Die Kölner Haie stehen erstmals seit 2014 wieder im Finale um die deutsche Eishockey-Meisterschaft. Es kommentiert Christiane Mitatselis.
Final-Einzug der HaieGefühl, dass etwas Großes entstehen könnte

Schoss die Kölner Haie ins Finale: Siegtorschütze Justin Schütz.
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Es gibt unzählige Sinnsprüche zu den Playoffs im Eishockey. Eine bekannte Weisheit lautet, gute Playoff-Spieler seien imstande, in der entscheidenden Phase der Saison in Sachen Leistung eine Schippe draufzulegen. In diesem Sinne sind die Kölner Haie ein Kollektiv aus begnadeten Playoff-Profis. Denn von Torwart Julius Hudacek über Kapitän Moritz Müller bis Stürmer Frederik Storm – alle drehen sie in diesen Playoffs auf, als gäbe es kein Morgen, legen nicht nur eine, sondern zwei bis drei Schippen drauf. Im Gegensatz zur Hauptrunde, die der KEC auf Platz sechs abschloss.
Und das ist eine ebenso große, wie angenehme Überraschung. Während der Saison hatten sich derart rasante Verbesserungen nicht angedeutet. Es sah lange Zeit so aus, als spielten die Haie genauso, wie man sie in den vergangenen Jahren kannte: mal besser, mal schlechter – nicht konstant, vom Niveau her, allenfalls gehobene Mittelklasse. Nach dem Motto: Playoff-Viertelfinale – und Schluss. Glauben an sich selbst vermittelt. An dieser Stelle kommt Haie-Trainer Kari Jalonen ins Spiel. Der Finne, der im vergangenen Sommer als DEL-Debütant zum KEC kam, hat die Entwicklung der Haie-Mannschaft perfekt gesteuert. Er brachte den Profis ein finnisch geprägtes, auf Defensive fokussiertes System bei. Es dauerte, bis es alle verinnerlicht hatten. Im bestmöglichen Moment war es so weit – nämlich auf der Zielgeraden zu den Playoffs. Anders ausgedrückt: Der 65-jährige Coach hat es geschafft, seine Mannschaft in Bestform für die Playoffs zu bringen – und ihr außerdem einen unerschütterlichen Glauben an sich selbst und ihr System zu vermitteln. Das zeigte sich vor allem in der Art, wie die Mannschaft nach der 0:7-Niederlage beim Start in die Halbfinalserie in Ingolstadt zurückkam: Sie hatte das Debakel als Ausrutscher abgehakt, trat selbstbewusst auf und machte ihr Ding fortan so gut, dass sie sich den Finaleinzug wirklich verdient hat.
Jalonen bringt Haie voran
Und egal, wie es nun weitergeht in der Endspielserie gegen den Titelverteidiger Eisbären Berlin – schon jetzt steht fest, dass Jalonen ein Trainer ist, der den KEC entscheidend voranbringt. Mit ruhigem und klugem Coaching, guter Spielerauswahl und einer klaren Idee davon, welche Art von Eishockey seine Mannschaft spielen soll. Jalonens Vertrag in Köln läuft auch für die kommende Saison weiter, und man kann davon ausgehen, dass es im nächsten Jahr noch besser wird. Denn es wird sein zweites Jahr in der Liga sein, die er jetzt besser kennt. Aber natürlich haben die Haie und ihr Trainer vorher noch einiges vor. Die Eisbären erscheinen zwar als übermächtiger Gegner, doch man kann sicher sein: Jalonen wird ein Final-Konzept mit Hand und Fuß für seine Haie entwickeln.
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Christiane Mitatselis Köln An einem kurzen Video-Clip, den MagentaSport in den sozialen Medien gepostet hat, können sich die Haie-Fans seit Montagabend nicht sattsehen. Minute 69 der Overtime im sechsten Playoff-Halbfinalspiel am Montag zwischen Köln und Ingolstadt: Ein langer Pass auf Justin Schütz, der in Richtung Tor rauscht, abzieht – und Ingolstadts Goalie Christian Heljanko gezielt tunnelt. Sudden Death für den ERC, 3:2 für die Haie, die die Serie mit 4:2 gewinnen und zum ersten Mal seit elf Jahren wieder in einem Playoff-Finale stehen. „Justin Schütz, der Exorzist von Köln, er vertreibt den Finalfluch“, schreit der Reporter – und die 18.600 Zuschauer in der ausverkauften Lanxess-Arena rasten vor Freude aus. Ab Donnerstag spielt der KEC gegen Titelverteidiger Eisbären Berlin um die deutsche Eishockey-Meisterschaft.
Die Dramaturgie des Finaleinzugs hätte man kaum spannender entwerfen können: 0:2-Rückstand der Haie im ersten Drittel, die Kölner beißen sich zurück ins Spiel gegen den spielstarken Hauptrunden-Ersten der DEL. Diesmal sind die Haie aber nicht nur defensivstark wie in den Begegnungen zuvor, sondern auch offensiv aktiv. Und je länger das Spiel dauert, desto besser werden sie. Nachdem Kapitän Moritz Müller in der 15. Minute auf 1:2 verkürzt hat, schießt Gregor MacLeod in der 46. Minute das 2:2. In der Verlängerung sind die Haie das dominante Team. Zwei Lattentreffer landen sie, bevor Schütz trifft.
Ausgerechnet Schütz, muss man sagen. In den Playoff-Spielen zuvor hat der 24-jährige Torjäger gekämpft und geackert, manchmal schien er aber verzweifelt, denn ein Tor wollte ihm einfach nicht gelingen. Bis das Momentum, dieses kleine Stück Glück, das im Eishockey so oft den Unterschied macht, am Montag wieder bei ihm war. „Ich habe mir die ganzen Playoffs enormen Druck gemacht, und ich bin froh, dass es endlich geklappt hat“, sagte der Stürmer, der den KEC nach der Saison Richtung Mannheim verlassen wird.

Wollen wieder jubeln, wie zuletzt 2002: die Fans der Kölner Haie nach dem Gewinn der Meisterschaft 1988.
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Die Bedeutung dieses Erfolgs für die Haie ist ebenso groß wie vielschichtig: Einerseits ist da die lange Final-Flaute von elf Jahren – und die noch längere Zeit ohne Titel, die bereits 23 Jahre währt. Die vielen Fans, die mit den Haien durch die tiefen Täler der jüngeren Vergangenheit gegangen sind, durch dunkle Phasen wie den Fast-Bankrott des Vereins in der zuschauerlosen Corona-Zeit, in der sie ihre Dauerkarten spendeten, um dem Klub zu helfen. Doch immer lebte die Hoffnung auf bessere Zeiten, darauf, dass sich die Größe des bekanntesten Eishockey-Klubs des Landes eines Tages auch wieder auf dem Eis zeigen würde.
Kölner Haie: Gefühl, dass etwas Neues und Großes entstehen könnte
In diesen Playoffs ist nun das Gefühl da, dass tatsächlich etwas Neues und Großes entstehen könnte. Nicht nur, weil die Haie als Tabellensechster erst im Viertelfinale Bremerhaven, den Tabellendritten, und dann im Halbfinale Ingolstadt, den Ersten, aus dem Wettbewerb geworfen haben. Sondern auch, weil es noch nie so explosive Heimspiele in der Lanxess-Arena gab. Über all die Jahre taten sich die Kölner Profis schwer, auf der großen Bühne zu bestehen. In diesen Playoff-Tagen, in denen die Arena stets ausverkauft ist, ist das Publikum zu einer tragenden Säule der Mannschaft geworden. Enthusiastisch, manchmal fast ekstatisch peitschen die Fans die Spieler zu Höchstleistungen. Erstmals ist ein echter Heimvorteil in der Lanxess-Arena zu spüren.
Finalgegner Berlin ist in der Serie „Best of 7“, die am Donnerstag um 19.30 Uhr in der Arena am Ostbahnhof startet, klar favorisiert. Nicht nur, weil die Eisbären die Hauptrunde als Tabellenzweiter abgeschlossen haben, sondern auch wegen ihrer Routine im Gewinnen von Playoff-Finals. Zum 14. Mal stehen die Berliner im Endspiel um die deutsche Eishockey-Meisterschaft, zehnmal gewannen sie bislang den Titel. 2025 haben die Eisbären erst ein Playoff-Spiel verloren – im Viertelfinale gegen die Straubing Tigers. Ihren Halbfinalgegner Adler Mannheim fegten sie in beeindruckender Manier in vier Partien aus dem Wettbewerb – mit drei starken Sturmreihen, zu denen der Kanadier Ty Ronning gehört, der in 22 Spielen nacheinander punktete und damit den 30 Jahre alten Rekord von Peter Draisaitl verbesserte.
Die Rolle des Außenseiters nehmen die Haie sehr gern an und glauben an ihre Chance – Schütz sagte: „Wir sind der Underdog, aber wenn wir so spielen, dann können wir jeden schlagen, auch viermal.“ Für die Liga könnte es keine attraktivere Endspiel-Serie geben als das Duell zwischen diesen beiden Traditionsvereinen. Die Haie und Eisbären sind die deutschen Klubs mit den meisten Fans und Zuschauern. 14.200 Besucher passen in die Berliner Arena, die Haie werden im Finale mit 18.600 Zuschauern ausverkauft sein. Mehr Finale geht nicht.
Die Tickets für die Haie-Heimspiele am 19. April um 19 Uhr und am 23. April um 19.30 Uhr in der Lanxess-Arena waren so heiß begehrt, dass sie binnen weniger Minuten vergriffen waren. Zu Beginn des Ticketverkaufs am Dienstagmorgen um 10 Uhr waren, wie die Haie berichteten, gut 30.000 Interessenten in der Online-Warteschlange.Vor dem Fanshop im Deutzer Haie-Trainingszentrum bildete sich ebenfalls eine lange Schlange. Laut KEC-Geschäftsführer Philipp Walter hätte der Verein theoretisch so viele Tickets verkaufen können wie fürs Rheinenergie-Stadion – also 50.000 pro Partie. Und das bedeutet, dass der KEC in den Playoffs auf eine fast hundertprozentige Auslastung in der Lanxess-Arena kommt – so etwas gab es noch nie.
Die Termine in Berlin sind der 17. April (19.30 Uhr) und der 21. April (16.30 Uhr). Sollte es weitere Spiele in der Serie geben, dann würden die Begegnungen am 25. April in Berlin, am 27. April in Köln – und schließlich am 29. April bei den Eisbären ausgetragen werden. Verlängerungen werden mit Sudden Death gespielt, aber anders als in der Hauptrunde in kompletten Dritteln und mit fünf gegen fünf. Im TV sind alle Finalpartien in voller Länge bei MagentaSport zu sehen – in einem Abonnement, das monatlich abgeschlossen werden kann.
Köln Die Kölner Haie haben sich in Playoff-Finals um die deutsche Eishockey-Meisterschaft bislang zweimal mit den Eisbären Berlin auseinandergesetzt – und dabei keine guten Erfahrungen gemacht. In beiden Fällen ging der Titel in die Hauptstadt. Zum ersten Mal standen sich die beiden Teams 2008 gegenüber. Die Finalserie wurde damals im Modus „Best of 5“ gespielt. In Spiel eins in Berlin setzten sich die Eisbären, gecoacht von Pierre Pagé, mit 3:2 nach Verlängerung durch. Die Haie, trainiert von Doug Mason, gewannen das zweite Spiel vor heimischer Kulisse in der Kölnarena mit 2:1 und glichen die Serie zum 1:1 aus.
KEC: Letztmals 2014 im Finale – Niederlage gegen die Eisbären
Spiel drei in Berlin war erneut hart umkämpft, endete aber mit einem knappen 4:3-Sieg für die Eisbären. Im vierten Spiel, am 20. April in Köln, fiel dann die Entscheidung: In einem intensiven Match, das ebenfalls in die Verlängerung ging, erzielte Florian Busch den entscheidenden Treffer für Berlin. Die Eisbären gewannen mit 2:1 und wurden deutscher Meister. Fünf Jahre später kam es erneut zum Finale zwischen den beiden Vereinen – diesmal wurden die Haie von Uwe Krupp trainiert. Auch diese Finalserie wurde im Modus „Best of 5“ ausgetragen, und auch diesmal unterlagen die Haie mit 1:3. Los ging es am 14. April 2013 in Berlin. Die Eisbären entschieden das erste Spiel mit 4:2 für sich. Die Haie zeigten im zweiten Spiel in Köln eine starke Reaktion und setzten sich mit 3:1 durch. Spiel drei fand wieder in Berlin statt und wurde zur klaren Angelegenheit für die Gastgeber. Mit einem 6:3-Erfolg gingen die Eisbären in der Serie mit 2:1 in Führung. Nur zwei Tage später, am 21. April, fiel in Köln die Entscheidung: Die Eisbären gewannen auch das vierte Spiel deutlich mit 4:1 und machten den Meistertitel perfekt.
2014 erreichten die Haie unter Krupp erneut das Playoff-Finale. Gegner war diesmal der ERC Ingolstadt. Nach einer intensiven Sieben-Spiele-Serie unterlagen die Haie am Ende mit 0:2 im entscheidenden siebten Spiel in Köln – erneut eine bittere Finalniederlage. Seitdem sind elf Jahre vergangen – bis es nun zur Neuauflage des Finalklassikers zwischen den Haien und den Eisbären kommt. (cm)