Der Kölner Coach Sohrab Salimi erklärt in seiner neuen Kolumne „Von nichts kommt nichts“, wie man im Job die richtigen Prioritäten setzt.
Die Job-KolumneMacht Diversität Unternehmen wirklich besser?

Diverse Teams performen besser, heißt es oft. Was ist dran?
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Wenn Diversität – wie so oft behauptet – Unternehmen erfolgreicher macht, warum sprechen wir in Deutschland dann fast ausschließlich über Frauenquoten, aber nie über Migrantenquoten? Ich frage das nicht aus Groll. Ich bin Migrant und heute leite ich ein erfolgreiches Unternehmen mit einem Team aus acht Menschen aus acht Nationen. Ich wollte nie der Quotenmigrant sein. Niemand sollte mich einstellen, weil ich anders bin, sondern weil ich das Unternehmen voranbringe. Diversität ist bei uns kein Ziel. Sie ist das Ergebnis eines klaren Prinzips: Leistung entscheidet. Meritokratie.
Ich glaube fest daran: Das fairste System ist ein leistungsorientiertes. Nicht jeder startet mit den gleichen Voraussetzungen, aber Meritokratie ist der ehrlichste Weg, Talente zu erkennen und langfristig erfolgreich zu bleiben. Doch zurück zur Frage: Was sagt die Wissenschaft?
In der 2023 veröffentlichten McKinsey-Analyse „Diversity Matters Even More“ werteten die Autoren Daten von über 1.200 Unternehmen aus 23 Ländern aus. Dabei stellten sie fest: Unternehmen im obersten Quartil geschlechtlicher Diversität im Topmanagement hatten eine um 39 Prozent höhere Wahrscheinlichkeit, wirtschaftlich überdurchschnittlich erfolgreich zu sein. Ein ähnlicher Zusammenhang zeigte sich bei ethnischer Diversität.
Noch interessanter ist der kombinierte Effekt: Wenn beide Dimensionen stark ausgeprägt waren, lag der Anteil wirtschaftlich erfolgreicher Unternehmen um 25 Prozentpunkte höher als bei homogener Führung. Das klingt beeindruckend, ist aber kein Beweis. Denn: Korrelation ist nicht gleich Kausalität. In manchen Regionen gibt es eine Korrelation zwischen der Zahl der Störche und der Geburtenrate – aber niemand würde ernsthaft behaupten, dass Störche die Kinder bringen.
Trotzdem werden solche Korrelationen oft politisch ausgeschlachtet. Diversität wird meist auf das Geschlecht reduziert und als politisches Ziel verkauft. Andere Dimensionen wie ethnische Herkunft werden übersehen, während Faktoren wie LGBTQ+ ohne jede Korrelation zum Erfolg propagiert werden.
Statt auf fundierte Erkenntnisse zu schauen, diskutieren wir Schlagworte. Doch wer Diversität ernst nimmt, sollte sich fragen: Was unterscheidet erfolgreiche vielfältige Teams von denen, die nur vielfältig aussehen? Vielleicht ist es genau das, was heute am meisten zählt: Ein gemeinsames Ziel. Gemeinsame Werte. Und eine Kultur, die Leistung in den Mittelpunkt stellt – nicht Etiketten.
Gemeinsames Leistungsverständnis
Bei uns ist Diversität nie Ziel gewesen. Sie ist das Ergebnis konsequenter Meritokratie. Wer bei uns arbeitet, ist da, weil er oder sie das Unternehmen weiterbringt. Und genau dieser Leistungsanspruch hat dazu geführt, dass unser Team heute aus acht Menschen mit acht Nationalitäten besteht.
Die besten Teams vereinen Unterschiedlichkeit mit Verlässlichkeit. Unterschiedliche Perspektiven, Denkweisen und Erfahrungen, aber auch ein gemeinsames Leistungsverständnis. Ohne diese verbindenden Elemente ist kein Erfolg möglich. Deshalb sind klare Führungsprinzipien so entscheidend. Sie bilden das Gemeinsame ab, das alle eint. Diversität entfaltet dann ihren Wert außerhalb dieser Prinzipien. Sie ergänzt, erweitert, inspiriert. Aber sie ersetzt nicht das Fundament.
Diversität ist also kein Selbstzweck. Sie ist kein Garant für Erfolg. Aber sie kann ein Ergebnis davon sein, wenn Organisationen Menschen nach ihrem Beitrag beurteilen, nicht nach Äußerlichkeiten. Und wenn sie Leistung fordern, aber auch fördern. Das ist keine bequeme Haltung. Aber eine, die langfristig trägt. Für Unternehmen. Für unsere Gesellschaft. Und für jeden, der nicht als Quote gesehen werden will, sondern als Gestalter. Von nichts kommt nichts.

Sohrab Salimi
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Zur Person und zur Kolumne
Sohrab Salimi ist Gründer und CEO der Agile Academy. Er hat über 20 Jahre Berufserfahrung als Trainer für kleine bis sehr große Unternehmen. Sohrab Salimi lebt mit seiner Frau und drei Kindern in Köln. Im „Kölner Stadt-Anzeiger“ schreibt er in seiner Kolumne „Von nichts kommt nichts“ einmal im Monat über Fragen und Themen rund um die Arbeitswelt.