Das Kämpgen-Haus stand jahrelang leer. Das Paar hat hier im März sein erstes eigenes Lokal eröffnet.
Kämpgen-Haus am EigelsteinNeues Lokal „Vunky Foods“ bietet pflanzenbasierte Küche

Kaddy Saidykhan und Tom Mackenroth in ihrem Vunky Foods: Das Restaurant am Kölner Eigelstein bietet eine pflanzenbasierte Küche an.
Copyright: Arton Krasniqi
Pflanzenbasiert ist nicht gleich vegan. Das direkt mal vorneweg. „Wir bekommen viele Anfragen über Social Media, was das denn bedeutet“, sagt Kaddy Saidykhan, die seit dem 11. März gemeinsam mit Ehemann Tom Mackenroth das neue Restaurant am Eigelstein 127 betreibt. Der Gastronom war in den vergangenen Jahren im Catering-Bereich tätig, kochte vor allem für private Events mit langen Tafeln.
„Es begann so: Tom verbrachte während Corona viel Zeit auf Spielplätzen, er bekam einen Auftrag von einem Hollywood-Star, für den er täglich in Ossendorf nur mit Gemüse kochen sollte“, erzählt die 38-Jährige. Danach sei er dabei geblieben, sie selbst ernährt sich vegetarisch. Fisch und Fleisch nähmen häufig automatisch Hauptrollen ein, Gemüse spiele eine Nebenrolle. Im Vunky Foods aber werden diese Vorstellungen von Beilage und Hauptgericht aufgebrochen.
Pflanzenbasierte Küche im Vunky Foods heißt nicht vegan
Ganz auf tierische Produkte wollen die beiden aber nicht verzichten: zum Beispiel nicht auf Käse, Butter oder Eier. Zum anderen hat das Ehepaar die Erfahrung gemacht, dass es schwierig ist, vor allem in der Patisserie, Bindungen ganz ohne tierische Produkte herzustellen.
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Wer mittags ins Vunky Foods kommt, hat eine überschaubare Auswahl an Mittagstisch-Angeboten wie Teigtasche mit Spargel-Pilz-Rahm (10 Euro). Abends geht die Küche dann wahlweise zu einem Drei- oder Fünf-Gänge-Menü über, für 45 Euro beziehungsweise 75 Euro. Es gibt ausschließlich deutsche Weine. Das Menü wechselt regelmäßig.

Kaddy Saidykhan und Tom Mackenroth
Copyright: Arton Krasniqi
Derzeit gibt es: Karotte mit Schnittlauch, Eigelb, Senf, dann Radicchio mit Topinambur, Estragon und Walnuss, Kräuterseitling mit Wirsing, Kartoffel sowie ein auf Käse basierendes Gericht: Bollheimer Hofgouda mit Birne und Roggen und schließlich Apfel mit Joghurt, Basilikum und Rübenkraut kombiniert. Alles optisch ansprechend und kreativ angerichtet.
Auf zwei Prinzipien basiert das gastronomische Konzept: Es soll lokal und nachhaltig sein. Dass gerade letzteres ein etwas überstrapaziertes Wort ist, worunter man gefühlt so ziemlich alles fassen könnte, ist dem Paar bewusst. Konkret heißt nachhaltig für sie: „Wir verwenden nur lokale oder regionale Produkte von Bauern im Umkreis von maximal 100 Kilometern, haben dadurch kurze Lieferwege“, sagt Mackenroth.
Pilze und Jungpflanzen aus Köln im Vunky Foods
Auch verwendet er in der Küche keine Zutaten, die nicht hierzulande wachsen. Bei den Gewürzen sind sie ebenfalls konsequent: Bis auf Pfeffer verzichten sie bewusst auf Exotisches, nehmen kein Muskat oder Vanille. Hibiskus bringt dann schonmal die Familie aus Gambia mit. Die Pilze entstammen der Kölner Pilzfarm Pilzling. Von Keimling Köln beziehen sie die sogenannten Micro Greens, also Jungpflanzen mit zarten Keimblättern.
Küchenmitglied Arno experimentiert gern mit dem Prozess der Fermentation. Aus Obstschalen und Ingwer wird hier das Ginger Beer selbst hergestellt. Auch Kefir und Limonaden stammen aus eigener Produktion. Die Küchenkleidung besteht aus umweltfreundlichem Material.
Auch für die geschmackvolle, minimalistisch gehaltene Einrichtung haben sie mit lokalen Dienstleistern gearbeitet. Das Geschirr aus Keramik wurde eigens in Zusammenarbeit mit Isabel Hamm aus dem Agnesviertel produziert. Ein optisches Highlight ist der historische Boden mit seinen verzierten Fliesen sowie die mundgeblasene Glaskugeln-Lampe. Die kreisförmigen Lampen hingegen bestehen aus Pilz.
Vunky Foods am Eigelstein inmitten von Kneipen und Shops
Mit dem Vunky Foods zieht nicht nur ein anspruchsvolleres Gastro-Konzept in den von Imbissen, Kneipen und Shops geprägten Eigelstein ein; auch der jahrelange Leerstand der Gewerbeeinheit im sogenannten Kämpgen-Haus ist nun beendet. Das Schuhhaus war hier jahrelang untergebracht. Nachdem die Filiale 2016 diesen Standort aufgegeben hatte, kaufte ein Immobilienunternehmer das Gebäude und ließ es nach historischem Vorbild umbauen.
Über eine Empfehlung einer Bekannten aus der Schule sei man an das Lokal gekommen. Nur in Sachen Akustik muss das Ehepaar noch etwas nachhelfen. Es schallt ganz schön. „Für die Bestellung von Akustik-Paneele musste der Laden komplett eingerichtet sein. Sie sind in der Mache“, beruhigt Saidykhan.
Die 38-Jährige hat lange im Hotel Qvest im Gereonsviertel gearbeitet. In der Hotellerie hat sie so gut wie jede Station durchlaufen. Während der Pandemie ist sie zur Fotografie übergegangen. Im Vunky Foods kann sie Kreativität und das Gastgeberdasein kombinieren. Das Ehepaar hat sich vor neun Jahren im Qvest bei einer Hausführung kennengelernt, sie haben eine Tochter.
Vunky Foods, Eigelstein 127-129, täglich außer montags von 12 bis 15.30 Uhr und 18.30 bis 23 Uhr geöffnet.