OB Reker wollte erst keinen Ford, hat aber heute einen. Arbeitgeber und DGB setzen aus Solidarität auf einen Ford. IHK-Hauptgeschäftsführer Uwe Vetterlein fährt lieber Mercedes.
Solidarität mit AutowerkDiese Kölner Funktionäre fahren einen Ford

Die Kölner Oberbürgermeisterin Henriette Reker in ihrem Dienstwagen
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Ford, Kölns mit Abstand größter industrieller Arbeitgeber, steckt in einer tiefen Krise. Weil sich die neuen Elektromodelle Explorer und Capri schlecht verkaufen, müssen 2900 Stellen gestrichen werden, weitere 1000 Jobs sind wegen des Wegfalls der zweiten Schicht im Werk in Gefahr. Umso genauer schaut die Ford-Belegschaft darauf, wie solidarisch die Stadtgesellschaft mit „ihrem Ford-Werk“ umgeht.
Traditionell gehörte es in Köln zum guten Ton, dass Manager und hohe Verwaltungsbeamte einen Ford fahren. So ließ sich Kardinal Joachim Meisner stets in einem noblen Ford Scorpio kutschieren, und für Kölns OBs war es mit wenigen Ausnahmen ohnehin Pflicht, eine Karosse mit der blauen Pflaume im Kühlergrill zu fahren.
OB Reker fährt US-Explorer
Kölns zehnköpfiger Stadtvorstand fährt noch zur Hälfte Ford, darunter Oberbürgermeisterin Henriette Reker seit 2023 den Explorer Hybrid. Das Auto ist ein typisch amerikanischer SUV und wird auch in den USA gebaut. Das Fahrzeug ist gut fünf Meter lang und zwei Meter breit. Zuvor fuhr Reker einen Mondeo. Der Ford Mondeo wurde im Jahr 2022 eingestellt.
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Wolfgang Niedecken (r) im November 1996 mit dem damaligen FC-Profi Toni Polster beim BAP-Konzert
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Jürgen Roters rund drei Stunden vor Ende seiner OB-Amtszeit mit einer Abendausgabe des „Express“ in seinem Dienstwagen
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Der damalige OB Fritz Schramma bekommt ein neues Auto von dem damaligen Ford-Chef Bernhard Mattes. (Archivbild)
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Ein Bild aus diesem Sommer, als bekannt wurde, dass Ford Autopartner des 1. FC Köln bleibt
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Ford hatte vor zwei Jahren als Nachzügler bei der E-Mobilität als reines E-Auto nur den Mach-E im Angebot, einen sportlichen Mustang, der für Arbeiten einer OB im Auto ungeeignet ist. Deshalb fiel Rekers Wahl auf den Explorer.
Vier Dezernenten fahren derzeit Volkswagen, einer Audi. Hinzu kommen die drei Dienstwagen der vier ehrenamtlichen Bürgermeister: Das Quartett teilt sich zwei Mercedes und einen Ford. Das bedeutet: Sechs der 13 Dienstwagen sind noch Ford (46 Prozent). Die Dezernentinnen und Dezernenten leasen die Dienstwagen über Rahmenverträge der Rhein-Energie.
Reker wollte keinen Ford, das gab Ärger
Welches Auto das Stadtoberhaupt fährt, mag auf den ersten Blick wie ein vergleichsweise handelsüblicher Vorgang einer Stadtverwaltung wirken, war 2019 aber ein Politikum inklusive einer Aktuellen Stunde im Stadtrat. Es gilt mal mehr, mal weniger als Tradition, dass Kölner Stadtoberhäupter Ford fahren.
Doch Reker wollte angesichts des ausgerufenen Klimanotstandes Autos für die Stadtspitze prüfen, die umweltverträglicher sind. Zunächst ging es um drei von 13 Autos, und zwar zwei Plug-in-Hybride sowie einen wasserstoffbetriebenen GLC F-Cell von Mercedes-Benz. Die Ankündigung löste eine wochenlange, emotionale Diskussion aus. Der damalige Ford-Chef Gunnar Herrmann sagte: „Das ist eine enorme Enttäuschung und kein schönes Signal.“ Der Betriebsrat startete sogar eine Online-Petition und forderte ein Bekenntnis von Reker. Mehr als 21.000 Unterstützerinnen und Unterstützer fanden sich.
Arbeitgeber- und DGB-Chefs fahren Ford
Im Jahr 2001 hatte es einen ähnlichen Streit um den Dienstwagen des Stadtoberhauptes gegeben. Der frühere Oberbürgermeister Fritz Schramma (CDU) wechselte damals von einem Ford auf einen Volvo S80. Auch die meisten Bürgermeister fuhren damals in Volvos zu Terminen. Ein Schlag für Ford. Volvo gehörte zu jener Zeit zwar zum Großkonzern Ford, doch eine kölsche Marke wurde aus den Schweden natürlich niemals.
Auch in der Kölner Wirtschaft sind Ford-Modelle ungewöhnlich stark verbreitet. Der Geschäftsführer der Kölner Arbeitgeberverbände Dirk Wasmuth fährt einen elektrischen Explorer Made in Cologne. „Ich fahre das Auto aus Solidarität mit unserem größten Mitgliedsunternehmen“, sagt Wasmuth auf Anfrage. Er habe sich, als das Modell nach einiger Verzögerung endlich ausgeliefert wurde, eines der ersten Fahrzeuge gesichert. „So lange Ford in Köln ist, werde ich als Dienstwagen einen Ford fahren“, sagt Wasmuth.
Das Gleiche gilt für seinen Chef, den Kölner Arbeitgeberpräsidenten Gunnar Herrmann. Er fährt wie Reker auch einen Ford Explorer aus US-Produktion. Dieser teilt sich mit dem Kölner E-Auto allerdings nur den Namen und ist ein komplett anderes Auto. Dass Herrmann Ford fährt, ist allerdings nicht verwunderlich, er war viele Jahre Chef der Kölner Fordwerke und ist noch heute Mitglied im Aufsichtsrat.
Auf der Arbeitnehmerseite ist man Ford ebenfalls treu ergeben. DGB-Chef Witich Roßmann fährt privat einen Ford Kuga, Baujahr 2017. „In meinem Leben als Gewerkschafter und früher IG-Metall-Vorsitzender war Ford die ganze Zeit mein wichtigster Betrieb“, sagt Roßmann. Als Grund für seine Solidarität zu Ford nennt er die „vorbildliche betriebliche Interessenvertretung“ bei dem Autobauer. Anfangs sei es ihm aber nicht so leicht gefallen. „Ich bin in Wolfsburg geboren und aufgewachsen, da ist man natürlich eigentlich ein VW-Gewächs“, sagt der DGB-Vorsitzende. Seit 25 Jahren aber nun ist Roßmann der Marke Ford treu geblieben.
Auch der Chef der Kölner Wirtschaftsförderung Köln-Business, Manfred Janssen, setzt auf Ford. „Köln zählt zu den bedeutenden Automobilstandorten in Deutschland. Und weil Ford seit fast 100 Jahren mit unserer Stadt verbunden ist, lag die Entscheidung auf der Hand“, sagt Janssen. Er fährt das hybride Modell Ford Kuga 2.5 Duratec.
IHK-Chef Vetterlein fährt Mercedes
Bei der Industrie- und Handelskammer Köln (IHK) und dessen Chef Uwe Vetterlein hält man es etwas anders. „Der Dienstwagen des Hauptgeschäftsführers ist ein Mercedes-Benz. Darüber hinaus gibt es Fahrzeuge für Dienstfahrten für Mitarbeitende. Darunter ist ein Ford Mondeo“, sagte ein Sprecher der IHK dem „Kölner Stadt-Anzeiger“ auf Nachfrage. Ford ist eines der größten Pflicht-Mitglieder der IHK in Köln.
Christoph Kuckelkorn, Präsident des Festkomitees Kölner Karneval, bestellte als Dienstwagen im Jahr 2022 den vollelektrischen Ford Mustang Mach-E aus amerikanischer Produktion. Damals bot Ford in Europa noch keine vollelektrischen Fahrzeuge an. Auch die Baggagewagen im Kölner Rosenmontagszug sind Ford Transit. Der Kölner Kardinal Rainer Woelki fährt nach Auskunft seines Pressesprechers einen Audi.
Der 1. FC Köln fährt geschlossen Ford
Die Polizei in Köln setzte wie im restlichen NRW eine Zeit lang neben dem Kleinbus Mercedes Vito auf den Van Ford S-Max. Dieser ist zwar noch im Einsatz, dürfte aber mit der Zeit die Flotte der Streifenwagen verlassen. Im Frühjahr 2023 endete die Produktion des S-Max ohne Nachfolgemodell.
Beim 1. FC Köln ist man besonders treu zum kölschen Autobauer. Alle Spieler, die Geschäftsführer und das Präsidium fahren Ford, wenn auch nicht unbedingt ganz freiwillig. Ford ist offizieller Automobilpartner vom 1. FC Köln, und Sportdirektor Thomas Kessler achtet streng darauf, dass alle genannten auf Ford setzen.