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Kölner PhilharmonieBlechacz' Interpretation der „Mondscheinsonate“ überzeugt nicht

2 min
Ein Mann spielt Klavier.

Der polnische Pianist Rafal Blechacz wagte sich in Köln an Beethovens berühmten Klassiker heran. (Archivbild)

Das Konzert von Rafał Blechacz blieb hinter den Erwartungen zurück. Allein, drei Mazurken Chopins überzeugten.

Die „Mondscheinsonate“ op. 27/2 ist mit weitem Abstand die populärste unter Beethovens 32 Klaviersonaten - was ein Grund dafür sein mag, dass viele Pianisten sie im Konzert eher meiden. Wenn ein so reflektierter Musiker und sorgfältiger Programmplaner wie der Pole Rafał Blechacz den ewigen Bestseller im Konzert präsentiert, dann vermutet man dahinter schon eine besondere Idee, eine dezidierte künstlerische Absicht.

Gerade die erschloss sich beim Klavierabend in der relativ gut besuchten Philharmonie aber leider nicht. Schon im Adagio-Kopfsatz gab es verschluckte Töne. Die Akkordbrechungen im Presto-Finale wirkten übereilt und flüchtig; insgesamt entstand der Eindruck eines vielleicht nicht unsoliden, aber doch auffällig instabilen Klavierspiels.

Keine klare Idee bei Schuberts Impromptus op. 90

Dieser Eindruck änderte sich auch bei den nachfolgenden Impromptus op. 90 von Franz Schubert nicht. Gab es da vielleicht eine Interpretationsidee, die auf romantische Unruhe, Desorientierung, Unbehaustheit zielte? Dass Rafał Blechacz es sich in den vier Stücken nicht behaglich oder gar gemütlich machen wollte, war unverkennbar. Aber das konnte Irritationen im Verlauf nicht beseitigen.

Schon beim Hauptthema der Nummer 1 wunderte man sich über die staubtrocken gespielten Staccato-Akkorde – sollten die nicht eine chorische Deklamation ausdrücken, bedürften sie nicht ein wenig der klanglichen Abfederung? Brauchte die Oberstimme der Nummer 3 nicht sehr viel mehr melodische Binnenspannung? Warum rannte das Refrain-Thema der Nummer 4 immer auf die gleiche Weise davon?

Zweite Konzerthälfte Chopin gewidmet

Auch bei der ausschließlich Frédéric Chopin gewidmeten zweiten Konzerthälfte schwankte der Eindruck: Eigenwillige Werksicht oder schwacher Abend? Dass Blechacz die Barcarolle op. 60 nicht im handschmeichelnden Ebenmaß einlullte, war ehrenhaft; gleichwohl wirkte das massive Fortissimo in der Schlussstrecke deutlich übertrieben. Das cis-Moll-Scherzo op. 39 hatte Blechacz hier schon vor zwölf Jahren gespielt; wie damals ließ er das silbrige Diskant-Lametta eher eilig und etwas lieblos auf die Choralzeilen der Mittelstimmen herabregnen – das will er also offenbar nach wie vor so haben.

Sehr viel leichter war es, den Ideen des Pianisten in den drei Mazurkas op. 50 zu folgen, die sehr überzeugend zwischen Tanzstruktur und poetischer Freiheit vermittelten. Zum Abschied spielte Rafał Blechacz noch Chopins cis-Moll-Walzer op. 64/2 – mit kreativ freigelegten, wenn auch leicht preziös wirkenden Nebenstimmen.