium kaum darauf vorbereitet, deshalb werden die Probleme der Schülerinnen und Schüler oft zu spät erkannt oder als Faulheit oder mangelnde Motivation abgetan. Familien brauchen frühzeitige Unterstützung – Kinder dürfen nicht erst in eine seelische Krise geraten, bevor sie Hilfe bekommen.“
Weil ihr Sohn von LRS und Dyskalkulie – und mangelnder Hilfestellung in der Schule – betroffen war, gründete Tanja Budke gemeinsam mit ihrem Ehemann Dieter vor zehn Jahren den Kölner Arbeitskreis. „Wir waren verzweifelt, weil es so schwer war, Informationen zu erhalten: Was können wir als Eltern tun? Was die Schule? Wo gibt es außerschulische Unterstützung? Wir fühlten uns unendlich alleingelassen.“
Normale Nachhilfe reicht meist nicht aus
Aus dieser bitteren Erfahrung heraus entstand der Wunsch, anderen Betroffenen die lange Suche nach Antworten zu ersparen und gemeinsam Verbesserungen anzustoßen. Heute unterstützt der Arbeitskreis Kinder und Eltern umfassend – von der Früherkennung über die Aufklärung und schulrechtliche Fragen bis hin zur individuellen Förderung und Informationen über mögliche Kostenübernahmen.

Tanja Budke
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Dieser Flickenteppich an Vorgaben überfordert Eltern und Lehrkräfte. Deshalb fordern wir vom Schulministerium seit Jahren ein verbindliches Regelwerk für den Umgang mit LRS und Dyskalkulie – von der Grundschule bis zum Abitur. Einen einheitlichen Leitfaden, bei dem alle durchblicken.
Eine ganzheitliche Lerntherapie kann bis zu 450 Euro im Monat kosten – eine Belastung, die viele Familien nicht allein tragen können. „Normale Nachhilfe reicht meist nicht aus. Über das Jugendamt können Eltern nach Paragraf 35a Unterstützung für eine Lerntherapie beantragen, wenn das Kind langfristig belastet ist und die Schule bereits alle Fördermöglichkeiten ausgeschöpft hat“, erklärt Budke. „Entscheidend ist die Zusammenarbeit von Schule, Lehrkräften und Fachkräften wie Therapeutinnen und Therapeuten. Nur gemeinsam lassen sich nachhaltige Verbesserungen erzielen.“
LRS-Erlass: Anspruch auf individuellen Nachteilsausgleich
Obwohl der LRS-Erlass aus dem Jahre 1991 festlegt, dass betroffene Kinder Anspruch auf einen individuellen Nachteilsausgleich, wie beispielsweise mehr Zeit bei Klausuren oder technische wie personelle Unterstützung haben, sorgt die Vielzahl unterschiedlicher Regelungen für die einzelnen Schulstufen nach Erfahrung des Arbeitskreises eher für Verwirrung als für Klarheit. „Dieser Flickenteppich an Vorgaben überfordert sowohl Eltern als auch Lehrkräfte. Deshalb fordern wir vom Schulministerium seit Jahren ein verbindliches Regelwerk für den Umgang mit Lese-, Rechtschreib- und Rechenschwäche – von der Grundschule bis zum Abitur. Einen einheitlichen Leitfaden, bei dem alle durchblicken.“
Nach Ansicht von Tanja Budke dürfen Maßnahmen nicht am Reißbrett im Ministerium entwickelt werden, sondern müssen die Erfahrungen von Eltern, Lehrkräften und Experten einbeziehen. Bislang, so Budke, nehme das Schulministerium NRW das Thema nicht ernst genug. Studien aber zeigen: Je früher eine diese Schwächen erkannt wird, desto besser können Kinder gefördert werden. Dabei sind Geduld und Ermutigung besonders wichtig, denn Druck oder Strafen verschlimmern die Situation. Viel wichtiger ist, das Selbstvertrauen der Kinder zu stärken, damit sie erfahren: Ich kann lernen – nur anders.
Eine Voraussetzung dafür, dass Kinder nachhaltige Lernstrategien entwickeln und ihre Schwierigkeiten überwinden können, ist, dass die Förderung regelmäßig, individuell und langfristig erfolgt. Bei einer Lese-Rechtschreib-Schwäche können Kinder zum Beispiel lernen, Wörter in Silben oder Laute zu zerlegen, Buchstaben visuell zu markieren, die Wörter mehrfach zu schreiben und laut zu lesen. Ein Kind, das statt „Katze“ oft „Katz“ schreibt, übt so Schritt für Schritt die richtige Schreibweise, indem es die Silben laut ausspricht („Kat-ze“) und die Buchstaben hervorhebt („K – a – t – z – e“).
Rechnen mit Perlen und Würfeln
Bei einer Rechenschwäche werden Zahlen und Rechenoperationen etwa mithilfe von Perlen oder Würfeln sichtbar und greifbar. Kinder üben Strategien, wie das Zerlegen von Zahlen. Dabei wird zum Beispiel 7 + 5 zu 7 + 3 = 10 und 10 + 2 = 12, sodass sie Aufgaben Schritt für Schritt verstehen und selbstständig lösen können. „Unser Ziel ist es, dass jedes betroffene Kind die Förderung bekommt, die es braucht – unabhängig vom Wohnort oder Engagement der Eltern. Der Weg ist steinig, aber er lohnt sich, denn ich kenne einige Jugendliche, die in der Kindheit eine Lese- oder Rechenschwäche hatten und später erfolgreiche Wege in Ausbildung, Studium und Beruf gefunden haben“, sagt Budke.
Steinig ist auch der Weg zur Finanzierung des Aufklärungs- und Hilfsprojekts, denn der Verein „Kölner Arbeitskreises LRS & Dyskalkulie“ finanziert sich ausschließlich über Spenden – unter anderem auch von „wir helfen“ – und Mitgliedsbeiträgen. „Bei allen Mühen und Hindernissen: Unser Engagement lohnt sich und hilft von LRS und Dyskalkulie betroffenen Kindern, nicht länger mit negativen Vorurteilen konfrontiert zu sein. Denn diese Lernschwierigkeiten haben rein gar nichts mit Dummheit oder Faulheit zu tun. Jedes Kind soll die Chance bekommen, entsprechend seines Potenzials einen Schulabschluss zu erreichen – und dabei wieder Freude am Lesen, Schreiben und Rechnen zu entwickeln.“ Damit aus Schulfrust wieder Schullust wird!
So können Sie helfen

Auszug aus dem neuen ‚wir helfen‘-Folder 2025_2026
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- Mit unserer neuen Jahresaktion „wir helfen: Kinder frühzeitig auf den guten Weg zu bringen“ bitten wir um Spenden für präventive Projekte in Köln und der Region, die Kinder und Jugendliche stärken und vor Gefahren schützen.
- Die Spendenkonten lauten: wir helfen, der Unterstützungsverein von M. DuMont Schauberg e.V.
- Kreissparkasse Köln, IBAN: DE03 3705 0299 0000 1621 55
- Sparkasse Köln-Bonn, IBAN: DE21 3705 0198 0022 2522 25
- Wünschen Sie eine Spendenbescheinigung, geben Sie bitte +S+ im Verwendungszweck an. Sollten sie regelmäßig spenden, ist auch eine jährliche Bescheinigung möglich. Bitte melden Sie sich hierzu gerne per E-Mail bei uns. Soll Ihre Spende nicht veröffentlicht werden, notieren Sie +A+ im Verwendungszweck. Möchten Sie anonym bleiben und eine Spendenbescheinigung erhalten, kennzeichnen Sie dies bitte mit +AS+.
- Bitte geben Sie in jedem Fall auch immer ihre Adresse an. Auch wenn Sie ein Zeitungsabonnement der „kstamedien“ beziehen, ist Ihre Adresse nicht automatisch hinterlegt.
- Sollten Sie per PayPal spenden, beachten Sie bitte, dass Ihre Spende immer anonym ist. Wünschen Sie eine Spendenbescheinigung, schicken Sie eine E-Mail an uns.
- Sollten Sie anlässlich einer Trauerfreier, einer Hochzeit oder eines Geburtstags zu einer Spendenaktion aufzurufen, informieren Sie uns bitte vorab per E-Mail über die Aktion. Sehr gerne lassen wir Ihnen dann, zwei Wochen nach dem letzten Spendeneingang, die gesammelte Spendensumme zukommen.
- Kontakt: „wir helfen e.V.“, Amsterdamer Straße 192, 50735 Köln, Telefon: 0221-224-2789 (Allgemeines/Anträge, Regine Leuker und Meike Voyta), 0221-224-2130 (Geschäftsführung/Redaktion, Caroline Kron), wirhelfen@kstamedien.de
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