Das Ensemble der Puppenspiele könnte angesichts der leeren Opernkassen aushelfen. Zumindest gedanklich, karikaturistisch, in einem Kalender.
Karikierte Kölner OperKünstlerin Gerda Laufenberg gestaltet Kalender mit Hänneschen-Figuren

Im Hänneschen Theater stellt Gerda Laufenberg mit Verleger Robert Hennes und Intendantin Mareike Marx ihren Kalender vor. Die Hänneschen Figuren sind Ideengeber für Laufenbergs neuen Köln Kalender.
Copyright: Sandra Milden
Folgendes Szenario: Wir haben Ende 2026. Die Oper ist tatsächlich fertiggestellt, die Stadt aber bekanntermaßen pleite. Wie sollen dann, bitte schön, teure Opernstars für die Bühnen eingekauft werden? Im Hänneschen Theater ist eigentlich alles vorhanden. Städtische Angestellte, die singen, spielen und tanzen können, Auftritte gewohnt sind, von Schneidern, Licht und Technik genug Ahnung haben. Also warum sollte Tünnes dann nicht auch die Carmen spielen können oder den Freischütz mimen?
Mit dieser Grundidee ist der 30. Kalender der Künstlerin Gerda Laufenberg entstanden. „Uns Poppestill en der Oper“ heißt der letzte Kalender Laufenbergs, der jetzt dort vorgestellt wurde, wo die städtische Oper eventuell nach ihrer Eröffnung das geeignete Personal beziehen kann: Im Hänneschen Theater. Zumindest in karikierter Form durch Laufenberg.
Opernrettung mit kölschem Augenzwinkern
„Es besteht eine lange Tradition zwischen Gerda Laufenberg und dem Hänneschen Theater“, begrüßte Intendantin, Mareike Marx, die Gäste im Foyer. Dort werden die einzelnen Kalenderblätter noch bis Ende des Jahres als kleine Ausstellung, samt einiger anderer Werke der Künstlerin, zu sehen sein. „Es wäre unserer Rettungsvorschlag für die Oper. Es ist gleichzeitig leider so wahr und so komisch“, meint Laufenberg, die eine nahezu diebische Freude darin entwickelte, Tünnes als Carmen oder als Madame Butterfly zu malen. „Vielleicht ist das Ensemble nicht ganz so wunderschön, dafür aber sicherlich preiswert.“
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Für eine Auftragsarbeit hatte sie eigentlich „Orpheus und Eurydike“ als Tünnes und Schäl in die Unterwelt geschickt. Irgendwie ist daraus die Idee der Köln Oper, eine „augenzwinkernde Betrachtung des ‚Drei-Groschen-Grabs‘ am Offenbachplatz“, entstanden. Die Sanierung des denkmalgeschützten Riphahn-Baus ist für Laufenberg eine „Posse mit Musik“, in 14 Akten (knapp 14 Jahre ist die Stadt nun dabei), übersetzt in 14 Zeichnungen.
„Das ist eine Gesamtspieldauer, die selbst Richard Wagners Monumentalwerke bei Weitem übertrifft“, sagt die Künstlerin augenzwinkernd. Kein Kalender, so Laufenberg, sei so schnell entstanden wie jener. „Es war einfach eine Wonne, sich durch die Opern zu arbeiten“. Dennoch wird es der letzte Kalender sein. Das hatte Laufenberg bereits mehrfach angekündigt. „Diesmal stimmt es aber. 30 ist eine ideale Zahl. Es ist wirklich Schluss.“ Der Kalender zu 22 Euro ist in vielen Buchläden, im Köln-Shop und im neuen Atelier der Künstlerin, an der Sürther Straße 163, erhältlich.

