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Kölner Poser-HotspotAutofahrer schlängeln sich an neuer Schranke auf Alfred-Schütte-Allee vorbei

Lesezeit 4 Minuten
Die Alfred-Schütte-Allee ist ein Hotspot der Kölner Autoposer-Szene.

Die Alfred-Schütte-Allee ist ein Hotspot der Kölner Autoposer-Szene. 

Eigentlich sollte die im Februar installierte Schranke die Autoposer und Raser ausbremsen. So ganz funktioniert das aber offenbar nicht.

Schon als drei Bauarbeiter die beiden Schranken an der Alfred-Schütte-Allee Mitte Februar installierten, kamen Uwe Becker von der Bürgerinitiative „Gegen die Raser-/Poser-Szene in Poll und Deutz“ Zweifel an deren Wirksamkeit. „Ich fürchte, die fahren einfach daran vorbei“, sagte Becker damals.

Die Schrankenanlage war der vorerst letzte Schritt der Stadt, um etwas gegen die Raser- und Poserszene zu unternehmen, die seit Jahren vor allem an den Wochenenden die Anwohner in Köln-Poll massiv stört. Sie beklagen sich über gefährliche Fahrmanöver, den Lärm heulender Motoren, Müllberge und Gejohle bis tief in die Nacht. Von Freitag um 18 Uhr bis Montag um 6 Uhr versperrt die Anlage den Rasern nun den Weg. Die Sperrung soll vor allem dafür sorgen, dass die Anwohner in Alt-Poll von den Rasern und Posern verschont bleiben, die bisher häufig dort zur Alfred-Schütte-Allee an- und abgereist sind. Denn: Über die Straße „Am Schnellert“ kann die Szene auch am Wochenende weiterhin auf die Allee gelangen.

Köln: Autoposer an Alfred-Schütte-Allee werden wohl kaum abgeschreckt

Tatsächlich ist aber auf dem Bürgersteig theoretisch genug Platz für ein Auto, das an den Drehschranken vorbei auf die Allee fahren könnte. Rund eineinhalb Monate später zeigt sich: Die Autos müssen teils nicht einmal auf den Bürgersteig ausweichen. Denn die zwei weiß-roten Drehschranken an der Ecke Müllergasse, direkt an den Schütte-Werken, bieten genug Platz, dass einige Autos sich zwischen ihnen hindurchschlängeln können. Und das tun viele auch, wie Ute Ahn vom Bürgerverein Köln-Poll am vergangenen Wochenende beobachtet hat.

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Die Autoposer-Szene auf der Alfred-Schütte-Allee im vergangenen Jahr.

Die Autoposer-Szene auf der Alfred-Schütte-Allee im vergangenen Jahr

„Die Anlage ist so ungünstig gebaut, dass Autofahrer noch immer zwischen den beiden Schranken vorbeimanövrieren können“, sagt Ute Ahn. Sie hat ein Video aufgenommen, das zeigt, wie sich ein VW-Kleinwagen problemlos an den beiden Schranken vorbeischlängelt. Es würden allerdings nicht nur Menschen aus der Autoposer-Szene die Schranke ignorieren, so Ahns Beobachtung. „Einige werden von den Schranken tatsächlich abgeschreckt. Vermutlich, weil sie mit ihren breiten Autos Kratzer befürchten.“

Auch andere Autofahrer umfahren die Anti-Poser-Schranke

Dafür würden allerdings auch etwa Autofahrer auf Parkplatzsuche die Schranke einfach umfahren. Die Polizei hat einen ähnlichen Eindruck: „Wir beobachten, dass verschiedene Fahrzeughalter die Schrankenanlage umfahren, auch jene, die nicht der Autoposer-Szene zuzuordnen sind“, sagt ein Polizei-Sprecher auf Anfrage.

„Die Schranke wird von vielen einfach ignoriert. Ich verstehe nicht, wie man für so viel Geld dort eine Anlage installiert, die offensichtlich ihren Zweck verfehlt“, sagt Ahn. Sie fordert, dass die Stadt so schnell wie möglich Abhilfe schafft und die Schranke unpassierbar macht.

Das fordert auch Carl Martin Welcker, Geschäftsführer der ansässigen Schütte-Werke. An sich sei die Schranke ein probates Mittel, er habe sie selbst bereits vor Jahren angeregt. „Aber die Durchführung ist schlecht. Die Schranke lässt sich auch mit größeren Wagen umfahren. Und das wird regelmäßig auch gemacht. So ist das ziemlich witzlos.“ 

Alfred-Schütte-Allee: Nachbesserungen erstmal nicht vorgesehen

Auch sonst ist Welcker frustriert von den Maßnahmen der Stadt gegen die Autoposer: „Bisher ist jede Maßnahme, die die Stadt ergriffen hat, fehlgeschlagen“, findet er. „Geändert hat sich nichts.“ Die Stadtverwaltung hat die Straße zuvor aufwendig umbauen lassen. Ein Zebrastreifen und eine an vielen Stellen verengte Fahrbahn sollten die Tuningfans ausbremsen. Schon seit April 2023 ist die Alfred-Schütte-Allee außerdem als Fahrradstraße ausgewiesen. Mehrfach klagte Welcker bereits über die dadurch verengte Fahrbahn, die es seinen Lastwagen schwer machten, das Werk anzufahren und einander auszuweichen.

Die Stadt verteidigt die Schrankenanlage auf Anfrage. Bei ihr handele es sich „um eine großzügig dimensionierte Umlaufsperre“, sagt ein Stadtsprecher. „Die Anordnung der Schranke musste gewährleisten, dass auch Radfahrende mit Anhänger oder Lastenräder ausreichend Platz haben, um die Sperre sicher zu umfahren. Die Sperrung mit retroreflektierenden Querbalken und Beschilderung an der Eindrehschranke sorgen auch bei Dunkelheit an dieser Stelle für eine gute Sichtbarkeit für den Fahrverkehr.“ Das wäre bei Pollern, über die ebenfalls nachgedacht wurde, nicht der Fall gewesen, hieß es weiter.

Man beobachte die Situation weiter, aber: „Konkrete Nachbesserungen sind derzeit nicht vorgesehen.“ Im Dezernat für Mobilität liegt allerdings auch „keine umfangreiche Beschwerdelage“ vor. Autofahrern, die die Schranke umfahren, drohe ein Bußgeld von bis zu 1000 Euro.

Insgesamt seien gefährliche Fahrmanöver auf der Alfred-Schütte-Allee etwas zurückgegangen, so Ahns Eindruck. „Die Szene ist aber nach wie vor noch da.“ Und: „Die gefährlichen Fahrmanöver mit überhöhten Geschwindigkeiten verlagern sich in die umliegenden Straßen rund um Alt-Poll.“

Die Polizei kann diesen Eindruck allerdings nicht bestätigen: „Seit der Installation der Schrankenanlage ist kein Anstieg von Verkehrsverstößen in den umliegenden Straßen festzustellen“, so der Polizeisprecher. „Vielmehr zeigt sich, dass die betroffene Szene weiterhin zwischen Kennedy-Ufer und Alfred-Schütte-Allee pendelt.“ Die Polizei sei „vor allem am Wochenende in den betroffenen Gebieten unterwegs und kontrolliere die Szene intensiv“.