Die Besitzerin des Hundes, der die Schafe attackierte, ist noch immer unbekannt. Herdenschutzhunde könnten solche Angriffe verhindern, sind aber teuer.
Hundebesitzerin flüchteteSchafe in Lohmar angegriffen – Schutzhunde sind teuer und oft unbeliebt

Schäfer Simon Darscheid wird aus Kostengründen keine neuen Herdenschutzhunde mehr kaufen können.
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Das von einem Hund in Lohmar angegriffene Schaf hat am Samstag gesunde Zwillinge zur Welt gebracht. Aufgrund der schweren Kopfverletzungen durch die Bisse hatte Schäfer Thomas Schneider eine Fehlgeburt befürchtet. „Das Mutterschaf mit seinen beiden Lämmern ist zurzeit auf der Weide. Wir geben ihm die Ruhe, die es jetzt braucht.“ Die Besitzerin des Hundes, der auf der Weide in der Wahner Heide die Schafe angegriffen hatte und die nach der Attacke mit ihrem Hund geflüchtet war, habe sich bis jetzt nicht bei ihm gemeldet. Ein weiteres Schaf wurde so schwer verletzt, dass es eingeschläfert werden musste.
Anwohner beschweren sich über das laute nächtliche Bellen der Herdenschutzhunde für Schafe
Ein Schutzhund hätte den Angriff abwehren können, doch Schneider besitzt solche Tiere nicht. „Sie bereiten Probleme, weil viele nicht verstehen, was ihre Aufgabe ist und wie sie diese erledigen.“ So hätten sich immer wieder Menschen darüber beschwert, dass die Hunde laut bellten. Das sei aber wichtig, damit potenzielle Angreifer gewarnt würden. Manu Gardeweg aus Lohmar bekam aus diesem Grund schon Briefe vom Ordnungsamt. Sie sollte ihren Hütehund Zhiva abends ins Haus holen, damit er durch sein Bellen nicht die Nachtruhe störe.

Schäfer Simon Darscheid züchtet Ostfriesche Milchschafe. Es sind drei Farbschläge bekannt: weiß, schwarz und gescheckt. Der weiße Farbschlag ist mit Abstand am weitesten verbreitet.
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Simon Darscheid aus Hennef bestätigt dies. Der Bezirksvorsitzende des Bergischen Schafzüchterverbandes nennt aber noch andere Gründe, warum die Anschaffung von Herdenschutzhunden problematisch sein könnte. Ein Wächter auf vier Pfoten koste 6000 Euro in der Anschaffung, hinzu kämen 2000 Euro pro Jahr für Verpflegung, Versicherung und Arzt. Wie alle regionalen Erzeuger müsse er auf die Kosten achten. „Wir kommen an die Preise der Anbieter zum Beispiel aus Neuseeland nicht heran“, erläutert Darscheid. Viele Verbraucher kauften zum Glück noch immer gezielt Fleisch von Schafen aus der Region. Das sichere den heimischen Betrieben das Überleben. Doch der Wettbewerb bleibe im Markt.
Pyrenäenberghunde haben das Leben der Schafe auf der Weide vor den Angriffen der Wölfe gerettet
„Meine beiden Pyrenäenberghunde haben in den letzten fünf Jahren tapfer das Leben meiner Schafe vor Wölfen gerettet“, betont er. Acht und neun Jahre sind die beiden Weibchen alt. Bei Wind und Wetter können sie nicht mehr auf den Weiden in den Tälern die Schafe vor Angriffen beschützen. Die Herdenschutzhunde bräuchten nachts die Nähe des schützenden Stalles. „Sie sind halt nicht mehr die Jüngsten. Schweren Herzens habe ich mich aber wegen der Kosten entschlossen, keine neuen Hunde mehr anzuschaffen“, berichtet er.

Ein Lamm der Ostpreußische Skudde leckt an einem Salzstein. Es gehört zu den ältesten Hausschafrassen und steht auf der Roten Liste der bedrohten Nutztierrassen.
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Jetzt wolle er überlegen, wie er die Tiere vor Wolfsangriffen schütze. Fest stehe, dass diese Raubtiere inzwischen immer höhere Zäune übersprängen. Es müsse endlich eine gesetzliche Regelung her, die Schäfer schütze: „Wir sind ein Kulturgut und betreiben Landschaftspflege.“ Dieser Aspekt werde viel zu wenig berücksichtigt. So könne zum Beispiel Wolle nicht mehr verkauft werden. „4,50 Euro zahle ich pro Schaf fürs Scheren, hinzu kommen 600 Euro pro Tonne für die Entsorgung der Wolle“, zählt Darscheid auf.
In den vergangenen Jahren hätten 27 Betriebe im Umfeld des Leuscheider Wolfsrudels aufgegeben. Die Schäfer hätten sich teure Herdenschutzhunde nicht leisten können. Darscheid züchtet Ostfriesische Milchschafe. Im Jahr 2017 hat er den 1990 von seinen Eltern gegründeten Betrieb in Hennef übernommen. 200 Tiere stehen zurzeit auf der Weide. Fünf Ostpreußische Skudden kommen hinzu. Sie hat er von einem kleinen Züchter übernommen, der aufgegeben hat. Diese Rasse wolle er aber nicht weiterzüchten: „Ich bleibe bei meinen Ostfriesen.“