Am 15. Mai 1950 wurde in Köln die Deutsch-Indonesische Gesellschaft gegründet. Ein Ort spielt dabei eine besondere Rolle.
Älteste DeutschlandsKölner Deutsch-Indonesische Gesellschaft feiert 75-jähriges Jubiläum

Das Wahrzeichen des Rautenstrauch-Joest Museums ist ein historischer Reisspeicher aus Indonesien. Die besonderen Beziehungen nach Südostasien waren auch für die Gründung der Deutsch-Indonesischen Gesellschaft wichtig.
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Unweit des Neumarktes liegt das Kölner Kulturquartier. Hinter der hohen Klinkerfassade mit den großen Fensterfronten ist unter anderem das Rautenstrauch-Joest-Museum beheimatet. Dessen Bestand umfasst seit der Gründung eine umfangreiche Sammlung von Exponaten aus Indonesien, von denen eins das Wahrzeichen des Museums ist: Der imposante historische Reisspeicher aus Sulawesi in der Eingangshalle. Am Samstag, dem 14. Juni, findet hier die Festveranstaltung zum 75-jährigen Jubiläum der Deutsch-Indonesischen Gesellschaft statt, die einen besonderen Bezug zu dem Museum hat.
Warum hat sich die Deutsch-Indonesische Gesellschaft in Köln gegründet?
Allgemein sind die deutschen Verbindungen in die ehemalige niederländische Kolonie jahrhundertealt und vielfältig. So kam beispielsweise der aus Java (heutiges Indonesien) stammende Maler Raden Saleh über Den Haag in die Kunststadt Dresden und wurde dort zum Mitbegründer des deutschen Orientalismus. Die „Geburtshelfer“ der Deutsch-Indonesischen Gesellschaft, wie sie ihr ehemaliger Präsident Karl Mertes nennt, kamen aus dem Umfeld des heute an der Cäcilienstraße gelegenen Rautenstrauch-Joest Museums, ein Kreis aus Künstlern und Wissenschaftlern. „Sowas gab es noch nicht“, sagt Mertes, dessen auf Sumatra geborene Ehefrau Lena Simanjuntak vergangenes Jahr die Präsidentschaft dr Gesellschaft übernahm. „Die DIG ist die erste und damit älteste deutsch-indonesische Gesellschaft in Deutschland. Als bilaterale Gesellschaft war sie nach 1949 die erste in Köln und wahrscheinlich eine der ältesten bundesweit.“ Noch bevor die gerade unabhängig gewordene Republik Indonesien und die ebenfalls junge Bundesrepublik diplomatische Beziehungen aufnahmen, unterhielten die Mitglieder Beziehungen zwischen beiden Ländern, so Mertes.
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Auf ihrer Deutschland-Tournee gastierte die Opera Batak 2015 auch auf dem Indonesientag der Deutsch-Indonesischen Gesellschaft im Hof der Alten Feuerwache.
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Wie gestaltet sich die Beziehungspflege konkret?
„In den ersten Jahren war die akademische Interessenlage der Schrittmacher“, erklärt Mertes. Vor allem Dozenten der Universität zu Köln, wie die „Mutter der Kölner Malaiologie“, Irene Hilgers-Hesse, bemühten sich um die Vermittlung der indonesischen Sprache in Deutschland und knüpften Kontakte. Diese seien zusehends auch für Politik und Wirtschaft interessant geworden, so Mertes. Prominente Mitglieder aus Unternehmen wie der AEG, Krupp oder Siemens zählten zu den Mitgliedern. Gleichzeitig profitierte auch die DIG von den Beziehungen zur Industrie: „Bei der ersten Expedition 1953 hat Telefunken zum Beispiel mobile Tonbandgeräte für Dokumentationszwecke zur Verfügung gestellt“, berichtet der ehemalige Präsident.
Mit dem Suharto-Putsch 1965, der auch in Deutschland viele Demonstrationen auslöste, habe sich die DIG dann zusehends politisiert. Themen wie die Aufarbeitung des Regimes prägen die Arbeit der Gesellschaft bis heute. Darüber hinaus bietet sie Sprachkurse an, veröffentlicht zweimal jährlich das „kita“-Magazin und richtet einmal im Jahr den Indonesientag aus. „Da heißt es dann Begegnung, Begegnung, Begegnung“, sagt Mertes. Es gibt landestypisches Essen, Musik und Vorträge, außerdem ist das indonesische Generalkonsulat vor Ort und steht für Pass- und Visafragen bereit.
Worin liegen heutzutage die Herausforderungen?
„Die DIG bemüht sich, ein möglichst differenziertes Bild Indonesiens zu vermitteln“, betont Mertes. Wegen der eskalierenden Gewalt in der Papua-Region Indonesiens stehe kaum ein anderes Land in Südostasien aktuell so im Fokus. Außerdem sei vielen nicht bewusst, dass es das Land mit der größten muslimischen Bevölkerung der Welt ist. Indonesien sei zwar ein liberales muslimisches Land, fundamentalistische Tendenzen gebe es aber dennoch. „Auch unter diesem Aspekt ist der interkulturelle Austausch wichtig“, bekräftigt Mertes.