Das Minus liegt laut Landesverband Erneuerbare Energien (LEE NRW) im ersten Halbjahr 2025 bei 20 Prozent.
Nach zwei RekordjahrenSolar-Ausbau in NRW schwächelt – bis auf Balkonkraftwerke

Balkonkraftwerke sind in Nordrhein-Westfalen weiterhin sehr beliebt. Jede fünfte Anlage, die bundesweit installiert wird, entfällt auf das bevölkerungsreichste Bundesland.
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Der Solar-Ausbau in Nordrhein-Westfalen schwächelt. Nach den Rekordjahren 2023 und 2024, die vor allem durch den Boom bei Photovoltaik-Anlagen auf Hausdächern zustande kamen, liegt das Minus im ersten Halbjahr 2025 bei rund 20 Prozent gegenüber dem Vorjahreszeitraum. Vor allem der Ausbau auf den Freiflächen bleibt hinter den Erwartungen zurück.
Landesweit sind bis Mitte des Jahres knapp 90.000 Photovoltaik-Anlagen mit einer Leistung von 940 Megawatt neu in Betrieb gegangen, so der Landesverband Erneuerbare Energien (LEE NRW). Im Vergleich der Bundesländer liegt NRW nach Bayern (1.943 MW) und Baden-Württemberg (1.039 MW) auf Rang drei.
Interesse an Solaranlagen auf Hausdächern schwindet
„Der Solar-Ausbau liegt auch bundesweit bis zur Jahresmitte ein gutes Stück hinter dem Vorjahresniveau. Dass diese Entwicklung an NRW nicht spurlos vorbeigehen würde, war zu erwarten. Das Land hat sich bisher überproportional auf die privaten Investitionen auf Hausdächern verlassen, um seine Ziele zu erreichen“, sagt Christian Vossler, Geschäftsführer des LEE NRW. „Da diese Investitionsbereitschaft anscheinend zurückgeht, muss auf der Freifläche, bei Gewerbeanlagen und bei landeseigenen Liegenschaften deutlich mehr passieren.“
Nur langsam in Schwung kommt der Bau von Freiflächenanlagen. Zwölf Prozent der neu installierten Leistung entfallen auf diesen Bereich. In Bayern waren es im ersten Halbjahr rund 57 Prozent. Das erklärt den deutlichen Vorsprung Bayerns beim Solar-Ausbau.
Für den zügigeren Ausbau auf der Freifläche ist aus Sicht des LEE NRW eine stärkere Unterstützung der Kommunen bei der Genehmigung und der Planung notwendig. Die Fördertöpfe, die von der Landesregierung zuletzt für klassische Freiflächenanlagen und Agri-Photovoltaik-Projekte bereitgestellt wurden, hätten sich schnell geleert. „Sie sollten so schnell wie möglich wieder aufgefüllt werden“, so Vossler.
Solarpflicht in der Bauordnung zeigt nur wenig Wirkung
Für den Solar-Ausbau sei nicht nur das Wirtschaftsministerium verantwortlich, auch Umwelt- und Bauministerium seien gefordert: Der LEE NRW kritisiert, dass es keine einheitlichen Regeln für ökologische Ausgleichsmaßnahmen bei Photovoltaik-Projekte gibt. Auch die in der NRW-Bauordnung verabschiedete Solarpflicht habe bisher nicht die gewünschte Wirkung gezeigt.
Der LEE NRW setzt darauf, dass das Tempo beim Solar-Ausbau wieder anzieht: „Nicht nur aus Klimaschutzgründen, sondern auch volkswirtschaftlich ist es notwendig, den Ausbau speziell im Industrieland NRW voranzubringen. Wir müssen eine Nähe von Erzeugung und Verbrauch schaffen. Das entlastet die Netze und senkt die Kosten“, sagt Vossler.
Das Interesse an einer eigenen Solaranlage ist weiterhin groß. In der ersten Jahreshälfte sind mehr als 46.000 neue Balkonkraftwerke ans Netz gegangen, ein Plus von 4.000 gegenüber dem Vorjahreszeitraum. Etwa jedes Fünfte, das bundesweit installiert wird, entfällt auf NRW.
Nach der NRW-Analyse sind bis Mitte des Jahres in den Kreisen Steinfurt (44 MW), Borken (41 MW) und Soest (38 MW) bislang die meisten Solaranlagen neu installiert worden. Bei den Großstädten liegen die Städteregion Aachen (23,2 MW), Mönchengladbach (19,3 MW) und Köln (18,9 MW) vorn. Betrachtet man die installierte Leistung pro Kopf, so hat die Sauerland-Gemeinde Fröndenberg mit 790 Watt pro Einwohner den Spitzenplatz inne, gefolgt von Extertal (557 Watt pro Kopf) und Weeze (540 Watt pro Kopf).
Batterie-Großspeicher haben noch Seltenheitswert
Erstmals hat der LEE NRW auch die Zahl der solaren Batteriespeicher ermittelt: Danach sind bis Mitte des Jahres 52.200 Speichereinheiten mit einer Leistung von 404 Megawatt neu in Betrieb gegangen. Das Gros davon entfällt auf kleinere private Batteriespeicher: Speicher mit einer Leistung von bis zu 15 Kilowatt, wie sie im privaten Betrieb üblich sind, machen 98 Prozent der Speicheranlagen aus. Großspeicher haben noch Seltenheitswert. Nur 46 Speicher bringen überhaupt eine Leistung über 50 kW, machen aber knapp 30 Prozent der gesamten Leistung aus.
Aus Sicht des LEE NRW muss sich daran schnellstens etwas ändern: „Die Landesregierung wäre gut beraten, für einen schnelleren Ausbau von größeren Batteriespeichern mehr Druck auf die Netzbetreiber auszuüben. Die Speicher sind ein unverzichtbarer Baustein, um mehr steuerbare, flexible Einheiten in das Stromversorgungssystem zu bringen. Nebenbei vergünstigen sie den Strompreis“, sagt Vossler.