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100 Ideen für Köln„Von Frauen geführten Einzelhandel fördern“

Lesezeit 5 Minuten
Blick in die Innenstadt: Immer mehr große Ketten statt inhabergeführter Geschäfte.

Blick in die Innenstadt: Immer mehr große Ketten statt inhabergeführter Geschäfte.

Marie-Christine Frank will mit einer Initiative Frauen helfen, ihre eigenen Geschäfte in der Innenstadt und in den Veedeln zu eröffnen.

Marie-Christine Frank ist Gründerin der Kölner Kommunikationsberatung und PR-Agentur Drei Brueder und Initiatorin des Macherinnen-Netzwerks, des größten Business-Netzwerks für Frauen in Köln.

Was ist meine Idee für Köln?

Ich wünsche mir für Köln eine Initiative, die den inhaberinnengeführten Einzelhandel in Köln fördert und stärkt. Mit dem Projekt „Female Owner Cologne“ sollen Frauen dabei unterstützt werden, ihre eigenen Geschäfte in der Innenstadt und in den Veedeln zu eröffnen. Gleichzeitig soll es bestehenden Inhaberinnen zu Sichtbarkeit und Anerkennung verhelfen. Ziel ist es, mithilfe von Gewerbeflächen, zeitlich begrenzten Mietzuschüssen, Zugang zu Netzwerken und einem Mentoring-Programm mehr Frauen dauerhaft in die Einkaufsstraßen zu bringen – mit eigenem Geschäft, eigenem Konzept, sichtbarer Präsenz.

Gleichzeitig soll die Initiative dem langsamen Sterben des lokalen Einzelhandels in Köln entgegenwirken. Das Projekt kombiniert wirtschaftliche Förderung mit Gleichstellung und Stadtbelebung. Ein Schaufenster-Aufkleber („Female Owner Cologne“) macht die teilnehmenden Läden öffentlich sichtbar. Wer Inhaberinnen unterstützen möchte, kann sich dadurch schnell orientieren. Ergänzend könnte auf einer zentralen Website auch eine Plattform entstehen, auf der die Produkte und Angebote aller teilnehmenden Female Owner gebündelt präsentiert und zum Verkauf angeboten werden.

Warum ist meine Idee gut für Köln?

Köln verliert zunehmend inhabergeführte Geschäfte – das Stadtbild wird austauschbarer. Gehen Sie einmal über die Hohe Straße und schauen sich um: Ein Süßigkeiten-Laden reiht sich an den nächsten, Billig-Konzepte bestimmen das Straßenbild. Hier halte ich mich nicht gerne auf. Auch in den Veedel-Zentren greift dieses Problem zunehmend um sich. Kleine Geschäfte mit lokalen Inhaberinnen und Inhabern geben auf und werden durch anonyme Ketten, Ein-Euro-Shops oder das x-te Café ersetzt. Gleichzeitig liegt der Anteil von Frauen an allen Gründenden bei nur circa 19 Prozent. „Female Owner Cologne“ setzt genau hier an: Die Initiative bringt nicht nur Vielfalt und Leben zurück in Veedel und Innenstadt, sondern stärkt gezielt eine unterrepräsentierte Zielgruppe.

Studien zeigen eindeutig: Divers geführte Unternehmen sind widerstandsfähiger, nachhaltiger und wirtschaftlich erfolgreicher. Gründerinnen generierten in einer Studie der Boston Consulting Group aus jedem investierten Dollar mehr Umsatz als ihre männlichen Kollegen. Die besten Voraussetzungen für erfolgreiche Gründerinnen. Auch in Köln. Gleichzeitig schafft das Projekt neue Vorbilder für junge Frauen und macht Köln zu einem Ort, in dem weibliches Unternehmertum nicht dem Zufall überlassen, sondern gefördert wird.

Andere Länder und Städte zeigen, dass Vielfalt im Handel das Stadtbild beleben kann: München hat Pop-up-Flächen gezielt weiblichen Kreativen und frauengeführten Marken zur Verfügung gestellt. In Wien fördert die Initiative „Do Something Great Society“ handwerkliche Projekte und kleine Boutiquen. Auch Rom hat heute eine lebendige Szene von kleinen, inhabergeführten Läden, die durch lokale Netzwerke unterstützt werden. Köln kann mit dieser Initiative ein sichtbares Zeichen setzen – für Gleichstellung, Gründergeist und die Zukunft des Einzelhandels.

Wie könnte die Umsetzung gelingen?

Die Umsetzung ist machbar, wenn etablierte Akteure zusammenarbeiten: Die Stadt Köln identifiziert über die Wirtschaftsförderung Köln-Business dauerhaft oder temporär nutzbare Pop-up-Flächen für eine Zwischennutzung. Bewerberinnen erhalten dort zeitlich begrenzte Mietzuschüsse für eine Test- und Aufbauphase. Parallel wird ein Mentoring-Programm etabliert, bei dem erfahrene Unternehmerinnen und Unternehmer aus der Region den Gründerinnen zur Seite stehen. Das Label „Female Owner Cologne“ sorgt für mediale und lokale Sichtbarkeit – über Schaufenster, Online-Karte und Storytelling in Social Media. Die Teilnahme erfolgt über eine einfache Bewerbung mit einem Kurzkonzept. Partner wie die Hochschulen, Stadtmarketing Köln, Netzwerke wie die Macherinnen und die IHK sichern die fachliche Qualität. Ein Pilotprojekt mit drei bis fünf Läden wäre ein guter Start. Geschäfte, die gut laufen und das mit Zahlen belegen können, erhalten eine weitere Förderrunde und einen längerfristigen Mietvertrag und etablieren sich so in der Stadt. Auch etablierte Geschäfte können dauerhaft Teil der Initiative sein und von der Sichtbarkeit des Labels profitieren.

Welche Ressourcen oder Beteiligten braucht es dafür?

Zur Umsetzung braucht es die enge Zusammenarbeit zwischen Stadt, Wirtschaft und Zivilgesellschaft – und den Willen, gemeinsam weibliche Erfolgsgeschichten zu ermöglichen. Die Immobilienwirtschaft könnte unterstützen, indem sie unkompliziert Zwischennutzungen erlaubt. Im knappen städtischen Haushalt muss die Finanzierung gesichert werden – dabei sollte der erhebliche Nutzen durch steigende Gewerbesteuereinnahmen sowie mehr Besucher in Innenstadt und Veedeln dank eines attraktiven Einzelhandels stark ins Gewicht fallen. Die Initiative braucht aber noch etwas anderes: einen richtig tollen kölschen oder deutschen Titel, der besser zur Stadt und zu den Menschen passt. Bis er gefunden ist, ist „Female Owner Cologne“ der Arbeitstitel. Ideen sind willkommen.

Aufgezeichnet von Hendrik Geisler


Zur Serie „100 Ideen für Köln“

„100 Ideen für Köln“ ist die neue Serie des „Kölner Stadt-Anzeiger“, die der Stadt neue Impulse verleihen soll: „100 Ideen für Köln“. Was muss passieren, damit die viertgrößte Stadt Deutschlands mit ihrer Strahlkraft in die Region zukunftsfähig bleibt? Was ist dringend zu verbessern? Was fehlt in dieser Stadt? Im Vorfeld der Kommunalwahl am 14. September sammeln wir besten Vorschläge, Lösungen und Visionen – auch als Inspiration für die künftige Stadtspitze. Dazu fragen wir nicht nur prominente Vertreter der Stadtgesellschaft, sondern auch Sie, liebe Leserinnen und Leser: Wenn Sie an die Stadt Köln und die aktuellen Probleme und Herausforderungen denken: Was ist aus Ihrer Sicht das Wichtigste, was passieren müsste, dass sich etwas zum Besseren wendet? Wir möchten von Ihnen, liebe Leserinnen und Leser, erfahren, welche gute Idee Sie für Köln haben. Je konkreter, desto besser! Unsere Online-Umfrage finden Sie hier.