Massimo Nigordi, ehemaliger „Köln 50667“-Schauspieler, war wegen Steuerhinterziehung beteiligt. Er behauptet, heute diese Vergangenheit hinter sich gelassen zu haben.
OberbürgermeisterwahlLeverkusener Kandidat: „Ich habe zwei Jahre und acht Monate gesessen“

Oberbürgermeisterkandidat Massimo Nigordi in Opladen
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Der Kandidat fürs Oberbürgermeisteramt, Massimo Nigordi, ist wohl der ungewöhnlichste Quereinsteiger in den Wahlkampf. Der gelernte Kfz-Mechaniker hat schon zweieinhalb Jahre als Schauspieler gearbeitet (in der RTL-2-Serie „Köln 50667“); dazu ist er Sänger. Jetzt will der gebürtige Leverkusener Oberbürgermeister werden, aber er hat auch eine dunkle Seite in seiner Vergangenheit, doch dazu später.
Derzeit ist er schon im Wahlkampf aktiv, noch bevor die eigentliche heiße Phase begonnen hat. Am Donnerstag, 31. Juli 2025, steht er in Opladen vor der Aloisiuskapelle und spricht mit Wählerinnen und Wählern. Dass Senioren bei der zunehmenden Digitalisierung ausgeschlossen werden und saubere Straßen, das sind Themen. „Ich verspreche nichts, was ich nicht halten kann“, sagt Nigordi, der sich auch ansonsten thematisch nicht durch konkrete Vorhaben hervortut. Die Stadtverwaltung zu leiten, das traue er sich zu, er müsse nur gut informiert werden, glaubt er, „das sag’ ich jetzt mal ganz großkotzig“. So ein Satz ist für ihn vielleicht typisch, denn er schreibt auch in seinem Faltblatt, er spreche Klartext.
Nigordi hat einen dunklen Fleck in der Vergangenheit
Erst auf die Frage, ob er nicht etwas verschweige, antwortet er: „Ich weiß, worauf Sie ansprechen.“ Von sich aus redet der Kandidat nicht über seine Haftstrafe, zu der er 2017 vom Kölner Landgericht verurteilt wurde, nur auf Nachfrage gibt er Auskunft. Nigordi war an einer organisierten Steuerhinterziehung in der Gerüstbau-Branche beteiligt. „Ich habe zwei Jahre und acht Monate im Gefängnis gesessen“, im offenen Vollzug, sagt er. „Ja, man hat Scheiße gebaut“, gibt er zu. Dass er die Steuern nicht gezahlt hatte, war keine Folge von Schlamperei in der Buchführung, das lief mit voller Absicht. Der Grund? Er sei arbeitslos gewesen, habe Probleme gehabt.
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Wie passt das heute zusammen, dass er dem Staat vor 2016 viel Geld abgenommen hat, für den er jetzt gerne als Spitzenbeamter arbeiten möchte? Nigordi sagt, mit seinem Abweg in die Kriminalität sei er durch. Vor kurzem erst habe er eine Steuerprüfung gehabt, da sei alles ok gewesen. „Ich würde so etwas nie mehr machen“, er stellt klar: „Ich habe ja auch keinen umgebracht.“ Und Uwe Richrath müsse einen Teil seiner Nebeneinkünfte zurückzahlen, setzt Nigordi einen Seitenhieb auf den amtierenden Oberbürgermeister.
Er selbst sei dabei, 700.000 Euro Steuerschulden zurückzuzahlen, in kleinen Beträgen. Wieviel davon noch offen ist, wisse er nicht. Massimo Nigordi sagt, abgesehen von der Hinterziehung habe es keine weiteren Anklagen gegen ihn gegeben.
Festzuhalten bleibt: Nigordis Wählbarkeit steht wegen der Vorstrafe nicht infrage; er hat die Strafe abgesessen und zahlt seine Schulden zurück. Die ganze Sache ist in diesem Artikel nur deshalb von Interesse, weil er sich selbst mit seiner Kandidatur als Person in die Öffentlichkeit begeben hat.
2016 war Nigordi Teil der sogenannten „Gerüstbau-Mafia“
Was war vor Ende August 2016 geschehen? Damals nahmen die Kölner Staatsanwaltschaft und die Polizei eine deutsch-italienische Tätergruppe hoch – der Boulevard taufte die Gruppe „Gerüstbau-Mafia“. Gegen sechs Personen lagen Haftbefehle vor, darunter Nigordi, insgesamt wurden neun Männer und zwei Frauen festgenommen. 300 Beamte sollen im Einsatz gewesen sein. Nigordi soll, neben anderen, zuvor von den Ermittlern abgehört worden sein.
So gut wie alle lokalen Zeitungen berichteten darüber. Die Fahnder durchsuchten 34 Wohnungen und Gewerberäume in Leverkusen, Köln, Bergisch Gladbach und Wuppertal. Massimo Nigordi stand unter Verdacht. Der Vorwurf: Ein hoch organisierter Banden- und gewerbsmäßiger Betrug in der Bau-Branche. Die Staatsanwaltschaft warf Nigordi und den anderen Beschuldigten die Einrichtung von Scheinfirmen und die Organisation von Schwarzarbeit vor – und die Anklagebehörde konnte das im Verfahren auch beweisen.
Der Kettenbetrug soll so gelaufen sein: Eine Firma übernahm einen Auftrag, ein Gerüst zu bauen. Mit Subunternehmen, die die offiziell geringfügig beschäftigten Arbeiter bar bezahlten, wurde verschleiert, wie viele Gerüstbauer den Auftrag abarbeiteten. Die bekamen einen Teil des Lohns schwarz und in Bar, den anderen Anteil steckten die „Organisatoren“ ein. Betrogen wurden die Sozialkassen, die Berufsgenossenschaft und das Finanzamt. Von den kleinen Fischen sollen nach Recherchen des „Leverkusener Anzeiger“ mehrere Personen in die Privatinsolvenz gerutscht sein.
Der Express schrieb damals von einem Betrug in Höhe von zehn Millionen Euro. Insgesamt wurde 2017 vor dem Kölner Landgericht über 482 Einzeltaten verhandelt – ein vergleichsweise großer Prozess. Bei einem der Beteiligten sollen Rolex-Uhren, Geld, Drogen und eine Waffe gefunden worden sein, das soll aber nicht Nigordi gewesen sein. Nigordi soll damals verschwenderisch gelebt haben, heißt es.
Laut Anklage soll ein Rocker der Gruppe Gremium MC Cologne besonders zentral gewesen sein. Zumindest damals galten diese Rocker als den Hells Angels nahestehende Gruppe. Der Rocker soll aber, anders als Massimo Nigordi, wieder freigelassen worden sein. Nigordi kam in Haft. Mit Rockern habe er nichts zu tun gehabt, sagt er heute.
Der Oberbürgermeisterkandidat Massimo Nigordi sagt, er sei heute an einer Hausmeister-Firma „Kani Dienstleistungs -und Management“ in Bergisch Gladbach beteiligt. Im Handelsregister ist der Burscheider Stadtrat Thomas Kaps als Geschäftsführer eingetragen. Nigordi sagt, er lebe mit seiner Frau in einem Haus in Bergisch Gladbach. Sie und weitere Unterstützer helfen ihm im Wahlkampf.