Barbara Schock-Werner sorgt sich um das Museum für Angewandte Kunst Köln (MAKK) – nicht nur wegen der Haushaltssperre.
Ex-DombaumeisterinWie die Stadt Köln das renommierte Museum für Angewandte Kunst ruiniert

Barbara Schock-Werner, Kölner Dombaumeisterin a.D., vor dem Museum für Angewandte Kunst Köln (MAKK)
Copyright: Arton Krasniqi
Haushaltssperre! Ein Wort, das allen die Sprache verschlägt, denen an Köln liegt. Mir auch. Weil sich jetzt zeigt, wie groß die Finanznöte sind. Und weil jetzt alles noch schwieriger wird, was in der Stadt Geld kostet. Als ich die Sprache wiedergefunden hatte und nachzudenken begann, beschloss ich: Es hilft nichts. Du musst jetzt erst recht Posten und Position beziehen, klarmachen, was mit den Schätzen Kölns passiert, wenn die Kassen leer sind.
Ein sichtbares Drama ist die Situation am Museum für Angewandte Kunst (MAKK). Nach dem Wallraf-Richartz-Museum (WRM) ist es das zweitälteste Museum der Stadt mit Ursprüngen im 19. Jahrhundert. Die Besonderheit: Die gesamte Sammlung von Design und Kunstgewerbe – darunter ein riesiger Bestand von Jugendstil-Werken – verdankt die Stadt ihren Bürgerinnen und Bürgern. Zuletzt vermachte Professor Richard G. Winkler im Jahr 2008 dem Museum seine überragende Kollektion von europäischem und amerikanischem Design und hochkarätigen Werken der bildenden Kunst aus dem 20. Jahrhundert. Alle diese Schenkungen machen den gesamteuropäischen Rang des MAKK aus.
Musealer Platztausch
Das WRM und das Kunstgewerbemuseum haben im Lauf der Geschichte quasi den Platz getauscht. Früher stand das WRM an der Stelle des heutigen MAKK. Deshalb sitzen hier die Statuen von Ferdinand Franz Wallraf (1748 bis 1824) und Johann Heinrich Richartz (1795 bis 1861) immer noch auf ihren Podesten. Die Kunstgewerbesammlung wiederum war ursprünglich in einem attraktiven Haus an den Ringen untergebracht.
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In den 1950 errichtete der bedeutende Architekt Rudolf Schwarz errichtete der Architekt Rudolf Schwarz auf dem Gelände des ehemaligen Minoritenklosters den heutigen Museumsbau – eines der wichtigsten Werke der Nachkriegsarchitektur, das in keinem Handbuch fehlen sollte. Bekannt ist das Gebäude, das im Inneren auch einen Flügel des spätgotischen Klosterkreuzgangs integriert, nicht zuletzt für seinen Innenhof, einen der bezauberndsten Plätze der Stadt – jedenfalls so lange, wie er noch zugänglich war.
Baucontainer erschlagen optisch die Umgebung des MAKK in Köln
Bei der Grundsteinlegung für den Anbau zum neuen Wallraf-Richartz-Museums fiel der Satz, dass die Stadt Köln nur sehr schlecht mit Schenkungen umgehen könne. Das trifft leider auch auf die Situation des MAKK zu. Für die aktuelle Schmuck-Ausstellung würden in Hamburg mit dem dortigen Museum für Kunst und Gewerbe überall große Banner hängen – und die Besucher würden strömen. In Köln geht das Ganze völlig unter. Werbung? Fehlanzeige. Noch nicht mal vor dem Museum selbst.

05.11.2025, Köln: Auf den Punkt mit Barbara Schock-Werner - Sorge ums MAKK Foto: Arton Krasniqi
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Andererseits wird optisch dort seit Jahren alles durch die Baucontainer für die Sanierung des Domhotels erschlagen. 28 dieser hässlichen, grauen Kästen – ich habe eigens gezählt – stehen da, immer drei davon aufeinandergestapelt zu einem gewaltigen Riegel. Offenbar werden längst nicht mehr alle gebraucht. Die Rollläden an den Fensterluken sind ständig heruntergelassen. Und das Domhotel soll ja nun auch bald fertig sein. Aber die Container werden dann nicht etwa verschwinden, sondern sollen an diesem Platz auch in Zukunft für weitere Bauprojekte in der Innenstadt zur Verfügung stehen.

Die hinter Bauzäunen „eingesperrten“ Statuen von Ferdinand Franz Wallraf (links) und Johann Heinrich Richartz vor dem Museum für Angewandte Kunst Köln. Hier stand der Vorgängerbau des nach beiden Mäzenen benannten Kunstmuseums.
Copyright: Arton Krasniqi
Wallraf und Richartz auf ihren Sockeln werden also weiterhin auf eine hohe, graue Wand starren. Wenn sie könnten, würden sie bestimmt nur noch weinen.
Zum Heulen ist einem aber auch sonst zumute. Das MAKK ist – wie so viele Kölner Repräsentationsbauten – sanierungsbedürftig und kann deshalb überhaupt nur noch in Teilen museal genutzt werden. Als dann vor geraumer Zeit auch noch Teile der Schieferabdeckung vom Dach fielen, wurde einer der berühmt-berüchtigten Kölner Bauzäune um das Haus gezogen und der Innenhof geschlossen. Die Devise: Sperren statt reparieren.

Schutzgerüst und Bauzäune vor dem Eingang zum MAKK
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Damit ist das Trauerspiel aber noch nicht zu Ende: Das Vordach am Museumseingang, wurde festgestellt, sei instabil. Und was tut die Gebäudewirtschaft? Schraubt vor dem Eingang eine Art Schutzgerüst zusammen, das so hässlich und plump ist, dass dahinter niemand mehr ein Museum vermuten würde. Wie instinktlos kann man eigentlich sein?
Verschandelte Umgebung, drei Minuten Fußweg entfernt vom Dom
Schon vor der Haushaltssperre wurde die Sanierung des MAKK von der jetzt ehemaligen Oberbürgermeisterin aus der Prioritätenliste gestrichen. Dementsprechend passiert hier erst einmal gar nichts mehr. Durch Baucontainer, Gerüste und Absperrungen ist mittlerweile auch die gesamte Umgebung verschandelt. Wir sind hier, nicht zu vergessen, keine drei Minuten Fußweg entfernt vom Dom. Wie viel gibt die Stadt um ihr Erscheinungsbild in solch einem zentralen Areal?
Dass bei diesem Zustand nur noch wenige Menschen den Weg ins Museum finden, wundert mich nicht. Ob dahinter am Ende sogar eine Absicht steckt? Es gab schließlich im Stadtrat vor der Kommunalwahl Stimmen, die meinten, es brauche das MAKK gar nicht mehr, und ein Museum mit so wenigen Besuchern soll man vielleicht doch besser gleich ganz schließen.
Appell an den neuen Kölner Stadtrat
Ich kann an die Damen und Herren, die künftig für die Geschicke Kölns verantwortlich sind, nur appellieren: Machen Sie es besser als bisher! Natürlich weiß auch ich, dass die Stadt viele Aufgaben hat und nicht auf einmal riesige Summen über dem MAKK ausschütten kann. Aber wenn eine Familie fünf Kinder hat, werden die Eltern in der Not doch für alle sorgen – und nicht zwei einfach verhungern lassen. So ähnlich ist es mit den Museumsbauten.
Ich schlage vor, sehr schnell einen externen Projektplaner zu bestellen, der zusammen mit dem MAKK und der Stadt eine Schritt-für-Schritt-Sanierung konzipiert – möglichst ohne Totalschließung des Hauses. Und als allererstes sollte dieser scheußliche, des Museums und der Stadt unwürdige Verhau vor dem Museum weg, damit wieder erkennbar wird: Es handelt sich hier um ein bedeutendes Bauwerk mit einer nicht minder bedeutenden Sammlung – und nicht um die halb verrammelte Zufahrt zu einer Tiefgarage.
Aufgezeichnet von Joachim Frank

