Delegation aus Israel besucht Köln und lässt sich von Oberbürgermeister Torsten Burmester (SPD) Standorte für ein Bildungszentrum zeigen.
Yad VashemStadt Köln bietet israelischer Holocaust-Gedenkstätte Immobilie am Dom an

Das Studienhaus des Römisch-Germanischen Museums
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Nach dem Aus für die Historische Mitte neben dem Dom hat die Stadt Köln jetzt eine neue Idee, was mit dem Grundstück in zentraler Lage neben dem Römisch-Germanischen Museum geschehen soll. In das ehemalige RGM-Studienhaus soll nach Informationen des „Kölner Stadt-Anzeiger“ eine Dependance der staatlich israelischen Holocaust-Gedenkstätte Yad Vashem ziehen. Die weltweit bedeutendste Erinnerungsstätte an die Schoa will in Deutschland ein Bildungszentrum eröffnen, Köln hat sich wie berichtet als Standort beworben. Der Stadtrat hat sich mit breiter Mehrheit dafür ausgesprochen.
Delegation aus Israel zu Besuch
Eine Delegation aus Israel war in der vergangenen Woche bereits in Köln zu Besuch. Oberbürgermeister Torsten Burmester (SPD) besuchte mit den Gästen die Baustelle für das neue Jüdische Museum neben dem Rathaus und zeigte ihnen auch zwei mögliche Immobilien, die für das Bildungszentrum infrage kämen: das ehemalige RGM-Studienhaus am Roncalliplatz und das nur wenige Hundert Meter entfernt liegende Zeughaus, in dem sich früher das Stadtmuseum befand. Die Vertreter von Yad Vashem bekundeten dem Vernehmen nach allerdings vor allem ein Interesse an dem Studienhaus. Köln soll im nächsten Schritt ein Formular aus Israel erhalten, um offene Fragen nach dem Besuch der Delegation zu klären.

Als weiterer Standort ist das Zeughaus im Gespräch.
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Beide Gebäude befinden sich in einem desolaten Zustand und sind hochgradig sanierungsbedürftig, bevor dort eine Bildungs- und Begegnungsstätte entstehen kann. Der deutsche Freundeskreis von Yad Vashem hatte zuletzt davon gesprochen, dass der Betrieb bereits im Jahr 2027 aufgenommen werden solle. Sollte das Bestand haben, bliebe also nicht viel Zeit für eine Sanierung, zumal zuerst eine Architektenplanung in Auftrag gegeben und danach ein Auftrag an ein Bauunternehmen vergeben werden müsste – jeweils verbunden mit zeitaufwendigen Ausschreibungen.
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Die Entscheidung für einen Standort liegt ausschließlich bei Yad Vashem, sie soll Ende Februar oder Anfang März 2026 verkündet werden. Für die Stadt Köln hätte das Projekt auch den Vorteil, dass Yad Vashem, die Bundesrepublik Deutschland und das Land Nordrhein-Westfalen die Sanierung des Gebäudes finanzieren würden – eine städtische Beteiligung soll nicht vorgesehen sein.
Jüdisches Museum in der Nähe
Für das ehemalige RGM-Studienhaus, ein Verwaltungsgebäude, spricht vor allem die zentrale Lage am Dom und am Hauptbahnhof. Es dürfte in der Innenstadt zurzeit wohl kaum ein besseres Grundstück geben, das bislang ungenutzt ist. Hinzu kommt, dass nur wenige Hundert Meter davon entfernt das neue Jüdische Museum entsteht, und zwar oberhalb der Ausgrabung des mittelalterlichen jüdischen Stadtviertels. Dort befinden sich auch die Überreste des jüdischen Ritualbades, der Mikwe, das im 8. Jahrhundert entstand.
Für das Zeughaus spricht wiederum die Nähe zum NS-Dokumentationszentrum EL-DE-Haus, das sich schräg gegenüber befindet. Auch von hier aus ist der Hauptbahnhof in wenigen Minuten zu erreichen. Allerdings dürfte der Sanierungsaufwand für das Zeughaus noch deutlich größer sein als für das ehemalige RGM-Verwaltungsgebäude. Und die Räume des ehemaligen Waffenarsenals, das unter Denkmalschutz steht, könnten zudem schwieriger umzubauen sein.
Köln konkurriert mit mehreren anderen Städten um die Yad-Vashem-Dependance. In Nordrhein-Westfalen bemühen sich Düsseldorf und Dortmund um das Bildungszentrum. Als Hauptkonkurrent gilt allerdings München. Der bayerische Landtag hat sich bereits für eine Bewerbung ausgesprochen. Charlotte Knobloch, ehemalige Präsidentin des Zentralrats der Juden in Deutschland, unterstützt das Projekt ebenfalls. Für Köln als Standort wirbt Abraham Lehrer, Vizepräsident des Zentralrats der Juden und Vorsitzender der Kölner Synagogen-Gemeinde.
Die früheren Pläne der Stadt Köln sahen vor, dass RGM-Studienhaus und das benachbarte ehemalige Kurienhaus am Roncalliplatz abzureißen und dort einen Neubau zu errichten, die Historische Mitte. In dem von Stadt und Hoher Domkirche gemeinsam finanzierten Gebäude sollten das Stadtmuseum und die Dom-Verwaltung unterkommen. Die Hohe Domkirche war im vergangenen Jahr jedoch aus finanziellen Gründen aus dem Prestigeprojekt ausgestiegen, woraufhin dieses platzte. Seitdem ist unklar, wie es mit dem RGM-Studiengebäude und dem Kurienhaus weitergeht. Ähnlich verhält es sich beim Zeughaus, bis 2021 Standort für das Kölnische Stadtmuseum, das inzwischen in einem Interim im ehemaligen Modehaus Sauer in der Innenstadt untergekommen ist. Auch dort steht die Entscheidung aus, was mit dem historischen Gebäude geschehen soll

