Warum die neue Bahnchefin Köln ein Angebot macht, das man nicht ablehnen kann. Unser satirischer Wochenüberblick.
Neue BahnchefinWenn halb Köln im Zug hockt, löst man das Problem des Wohnungsmangel


Die neue Bahnchefin Evelyn Palla im Führerstand eines Regionalzugs Foto: dpa
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Hut ab. Evelyn Palla, die neue Bahnchefin, ist nicht mal eine Woche im Amt, schon legt der Staatskonzern einen Fahrplan vor, bei dem einen das Gefühl beschleicht, man wolle der Millionenstadt Köln ein Angebot machen, das diese nicht ablehnen kann.
Nach dem Motto: Wenn eine Hälfte der Einwohner ständig in einem Fernzug nach irgendwo sitzt, gibt’s keinen Stress mehr im Berufsverkehr. So einfach löst man einen Bahnknoten und ganz nebenbei auch das Problem mit dem Wohnungsmangel. Mit der Bahn-Sharing-Card.
Was da ab Dezember nicht alles versprochen wird: Im Dreieinhalb-Stunden-Sprinter nach Hamburg, wahrscheinlich gibt’s beim Kauf einer Probe-Bahncard noch ein Fischbrötchen obendrauf. In zweieinhalb nach Stuttgart, gleich achtmal am Tag und alle 30 Minuten von Köln nach München. Man stelle sich das mal für die Strecke von Köln nach Bonn vor. Das schafft die Regionalbahn so gut wie nie. Wenn sie überhaupt fährt.
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Westerland statt Ballermann
In nigelnagelneuen Zügen spanischer Bauart nach Sylt und Oberstdorf soll es ab Juli rechtzeitig vor den Sommerferien sogar einen Speisewagen geben. Ohne kaputte Kaffeemaschinen, leergetrunkenen Biervorräte und mit richtiger Wagenreihung. Buenos dias, Matthias, m’r sin widder do! Wir fliegen nicht zum Ballermann, die Bahn bringt uns nach Westerland. Wenn ein Spanier einem die Heimat derart schmackhaft macht, ist doch alles Talgo.
Natürlich geht das nicht mit dem Deutschlandticket, auch wenn das im Januar wieder teurer wird. So Palla-Palla vor Begeisterung über die neue Chefin ist man im Berliner Bahntower dann doch nicht. Zumal dieser Super-Fahrplan für den Fernverkehr ein paar klitzekleine Einschränkungen hat.
An dem Großbaustellenplan, bis Ende 2030 rund um Köln einen Regional-Express in voller Fahrt zwischen Köln und so ziemlich allen Städten drumherum einschließlich der Eifel zu einem seltenen Ereignis machen, wird nicht gerüttelt.
Das Fußvolk wird weiter leiden müssen, weil sich der Zug wie üblich in einen Bus verwandeln und durchs verstopfte Rheinland quälen wird. So schnell wird das Wort Schienenersatzverkehr nicht aus dem Bahnjargon verschwinden. Schließlich kann selbst die neue Führung vom Format einer Evelyn Palla nicht alles auf einmal regeln. Auch wenn Regionalzüge bis vor kurzem ihre Leidenschaft waren.