350 Gäste waren bei der Award-Verleihung der Kölner Stadt-Anzeiger Medien. NRW-Ministerpräsident Wüst appelliert an die Tatkraft in der Region und schickt deutliche Appelle nach Berlin.
WirtschaftsnachtUnternehmer feiern „Superkraft im Rheinland“

NRW-Ministerpräsident Hendrik Wüst (CDU) war der diesjährige Ehrengast der Wirtschaftsnacht Rheinland.
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Großes Kino in den MMC-Studios in Ossendorf: 350 Gäste und die Gewinner von drei Auszeichnungen für innovative Unternehmen aus der Region haben am Mittwochabend der Krise getrotzt und ein Event der Zuversicht mit Leben und Ideen gefüllt. Allen voran fand NRW-Ministerpräsident Hendrik Wüst (CDU) deutliche Worte, um Aufbruchstimmung zu senden und zugleich politische Botschaften Richtung Berlin zu platzieren: „Mein Gefühl ist: Die Wirtschaftswende in Deutschland ist gestartet. Eine verlässliche Energiepolitik ist für die Zukunft des Industrielands Nordrhein-Westfalen existenziell“, sagte Wüst.
Er begrüße den Stahldialog des Kanzlers am Donnerstag. „Wir müssen unsere Stahlindustrie in Europa vor unlauteren Methoden schützen. Ein zeitlich befristetes Zollkontigentsystem könnte eine Lösung sein“, so der Ministerpräsident.

Imposanter Rahmen für die vierte Wirtschaftsnacht: Gefeiert wurde in den MMC-Studios in Köln-Ossendorf.
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Wüst war Ehrengast der Wirtschaftsnacht Rheinland. Das Netzwerkevent fand im Coloneum in Ossendorf statt – einem imposanten Veranstaltungsort. Dort versammelten sich auf Einladung der Kölner Stadt-Anzeiger Medien zum vierten Mal prominente Wirtschaftsköpfe, Entscheider und Kreative aus der Stadt und der Region.
Neben den Gastgebern, Herausgeberin Isabella Neven DuMont und Herausgeber Christian DuMont Schütte, DuMont-Vorstandschef Christoph Bauer, Kölner Stadt-Anzeiger Medien-Geschäftsführer Thomas Schultz-Homberg und Chefredakteur Gerald Selch waren unter anderem Unternehmer Patrick Adenauer, KD-Chefin Nina Luig, Flughafenchef Thilo Schmid sowie die Chefs der Kölner Sparkassen Ulrich Voigt und Thomas Pennertz (designiert) dabei.

Herausgeberin Isabella Neven DuMont und Unternehmer Patrick Adenauer
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Der glamouröse Rahmen hat einen substantiellen Mittelpunkt, denn bei dem Netzwerktreffen geht es vor allem um die Verleihung der Wirtschaftsnacht-Awards an bemerkenswerte rheinische Unternehmen. Die Veranstaltung hat eine klare Botschaft: In von Unsicherheit und Wandel geprägten Zeiten möchten die Kölner Stadt-Anzeiger Medien Projekte, Ideen, aber vor allem auch Menschen sichtbar machen, die mit Tatkraft und Mut vorangehen. Das Motto „Mission: Possible – Zeit für neue Held:innen“ griff auch Regierungschef Wüst auf. Diese erkenne man nicht an den Umhängen, sondern an ihrer Haltung und an ihrem Handeln – optimistisch und pragmatisch, so Wüst: „Die Dinge anpacken, immer auch mit einem kleinen Augenzwinkern, nicht klagen, sondern machen, das ist hier im Rheinland schon immer die Superkraft.“ Wüst erhielt für seine Appelle deutlichen Applaus und war auch beim anschließenden Get-together häufig Thema der Gespräche.
Kölns neuer OB hatte Premiere
Ebenfalls mit großer Aufmerksamkeit wurde der Auftritt von Torsten Burmester (SPD) verfolgt. Kölns neuer Oberbürgermeister ist knapp eine Woche im Amt und gab eine prägnante Premiere: „Ich bin angetreten, um die Kölner Wirtschaft noch stärker zu machen. Das bleibt die wichtigste Aufgabe in meiner Amtszeit.“ Mit Blick auf die inzwischen angekündigte Haushaltssperre fügte er hinzu: „Sie ist eine wichtige Finanzierungsquelle für die Stadt Köln und für den städtischen Haushalt.“ Burmesters Blick ging aber auch über die Region hinaus. Er begrüße die Initiative von Wirtschaftsministerin Katherina Reiche für einen Industriestrompreis. „Es braucht jetzt diese Industriepolitik, die Kosten senkt und Investitionsanreize schafft.“ Sein Zielbild formulierte Burmester so: „Wenn wir alle auf staatlicher Ebenen an einem Strang ziehen, dann werden wir diese schwierige wirtschaftliche Situation in unserem Land, in Köln, stoppen können.“

Stadt-Anzeiger-Chefredakteur Gerald Selch und OB Torsten Burmester
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Sinnbildlich verkörperten indes die tatsächlichen Preisträger des Abends diese Zuversicht. Beim vierten Mal Wirtschaftsnacht-Awards kann man von Tradition sprechen – und die besagt, dass besonders innovative Unternehmen aus der Region geehrt werden. In diesem Jahr wurden sie in den Kategorien Gründung, Tech und Nachhaltigkeit vergebe. Dazu kommt eine Auszeichnung, für die man sich aber nicht bewerben kann: Die Kategorie „Diversität“ und Inklusion ehrt besonderes soziales, nachhaltiges und/oder integratives Engagement.
Preise in drei Kategorien
Freilich sind diese Themen für die Jury auch unternehmerisch verwoben bei der Vergabe, Ressourcenschonung fest in der Prämierungsroutine verankert: Die Firma Circulamed konnte sich in der Kategorie „Nachhaltigkeit“ durchsetzen. Die in Bonn ansässige GmbH hat ein Kreislaufkonzept entwickelt, das Digitalisierung, Nachhaltigkeit, Ressourcenschonung und Gesundheitsversorgung verbinden soll und das Abfallmanagement in Kliniken standardisieren will. Laudator Stephan Ortlof, Vorstand der Sparkasse Köln-Bonn, hob hervor, dass Circulamed ein Modell geschaffen habe, in dem wirtschaftliche Effizienz, Kosten- und Bürokratiereduzierung realisiert werde. Schlicht das Ziel jeden Unternehmens derzeit: „Nachhaltigkeit und Geschäftssinn widersprechen sich nicht, sondern verstärken einander“, so Ortlof.
In der Kategorie „Gründung“ setzte sich das Biotechnologie-Start-up Detechgene GmbH gegen starke Konkurrenz bei der Jury durch. Die beiden Kölner Reza Esmaillie und Robin Bayer haben einen PCR-Test entwickelt, der nicht nur Coronaviren, sondern auch Bakterien oder Pilze erkennt. Köln-Business-Geschäftsführer Manfred Janssen sagte in seiner Ehrungsansprache, Detechgene verbessere die medizinische Versorgung, wo sie am dringendsten gebraucht werde. „Die enge Zusammenarbeit mit Kliniken und der konsequente Fokus auf gesellschaftlichen Nutzen haben die Jury überzeugt.“
Künstliche Intelligenz hilft Gehörlosen
Den „Tech-Award“ durfte schließlich die Alangu GmbH entgegennehmen. Das Softwareunternehmen will Gebärdensprachübersetzung für Gehörlose weltweit anbieten und ihnen so mehr Teilhabe ermöglichen. Geschäftsführer Alexander Stricker entwickelte mit einem Team aus gehörlosen und hörenden Mitarbeitenden einen Avatar, der mithilfe künstlicher Intelligenz funktioniert. „Alangu zeigt, dass KI nicht nur wirtschaftlichen Wert hat, sondern bei der Lösung von gesellschaftlichen Hürden und Inklusionsthemen hilfreich ist“, sagte Laudatorin Miriam Mertens vom Kölner Tech-Start-up Deepskill.

Der Sonderpreis ging an den Verein „Süße Zitronen“.
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Um Unterstützung und Inklusion dreht sich auch alles beim Sonderpreis der Kölner Stadt-Anzeiger Medien, der in diesem Jahr an „Süße Zitronen“ geht. Der gemeinnützige Verein ist eine Initiative von Eltern, deren Kinder mit einer Behinderung oder chronischen Krankheit leben, und der anderen Eltern helfen möchte. Die Teammitglieder beraten nicht nur, sondern helfen auch bei Anträgen und vermitteln Kinderbetreuung oder Haushaltshilfen. Herausgeberin Isabella Neven-DuMont, die auch Vorstandsmitglied von „wir helfen“ ist, sprach sichtlich bewegt über das Engagement als „bestes Beispiel gelebter Inklusion“.
„Der Verein Süße Zitronen trägt dazu bei, dass ein buntes und vielfältiges Köln entstehen kann, eine Stadt, in der die unterschiedlichen Fähigkeiten und Bedürfnisse junger Menschen nicht als Abweichung, sondern als wertvolle Ressource angesehen werden“, sagte die Laudatorin. Auch Ministerpräsident Wüst hebt zum Ende des Bühnenprogramms nochmal auf das zentrale Thema des Abends ab: „Wir gehen entschlossen den Weg von der Kohle zur KI. Und wir haben mutige Menschen in unserem Land, die aus Ideen neue Chancen machen.“

