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Kalk, Mülheim und DellbrückPolizei kontrolliert Kioske und geht mit Hundertschaft gegen Jugendbande vor

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Am Donnerstag kontrollierte die Polizei erneut die Szene in Mülheim und Kioske in Kalk.

Am Donnerstag kontrollierte die Polizei erneut die Szene in Mülheim und Kioske in Kalk.

Am Donnerstag kontrollierte die Polizei erneut die Szene in Mülheim und Kioske in Kalk. Im Fokus stand aber auch ein Viertel abseits der Brennpunkte.

Um 19:28 Uhr fahren mehrere Mannschaftswagen der Polizei auf der Kalk-Mülheimer-Straße vor, dutzende Beamte springen aus den Autos, blockieren die Eingänge zu einem Eckkiosk. Einige von ihnen treten gemeinsam mit Mitarbeitern des Gewerbeamtes der Stadt Köln ins Innere des Ladens und kontrollieren, ob dort illegale Waren angeboten werden. Wenige neugierige Kunden eines gegenüberliegenden Barbershops blicken zur Szenerie hinüber. Die meisten Passanten jedoch lassen sich von dem Polizeieinsatz kaum noch beeindrucken. Denn solche Kontrollen von Polizei und Ordnungsamt gehören hier längst zum Alltag.

Am Donnerstag hat die Polizei erneut Schwerpunktkontrollen im Rechtsrheinischen durchgeführt. Im Fokus standen rund 15 Büdchen, vor allem in den Stadtteilen Kalk und Mülheim sowie die Szene rund um den Wiener Platz. Doch auch ein Viertel abseits der üblichen Brennpunktgebiete rückte ins Visier der Ermittler – nämlich Dellbrück.

Schwerpunktkontrollen in Dellbrück wegen Jugendlichen

Im dörflich geprägten Veedel kontrollierten am Donnerstag Polizisten einer Hundertschaft gemeinsam mit der Ermittlungsgruppe (EG) „Lost“ Jugendliche im Park sowie entlang der Dellbrücker Hauptstraße. Hintergrund der Aktion: In den vergangenen Monaten hatten Kinder und Jugendliche im Alter zwischen 12 und 15 Jahren das Viertel wiederholt in Aufruhr versetzt – durch Brandstiftungen, Sachbeschädigungen und auch Körperverletzungsdelikte. Im Zentrum der Gruppe stehen nach Erkenntnissen der Ermittler elf Hauptverdächtige, die als harter Kern gelten. Hinzu kommen etwa 20 weitere Jugendliche, die als Mitläufer eingestuft werden (wir berichteten).

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Die Polizei reagierte gemeinsam mit der Stadt Köln, dem Jugendamt und den örtlichen Schulen mit einer Reihe von Maßnahmen: darunter Gefährderansprachen, Elterngespräche, verstärkte Präsenz im Viertel sowie Schwerpunkteinsätze wie am Donnerstagabend.

„Es geht zunächst einmal darum, überhaupt einen Zugang zu den Jugendlichen zu finden – eine Beziehungsebene aufzubauen“, sagt Lucia Rolving, Leiterin der Ermittlungsgruppe „Lost“. Neben der Strafverfolgung sei es ein zentrales Ziel, den teils sehr jungen Tatverdächtigen alternative Perspektiven aufzuzeigen – etwa durch den Kontakt zu Streetworkern oder Betreuern des Jugendamts.

Schwerpunkteinsatz im Rechtsrheinischen: Polizei kontrolliert Wiener Platz, Kioske in Kalk – und Jugendliche in Dellbrück. Die Ermittlungsgruppe bespricht sich.

Lucia Rolving leitet die Ermittlungsgruppe „Lost“.

Inzwischen scheint dieser Ansatz erste Wirkung zu zeigen: Bei den Kontrollen am Donnerstagabend blieb es ruhig, es gab keine Auffälligkeiten. „Die Situation hat sich in den vergangenen Wochen deutlich beruhigt“, sagt Rolving. „Das kann natürlich mit den Sommerferien zusammenhängen – aber sicher auch mit unserer Arbeit.“

Altbekannte Brennpunkte bei Kioskkontrollen in Kalk und Mülheim

Bei den Kioskkontrollen allerdings fokussierten sich Polizei und Ordnungsamt erneut auf altbekannte Brennpunkte. Erst Anfang Juli hatte die Stadt Köln in den Stadtteilen Kalk und Mülheim vier Kioske geschlossen – wegen Verstößen gegen das Jugendschutzgesetz, das Tabak- und Alkoholrecht sowie gegen gewerberechtliche Bestimmungen.

In den vier Geschäften in Kalk und Mülheim wurden unter anderem elektronische Zigaretten sichergestellt, die entweder keine gültige Steuerbanderole aufwiesen oder nicht für den Vertrieb innerhalb der EU zugelassen waren. Darüber hinaus wurden in allen nun geschlossenen Büdchen mehrfach Tabak und Alkohol an Minderjährige verkauft. Kurz darauf öffneten einige der Kioske aber wieder unter einem neuen Betreiber. „Aus diesem Anlass sind wir heute nochmal hier“, sagte ein Kontrolleur der Gewerbeabteilung.

Größere Verstöße gab es diesmal bis zum frühen Abend allerdings nicht – dafür aber skurrile: In einem Kiosk fanden die Beamten drei Bierfässer, die seit drei Jahren abgelaufen waren. Der Verkäufer gab den Ermittlern zufolge an, dass das Bier sich nur zu Werbezwecken noch im Laden befindet. Ein Preisschild von 14,99 Euro, das auf den Fässern prangte, sprach allerdings gegen diese Version.