Das Verkehrsunternehmen wollte ursprünglich deutlich früher wieder regulär unterwegs sein. Das Verhalten eines Lieferanten verhindert das.
Angebot seit 2023 reduziertWarum die KVB in Köln erst im Jahr 2030 zum Regelfahrplan zurückkehrt

Ein 1:1-Modell der neuen Generation von Niederflur-Stadtbahnen der KVB im Straßenbahn-Museum Thielenbruch
Copyright: Martina Goyert
Seit Anfang 2023 haben die Kölner Verkehrs-Betriebe (KVB) ihre Fahrpläne erheblich ausgedünnt, insbesondere im Bereich der Stadtbahnen ist das Angebot für die Fahrgäste seitdem spürbar reduziert. Und es wird noch sehr lange dauern, bis sich das wieder vollständig ändert. Die KVB wird erst im Jahr 2030 zum Regelfahrplan zurückkehren.
Es stehen in Köln nicht genug Stadtbahnen zur Verfügung
Der öffentliche Nahverkehr in der Millionenstadt Köln hätte dann insgesamt sieben Jahre lang nur mit Einschränkungen zur Verfügung gestanden. Im August 2023 hatte die KVB noch das Ziel, bis Ende des Jahres 2023 in den Normalfahrplan zurückzukehren. Doch dazu kam es nicht.
Waren die Gründe damals vor allem eine ungewöhnlich hohe Krankenquote beim Fahrpersonal sowie ein akuter Mangel an Fahrerinnen und Fahrern, weil sich viele Mitarbeiter in den Ruhestand verabschiedeten und nicht genug Nachwuchs vorhanden war, liegt es derzeit maßgeblich daran, dass bis zum Jahr 2030 nicht genug Stadtbahnen zur Verfügung stehen.
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Wie berichtet liefert der Hersteller Alstom die von der KVB bestellten neuen Niederflurbahnen nicht so schnell, wie es vertraglich vereinbart war. Es geht um 62 Stadtbahnen. Der im November 2020 vergebene Auftrag hat ein Volumen von 363 Millionen Euro. Die erste Lieferung war für September 2023 vorgesehen, doch im Juni 2025 gibt es noch nicht einmal einen konkreten Lieferplan. Alstom verweist auf eine „angespannte Liefersituation bei einzelnen Zulieferern“. Zudem sei für die Entwicklung der Bahnen deutlich mehr Zeit benötigt worden als ursprünglich angenommen. Die KVB hat einteilige Züge mit einer Länge von 60 Metern bestellt, für Alstom ist das eine Sonderbestellung.
Die KVB steht nun unter Druck und will 40 der älteren Niederflurbahnen sanieren, um den Ausfall der neuen Fahrzeuge zu kompensieren. Eine Modernisierung kostet allerdings Millionen Euro und viel Zeit, in der die Bahnen nicht für den Fahrbetrieb zur Verfügung stehen. Für die aufwändigen Arbeiten muss jede Bahn für mehrere Monate in die Werkstatt. „Diese mangelnde Fahrzeugverfügbarkeit vor allem im Niederflurbereich ist der wesentliche Grund, warum im Stadtbahnbereich eine vollumfängliche Rückkehr zum alten Regelfahrplan voraussichtlich erst 2030 erfolgen kann“, sagte ein KVB-Sprecher dem „Kölner Stadt-Anzeiger“.
Fahrtausfälle wegen Personalausfalls sind in Köln deutlich gesunken
Da bleibt es nur ein kleiner Trost, dass die KVB dem Vernehmen nach prüfen lässt, ob Alstom für die erheblichen Lieferverzögerungen eine Kompensation leisten muss. Denn das würde zwar den finanziellen Schaden mindern, aber nichts daran ändern, dass die KVB den Regelfahrplan erst in fünf Jahren wieder einhalten kann. Im Stadtbahnbereich ist es nämlich kaum möglich, Leihfahrzeuge zu organisieren, da niemand Millionen Euro teure Niederflurbahnen herumstehen hat, um sie an die KVB zu vermieten.
Seit der Fahrplananpassung im November 2024 ist die Quote der ungeplanten, personalbedingten Fahrtausfälle im Stadtbahnbereich laut KVB deutlich gesunken. Das Unternehmen hat zudem die Fahrschul-Kapazitäten für das laufende Jahr erneut aufgestockt. Bei der Stadtbahn gibt es jetzt sieben Fahrschulen mit insgesamt 210 Plätzen, im Busbereich sind es acht Fahrschulen mit insgesamt 140 Plätzen.
Der Busbereich befindet sich daher wieder in einem ruhigeren Fahrwasser, da es dort nicht den Fahrzeugmangel wie bei den Stadtbahnen gibt. Nachdem die Linie 171 im Januar dieses Jahres wieder in Betrieb gegangen ist, will die KVB nun den vollständigen Fahrplanbetrieb auf den Linien 124 und 173 wiederaufnehmen. Darüber hinaus wird auch die Linie 179 wieder in Betrieb gehen, sodass den Kundinnen und Kunden im Busbereich ab Ende August wieder das vollständige Fahrplanangebot zur Verfügung stehen wird.
Auf der Linie 1 gilt an fünf Tagen pro Woche wieder ein Fünf-Minuten-Takt
Auch bei den Stadtbahnen gibt es Verbesserungen. Die Sperrung der Mülheimer Brücke für den Stadtbahnverkehr soll am 15. September 2025 aufgehoben werden. Die Stadtbahnlinien 13 und 18 können die Brücke dann wieder durchgehend befahren. Die beiden Ersatzlinien 14 und 118 werden eingestellt. Die Linien 13 und 18 tauschen auf dem Thielenbrucher Streckenast ihre östlichen Endpunkte. Die Linie 13 wird von Holweide nach Thielenbruch verlängert. Fahrten der Linie 18, die vor der Sperrung der Mülheimer Brücke von Thielenbruch nach Klettenberg führten, starten im Gegenzug erst in Holweide, Buchheim und am Reichensperplatz.
Auf der Linie 1 wird von Montag bis Freitag ab 15.30 Uhr zwischen Brück und Moltkestraße der Fünf-Minuten-Takt wieder eingeführt. Samstags ist das weiterhin nicht möglich. Auf der Linie 12 hebt die KVB die Taktreduzierungen zwischen Niehl und Merkenich vollständig auf. Auf der Linie 13 werden mit Ausnahme des 20-Minuten-Taktes an Samstagen tagsüber alle Angebotsreduzierungen aufgehoben. Auf der Linie 18 gilt zumindest zeitweise ein Fünf-Minuten-Takt. Auf den Linien 4, 5, 7, 9, 15, 16 und 17 gibt es laut der KVB keine nennenswerten Veränderungen.
Im Dezember dieses Jahres wird es anders als sonst üblich keinen neuen Fahrplan geben. Bis zum Dezember 2026 will sich das Unternehmen dem Regelfahrplan weiter annähern.