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QuartalszahlenWie Wirtz und Frimpong Bayers Bilanz verbessern

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Bayerkreuz wird ausgewechselt zur Meisterschaft.

Zur Meisterfeier wurde das Bayerkreuz an der Bay-Arena aufgehübscht. Jetzt poliert Bayer 04 die Bilanz des Konzerns.

Der Leverkusener Konzern stabilisiert sein Vorsteuer-Ergebnis auch mithilfe des FC Liverpool. Glyphosat, PCB und Zölle bleiben schwierige Themen.

Wenn Bayer 04 Spieler teuer verkauft, ist das auch gut für die Bayer AG. Die Fußball-GmbH wird einerseits vom Konzern kraftvoll angeschoben, muss andererseits Einnahmen abführen. In der Bilanz für das zweite Quartal machen sich die 125 Millionen Euro, die der FC Liverpool bisher für Florian Wirtz überwiesen hat, ebenso bemerkbar wie die rund 35 Millionen, die für Jeremie Frimpong vom Mersey an den Rhein geflossen sind. Im nüchternen Bilanz-Deutsch las sich das am Mittwochmorgen so: „Das bessere Ergebnis (...) lag vor allem an Transfereinnahmen durch einige Fußballballspieler.“ Auf Nachfrage erinnerte Bayers Finanzvorstand Wolfgang Nickl daran, dass sich auch schon der Transfer von Kai Havertz in die Premier League erkennbar niedergeschlagen hatte. Vor fünf Jahren bezahlte der FC Chelsea zunächst rund 80 Millionen Euro für den Kicker. 

Dass eine kleine Tochterfirma wie Bayer 04 dem Konzern nicht aus der Bredouille helfen kann, erwies sich bei Vorlage und Kommentierung der Quartalszahlen aber auch. Bayer-Chef Bill Anderson und Finanzvorstand Wolfgang Nickl konnten lediglich eine minimale Umsatzsteigerung auf knapp 10,8 Milliarden Euro vermelden, das Ergebnis vor Sondereinflüssen war mit knapp 2,1 Milliarden Euro minimal rückläufig – trotz der außerordentlichen Transfereinnahmen. Die zuletzt schlecht verdienende Agrochemie konnte ihr Ergebnis zwar deutlich verbessern, dafür sackten die Profite in der Pharmasparte ab, mit rezeptfreien Arzneien konnte Bayer mehr Profit erzielen als im vorigen Jahr. Die Margen in den drei Sparten sind mit 26 Prozent in der Agrochemie, 27 Prozent bei Pharma und 23 Prozent bei rezeptfreien Präparaten befriedigend.

Binnen eines Jahres 7000 Jobs weniger

Optimistisch stimmt die Bayer-Führung die inzwischen wieder gut gefüllte Pharma-Pipeline, in der Agrochemie, die knapp die Hälfte zum Bayer-Umsatz beiträgt, setzt Konzernchef Anderson auch auf Effizienzprogramme, also weiteren Stellenabbau. Ein Rahmenplan sei mit den Vertretern der Arbeitnehmer ausverhandelt. Im Vergleich zum Sommer 2024 hat der Konzern ziemlich genau 7000 Jobs gestrichen: Damit beschäftigt Bayer weltweit noch knapp 90.000 Personen. 

Liverpools Florian Wirtz geht während der Partie FC Liverpool gegen Athletic Bilbao über den Platz.

Florian Wirtz hat sich in Liverpool schnell eingelebt. Die Transfereinnahmen helfen dem Bayer-Konzern.

Die mit der Monsanto-Übernahme geerbten Themen Glyphosat und PCB bestimmen weiter die Agenda. Dass Bayer noch mehr Geld für Klagen zurücklegen muss und entscheidende Urteile im Glyphosat-Komplex noch länger auf sich warten lassen, drückt die Stimmung. Die mehrgleisige Strategie, der juristischen Angriffe Herr zu werden, kostet permanent Geld. Die meisten Rechtsstreitigkeiten über die Frage, ob Glyphosat krebserregend ist und Bayer auf der Verpackung von Round-Up und Co. auf dieses Risiko hätte hinweisen müssen, würden „durch Vergleiche innerhalb oder außerhalb der Gerichtssäle beigelegt. Sind diese im Unternehmensinteresse und im Sinne unserer Strategie, ziehen wir sie in Erwägung“, sagte Anderson. Auf diese Weise habe Bayer vor kurzem „tausende Fälle beigelegt – und zwar zu niedrigen Durchschnittskosten“. Was darunter genauer zu verstehen ist, wollte er aus taktischen Gründen nicht verraten.

Distanz zu Glyphosat wächst

Immer deutlicher distanziert sich der Vorstandschef von dem Allround-Unkrautvernichter. Glyphosat sei ein „älteres, nicht besonders profitables Produkt“ – einerseits. Andererseits seien vor allem Farmer auf dem amerikanischen Kontinent auf das Breitband-Herbizid angewiesen, so der Texaner. Einen echten Ersatz dafür hat Bayer nicht im Programm. Icafolin sei zwar „ein mögliches neues Blockbuster-Molekül im Bereich Herbizide“, dessen Zulassung die Leverkusener in den USA, Kanada, Brasilien und der EU beantragt haben. Aber keine Eins-zu-Eins-Alternative.   

Bleiben die Probleme, die Andersons Landsmann Donald Trump Bayer beschert: Was der pauschale 15-Prozent-Zollsatz den Konzern kostet, sei schwer zu beziffern. Eine weitere Schwierigkeit liege in den durch Trumps Wirtschaftspolitik schwankenden Wechselkursen. Allein im zweiten Quartal hätten Währungseffekte den Umsatz mit 550 Millionen Euro belastet, gab Finanzchef Nickl einen Eindruck von der Dimension. Um für Trump-Kapriolen gerüstet zu sein, „haben wir sehr effektive und flexible Arbeitsgruppen eingerichtet, die in diesem Umfeld schnell reagieren können“.