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Kölner AutobauerIm Niehler Ford-Werk startet eigene Batterieproduktion

Lesezeit 4 Minuten
Bei Ford in Niehl ist eine neue Produktion für Autobatterien entstanden.

Bei Ford in Köln-Niehl ist die Produktion für Autobatterien in Serie gegangen.

Die elektrischen Antriebe für Explorer und Capri werden nun auf dem eigenen Werksgelände gefertigt mit 190 Beschäftigten und 180 neuen Robotern - ein Werksbesuch. 

Gute Nachrichten vom Kölner Autobauer Ford: Auf dem Werksgelände in Köln-Niehl ist die eigene Serienproduktion für Batterien angelaufen, die in die beiden Kölner Elektromodelle Explorer und Capri eingebaut werden. Dazu hat Ford das gesamte ehemalige Motorenwerk komplett modernisiert und in eine Produktionsanlage für Hochvoltbatterien umgebaut.

Der Schritt ist Teil der Elektro-Offensive des US-Unternehmens in Europa. Rund zwei Milliarden Dollar hat die amerikanische Mutter in den Standort Köln in den vergangenen Jahren investiert, um das Traditionswerk auf Mobilität zu trimmen. Der Bau einer eigenen Batteriefertigung ist dabei einer der letzten Schritte. Zu den konkreten Kosten des Umbaus wollte sich das Unternehmen nicht äußern.

Die neue Anlage ist komplett digitalisiert und produziert Batterien in drei verschiedenen Größen für die zwei E-Modelle: zwei größere und eine kleinere Variante für den Stadtverkehr.

Bei Ford in Niehl ist eine neue Produktion für Autobatterien entstanden.
Im Bild Betriebsleiter Tobias Sender

Werksleiter Tobias Sender

„Die neue Produktion ist nicht nur günstiger, weil sie Transportkosten spart, denn wir müssen die Batterien nur wenige Meter ins Ford Cologne Electric Vehicle Center zum Einbau bringen“, sagt Werksleiter Tobias Sender beim Rundgang durch „Halle W“. Die Fertigung   ermögliche darüber hinaus auch mehr Flexibilität bei der Stückzahl, und „die Kontrolle der Qualität liegt nun ebenfalls komplett bei uns.“

Beide Modelle, Explorer und Capri, werden auf der MEB-Plattform von Volkswagen gebaut. Entwickelt wurden das Design, Innenleben und Teile der Technik zwar in Köln, aber die Grund-Komponenten wie eben die fertige Batterie, liefert bislang VW. Nun werden die Teile des chinesischen Zulieferers Catl in Köln zum Antrieb zusammengebaut. Insgesamt 190 Mitarbeiter wurden dazu weiterqualifiziert – besonders intensiv im Gefahrenbereich Hochvolt.

180 neue Roboter und autonome Transportfahrzeuge

An ihrer Seite drehen 180 neue Roboter des japanischen Herstellers Fanuc ihre Arme im Takt. Sie schweißen, kleben und schrauben das Batteriegehäuse zusammen und bestücken dieses mit bis zu zwölf jeweils etwa 30 Kilogramm schweren Modulen. 480 Kilogramm wiegt die fertige Batterie, die später nebenan in Explorer und Capri eingebaut werden. Autonom fahrende Transportfahrzeuge unterstützen die einzelnen Produktionsschritte und bringen Teile geräuschlos zur nächsten Station. Insgesamt ist es in der Halle, die zu einer der älteren auf dem Gelände gehört und in der Lange Verbrenner-Motoren gefertigt wurden, mittlerweile erstaunlich ruhig.

„Es ist enorm, wie sich die Technik weiterentwickelt hat und welche Schritte der Automatisierung heute möglich sind“, sagt Werksleiter Sender, der schon seine Lehre bei Ford als Automechaniker gemacht hat. Im Schnitt 55 Sekunden braucht jeder Arbeitsschritt. Insgesamt werden so auf der zwei Kilometer langen Fertigungslinie rund 2775 Einzelteile zu einsetzbaren Antriebsbatterie zusammengesetzt. Immer wieder gibt es in Zwischenschritten Qualitätskontrollen, und auch beim Einbau der Hitzeschutzschilder wird immer wieder sorgfältig kontrolliert. Im letzten Teil des Prozesses wird die Batterie dann „scharf gestellt“, kann also Strom abgeben. „Die Zellen sind nach gesetzlichen Vorgaben bereits zu 23 Prozent im Vorhinein aufgeladen“.

Leichter Aufschwung beim Verkauf

Maximal 370 Batterien können im Drei-Schicht-Betrieb pro Tag gebaut werden. Derzeit wird im Zwei-Schichten gearbeitet, um die Nachfrage nach Explorer und Capri zu bedienen.

Die Kölner Modelle leiden bislang, wie nahezu die meisten Stromer unter Nachfrage-Zurückhaltung der Kunden in Sachen E-Mobilität, nachdem die Förderung noch durch die Ampel-Regierung gekappt wurde. Die Verunsicherung bei den Käufern bleibt. Allerdings zeigt die Verkaufskurve gerade wieder leicht nach oben - und auch Ford kann etwas zulegen.

11.06.2025, Köln: Bei Ford in Niehl ist eine neue Produktion für Autobatterien entstanden.

Foto: Michael Bause

Blick auf die letzten Schritte in der neuen Produktionsanlage bei Ford in Niehl.

Denn in Deutschland ist fast jeder fünfte Neuwagen mittlerweile ein E-Auto. Im Mai kamen 43.060 Batteriefahrzeuge auf die Straßen, wie das Kraftfahrt-Bundesamt (KBA) jüngst mitteilte. Das waren 44,9 Prozent mehr als im Vorjahresmonat. 239.297 Pkw insgesamt wurden im Mai neu zugelassen. Das waren 1,2 Prozent mehr als im Vergleichsmonat – immer noch ein vergleichsweises niedriges Niveau.

Bei Ford legten die Neuzulassungen zweistellig zu um 12,9 Prozent auf 8793 Pkw. Das entsprach einem Marktanteil von 3,7 Prozent, wie die „Kölnische Rundschau“ berichtete.

In den ersten fünf Monaten des Jahres sanken die Neuzulassungen insgesamt um 2,4 Prozent auf 1,15 Millionen. Für Ford aber gab es ein Plus von 5,7 Prozent. 44.145 neue Autos bedeuteten für den Autobauer einen Marktanteil 3,9 Prozent. Das ist damit Platz acht unter den Autobauern.