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„Von Herzen dreimol Kölle alaaf“Ausnahmezustand am elften Tag von Burmesters Amtszeit

3 min
11.11.2025, Nordrhein-Westfalen, Köln: Der Oberbürgermeister von Köln Torsten Burmester (SPD) feiert den Auftakt der Karnevalssession auf dem Heumarkt. Am 11.11. um 11:11 Uhr begann in den närrischen Hochburgen die Karnevalssession. Foto: Rolf Vennenbernd/dpa +++ dpa-Bildfunk +++

Kölns neuer Oberbürgermeister Torsten Burmester (SPD) feiert den Auftakt der Karnevalssession auf dem Heumarkt. 

Im Rathaus noch etwas zögerlich, zeigte Kölns Oberbürgermeister Torsten Burmester sich auf dem Heumarkt offen begeistert 

Kluge Sportler machen sich warm, bevor es losgeht. Sie bereiten Muskeln, Gelenke und das Herz-Kreislauf-System vor, senken so das Verletzungsrisiko und steigern die sportliche Leistung. Die wichtige Aufwärm-Einheit absolviert Torsten Burmester, Köln neuer Oberbürgermeister, am Morgen des 11.11. im Hansasaal des Historischen Rathauses. Er sei aufgeregter als vor seiner ersten Ratssitzung, bekennt Burmester am Morgen freimütig im Gespräch mit einem Reporter.

11.11.2025, Nordrhein-Westfalen, Köln: Der Oberbürgermeister von Köln Torsten Burmester (SPD) feiert den Auftakt der Karnevalssession auf dem Heumarkt. Am 11.11. um 11:11 Uhr begann in den närrischen Hochburgen die Karnevalssession. Foto: Rolf Vennenbernd/dpa +++ dpa-Bildfunk +++

Festkomitee-Präsident Christoph Kuckelkorn (r.) verleiht dem neuen Kölner Oberbürgermeister von Köln, Torsten Burmester, die Mütze des Festkomitees.

Tatsächlich kommt Burmester beim Empfang am Morgen zunächst noch ein wenig hölzern rüber. Er begrüßt das designierte Dreigestirn, Prinz Niklas I., Bauer Clemens und Jungfrau Aenne: „Ich mache in diesen Tagen ja ganz viel zum ersten Mal, so auch das hier, und ich freue mich sehr, dass ich in meinen ersten Tagen eine der schönsten Pflichten in dieser Stadt erfüllen kann“, sagt Burmester. Er lerne viel in dieser Anfangszeit: „Zum Beispiel, dass man in meinem Amt nicht gefragt wird, ob man Karneval feiert – sondern nur, wie sehr.“ Karneval, so der OB, sei mehr als die tollen Tage, es sei eine Haltung für das ganze Jahr.

Mit Blick auf das aktuelle Motto „Alaaf – Mer dun et för Kölle“ und die drei von der Prinzen-Garde sagt Burmester: „In diesen Zeiten, die geprägt sind von knappen Kassen und gewaltigen Herausforderungen braucht es Menschen, die sagen: Für Köln machen wir das.“

11.11.2025, Köln: Torsten Burmester begrüßt die Jecken. Elfter im Elften, Sessionseröffnung in der Altstadt. Foto: Uwe Weiser

Torsten Burmester begrüßt die Jecken in der Altstadt.

Festkomitee-Präsident Christoph Kuckelkorn erzählt an diesem Vormittag im Hansasaal, dass er sich früher am Tag noch versprochen und gesagt habe, der erste Orden ginge an die Oberbürgermeisterin. „Das war natürlich völlig danebengegriffen. Wir sind sehr stolz, dass wir einen neuen Oberbürgermeister hier in Köln haben.“ Der Konter kommt dennoch umgehend: Als Burmester die Mütze des Festkomitees („Mit der machen Sie nie etwas falsch, das ist die Mütze der Mützen“) von Kuckelkorn bekommt und auch den Orden, bedankt sich der Neu-OB mit „Danke, Frau Präsidentin!“

Burmester bittet das designierte Dreigestirn, sich im Gästebuch zu verewigen, man stellt sich fürs gemeinsame Foto auf, zieht sich an, und dann geht es für den SPD-Politiker auch schon rüber zum Heumarkt. Die Aufwärm-Einheit ist vorbei, jetzt zählt es: Burmester muss die zehntausenden Jecken begrüßen, die vor der Bühne stehen und heiß sind auf den Countdown zur Sessionseröffnung. „Für mich ist es das erste Mal hier auf der Bühne, und es ist echt beeindruckend“, sagt Burmester ins Mikrofon, und ganz langsam scheint die Zurückhaltung des gebürtigen Niedersachsen zu bröckeln.

Köln neuer OB Burmester ist textsicher

Der OB stimmt „von Herzen dreimol Kölle alaaf“ an, und jedes gerufene Kölle ist ein bisschen lauter und kraftvoller als das davor – nur die entsprechende Armbewegung vergisst er in dem Moment. Burmester singt textfest mit, ooooht zum Räuber-Lied „Weil mer Kölsche sin“ und damdamdamt zu Miljös „Wolkenplatz“. Er zählt den Countdown („11.11 Uhr und elf Sekunden, das haben wir noch nie geschafft“, heißt es vom Moderator) laut mit herunter, schunkelt, und er würde, so scheint es, sicher auch klatschen und beide statt nur einen Arm schwenken, hätte er nicht dieses lästige Mikrofon in der Hand.

Der Karnevalseinstand hat der neue OB jetzt gemeistert. Und bis Rosenmontag sitzen sicher auch die Armbewegungen.