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Kölner RheinauhafenRätsel um die Herkunft der Nikolausfigur gelöst

Lesezeit 3 Minuten
Das Bild zeigt die Nikolausfigur am Rheinauhafen.

Bereits seit 70 Jahren steht die Nikolausfigur am nördlichen Ende des Rheinauhafens.

Der Betreiber des Poller Heimatmuseums hat das Rätsel um eine am nördlichen Kopf des Rheinauhafens stehende Nikolausfigur wahrscheinlich gelöst. Deren Herkunft und Geschichte war bislang unbekannt.

Dem Schokoladenmuseum dreht der bärtige Mann den Rücken zu, schließlich muss er als Beschützer der Schiffer stets den Rhein im Blick behalten. Seit 70 Jahren nun steht die stattliche Figur des Heiligen Nikolaus am nördlichen Ende des Rheinauhafengeländes auf einem Sockel. Über einen Pfad an der Glasfront des Museums ist er zwar zugänglich – wer allerdings sein Gesicht sehen will, muss ein Boot besteigen.

Herkunft nicht aus Köln, sondern den Niederlanden

Die denkmalgeschützte Figur aus Buntsandstein ist mehr als 200 Jahre alt, steht aber erst seit 1955 an ihrem jetzigen Platz. Bisher wurde sie dem Kölner Bildhauer Alexander Imhoff (1689-1760) zugeschrieben. Hans Burgwinkel, Betreiber des Poller Heimatmuseums und umtriebiger Geschichtsforscher, ist nun auf eine andere Spur gestoßen. Bei Recherchen für Infotafeln am Poller Rheinufer las er in einem Bericht von Peter Simons aus dem Jahr 1913, dass das Standbild einst vom Poller Fährmann Gottfried Schlömer „aus dem Holländischen“ mitgebracht worden sei. Der Heilige Nikolaus wäre somit kein Kölner, sondern ein Niederländer.

Burgwinkels Quelle ist Simons „Illustrierte Geschichte von Deutz, Kalk, Vingst und Poll“, die durchaus glaubwürdig sei: „Es stimmt eigentlich alles, was er schreibt“, sagt der 74-Jährige. Gottfried Schlömer, gestorben im Jahr 1837, habe demnach den Heiligen Nikolaus in der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts zum Schutz der Poller Fährleute und Fischer gestiftet.

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Zunächst habe sie auf einer Vormauer des Bayenturms gestanden und sei später an die nördliche Außenwand des Turms gewandert, der früher als Teil der mittelalterlichen Stadtbefestigung noch direkt am Rheinufer stand. In der Nähe seien einst die Poller Fähren angelandet, an Bord vor allem Milch und Fisch: „Die Poller Fährleute hatten als einzige, neben der Deutzer Fährzunft, das Recht, kostenlos nach Köln zu übersetzen“, erläutert Hans Burgwinkel.

Für Ulrich Krings, früherer Kölner Stadtkonservator, passt der Heilige vom Rheinauhafen zwar in seiner spätbarocken Machart zu Figuren aus Groß St. Martin und St. Aposteln, die aus der Bildhauer-Dynastie Imhoff stammten. Gleichzeitig sei eine niederländische Herkunft nicht ausgeschlossen. Obwohl die Niederländer protestantisch geprägt seien, spiele der Heilige Nikolaus als katholischer Bischof traditionell eine erstaunlich große Rolle im Nachbarland. Das „Sinterklaasfest“ wird im Winter dort groß gefeiert.

In Deutschland füllt der Nikolaus am 6. Dezember die Stiefel der Kinder mit Süßigkeiten. Der echte Sankt Nikolaus lebte im vierten Jahrhundert als Bischof in der Stadt Myra in der heutigen Türkei. Als er an einem 6. Dezember starb, rankten sich zahlreiche Legenden um ihn. So gilt er sowohl als Patron der Kinder, als auch in Not geratener Seeleute. Im 11. Jahrhundert seien seine Gebeine nach Italien gelangt, erläutert Ulrich Krings: „Von da trat er einen Siegeszug durch ganz Westeuropa an.“