Meine RegionMeine Artikel
AboAbonnieren

Treuer FanKölnerin hat in 19 Jahren nur drei Haie-Heimspiele verpasst

Lesezeit 4 Minuten
Fans der Kölner Haie: Carmen, Irene, Karlheinz und Anne May (v. l.).

Fans der Kölner Haie: Carmen, Irene, Karlheinz und Anne May (v. l.).

Auch die Eltern, Schwester und der Ehemann sind Dauerkarten-Besitzer, den Finaleinzug der Kölner Haie erlebten sie als „Ekstase pur“. 

Es war Liebe auf den ersten Besuch. Seit Carmen May am zweiten Weihnachtsfeiertag 2006 zum ersten Mal ein Eishockeyspiel der Kölner Haie live in der Lanxess-Arena, die damals noch Kölnarena hieß, erlebte, verpasste sie nur drei Heimspiele der Haie. Das direkt darauffolgende und zwei um den Jahreswechsel 2013/2014 herum, damals bereitete sich die heute 33-Jährige auf ihre Abschlussprüfungen zur Bürokauffrau vor.  

An Montag erlebte May zum vierten Mal einen Finaleinzug ihres Herzensklubs, „pure Ekstase“ sei das gewesen, sagt sie. 2008 und 2013 gegen Berlin und 2014 gegen Ingolstadt reichte es für die Kölner Eishockey-Profis nicht zum Titel. Der letzte stammt aus dem Jahr 2002, da war Carmen May elf Jahre alt und noch kein Fan. Der Finalserie gegen Berlin, die am Donnerstag (17. April 2025) mit einer Auswärtspartie startet, sieht Carmen May mit großen Hoffnungen entgegen. Es sei mal wieder Zeit für den Meistertitel, findet sie.

May ist seit 2007 Dauerkartenbesitzerin, genauso wie ihr Vater Karlheinz May, der sieben Jahre später im Eifelstädtchen Kall einen Haie-Fanklub gründete, der heute mit über 130 Mitgliedern zu den größten seiner Art zählt. Auch die Mutter von Carmen May, Irene, und ihre Schwester Anne sind Dauergäste bei den Heimspielen der Kölner Haie. Die Liebe zum Eishockey verbindet die Familie bis heute, auch wenn es die Töchter längst aus der Eifel nach Köln gezogen hat.

Der Vater ist im Alltag Bestatter. Wenn die Haie spielen, tauscht er den schwarzen Anzug und das weiße Hemd gegen ein Trikot, meist jenes in Rot und Weiß. Und manchmal sieht er auch Rot. Dreimal sei er in Bayern schon aus Eishockey-Arenen geflogen, erzählt Karlheinz May. Nicht wegen Tätlichkeiten, sondern „weil ich meinen Mund nicht halten kann“. Vor allem dann, wenn es um die Rechte von Fans geht. 

Die Kölner Fans mit einer Choreo beim zweiten Spiel der Viertelfinal-Serie 2024/2025 gegen die Fishtown Pinguins aus Bremerhaven.+

Die Kölner Fans mit einer Choreo beim zweiten Spiel der Viertelfinal-Serie 2024/2025 gegen die Fishtown Pinguins aus Bremerhaven.

Zuletzt in der Halbfinalserie gegen Ingolstadt durfte er in der ersten Drittelpause nicht zurück zu dem Bierstand, an dem er sich vor dem Spiel so gut mit einer Verkäuferin verstanden hatte. Die Ordner ließen von den Kölner Fans nur die Frauen durch, aber nicht die Männer. May fand das ungerecht und hörte nicht auf, den Ordnern das zu sagen. „Und plötzlich hatten mich zwei nette Polizistinnen in Arm und es ging raus“, erzählt er: „Ich habe mich dann um die Ecke an einer Tanke rumgetrieben und das Spiel im Live-Chat verfolgt, ohne Bild.“ 

Seiner Begeisterung für die Kölner Haie und für den Eishockey-Sport können solche Erlebnisse nichts anhaben. May wird auch bei den Auswärtsspielen im Finale gegen Berlin dabei sein. Seine Familie verzichtet in der Regel aus Zeitgründen auf solche Touren. „Aber mein Arbeitgeber ist sehr kulant, die Spieltermine der Haie stehen bei uns im Kalender“, sagt May. Dass er da nicht arbeiten kann, wissen alle.

Tickets für die Auswärtsspiele im Finale in kürzester Zeit vergriffen

Einen Rauswurf in Berlin fürchtet May nicht. „Das ist ja nicht Bayern“, sagt er. Am Donnerstag gibt es 400 Plätze für Kölner Fans auf der Gästetribüne in Berlin, am Ostermontag sind es 600. Für die Verteilung dieser Tickets sind die fünf ehrenamtlichen Mitarbeiter des Fanprojekts der Kölner Haie zuständig. Unter dem Dach dieses Projekts sind rund 35 Fanklubs der Kölner Haie organisiert und damit über 1000 Intensivfans. Dauerkarten vergeben die Haie etwas mehr als 5000. Wer für die nächste Saison eine haben will, müsse sich erstmal auf der Warteliste einreihen, sagt der Fanbeauftragte Maximilian Frank. 

Er und seine Kollegen haben am Dienstag eine 14-Stunden-Schicht geschoben. Nach dem Finaleinzug am Montag quoll das Email-Postfach des Fanprojekts über. Die Auswärtstickets waren innerhalb kürzester Zeit vergriffen. Wer in dieser Saison schonmal eine normale Auswärtsfahrt mitgemacht hat, hatte ein Vorkaufsrecht. „Wer Mitte März an einem Mittwochabend auswärts dabei war, hat es auch verdient, jetzt das Finale zu sehen“, sagt Frank.

Karlheinz May freut sich schon und der Rest seiner Familie fiebert den Heimspielen entgegen. Woher kommt diese bedingungslose Begeisterung? Als er zum ersten Mal in der Arena war und auf die Nordkurve mit den besonders enthusiastischen Fans blickte, wollte er  dahin, sagt May. Jetzt hat er dort seit Jahren seinen festen Platz – und  will nicht mehr weg. Er mag die Schnelligkeit des Spiels, die Fairness, den Zusammenhalt der Fans. Das Haie-Motto für die diesjährigen Playoffs ist ganz in seinem Sinne: „Met Hätz un Siel zom jrosse Ziel.“ Und die Nordkurven-Bekanntschaften gefallen auch Carmen May besonders gut. Schließlich hat sie dort ihren Mann kennengelernt.