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Druck wächstWarum Trump die Epstein-Affäre nicht loswird

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US-Präsident Trump steht wegen seiner Verbindung zu Epstein unter Druck. Das Repräsentantenhaus fordert offene Akten.

US-Präsident Trump steht wegen seiner Verbindung zu Epstein unter Druck. Das Repräsentantenhaus fordert offene Akten.

Epstein-Akten bleiben umstritten. Trump lehnt Veröffentlichung ab, trotz Parteidrucks. Entscheidung hängt vom Senat ab.

US-Präsident Donald Trump wird die Affäre um Sexualstraftäter Jeffrey Epstein einfach nicht los. Kommende Woche dürfte das Repräsentantenhaus eine Freigabe aller Akten in dem Fall fordern.

Wie kam die Epstein-Affäre ins Rollen?

Der Finanzberater und Millionär Jeffrey Epstein wurde erstmals 2006 wegen Sexualverbrechen angeklagt. Die Eltern einer 14-Jährigen hatten ihn wegen des Missbrauchs ihrer Tochter angezeigt. Ein umstrittener Deal mit der Staatsanwaltschaft führte jedoch dazu, dass er nur 13 Monate Haft verbüßen musste.

Im Juli 2019 wurde Epstein erneut festgenommen und beschuldigt, mit dutzenden Minderjährigen illegal gehandelt und ihnen für sexuelle Handlungen Geld gezahlt zu haben. Epstein plädierte auf nicht schuldig.

Am 10. August 2019 wurde Epstein erhängt in seiner Gefängniszelle in New York aufgefunden. Den Behörden zufolge handelte es sich um Suizid, doch die Überwachungskameraaufnahmen aus der Haftanstalt weisen Lücken auf.

Knapp ein Jahr später wurde Epsteins Vertraute Ghislaine Maxwell verhaftet und im Juni 2022 als Komplizin in dem Missbrauchsfall zu 20 Jahren Haft verurteilt. Sie berichtete detailliert über Epsteins Beziehungen zu Größen aus Politik und Gesellschaft.

Dazu gehört der britische Prinz Andrew, der inzwischen alle königlichen Ehren verloren hat. Andrew geriet durch die Memoiren seines mutmaßlichen Opfers Virginia Giuffre im Oktober zusätzlich unter Druck. Die US-Australierin warf ihm vor, sie als Minderjährige missbraucht zu haben. Im April beging sie mit 41 Jahren Suizid, ihre Erinnerungen wurden nach ihrem Tod veröffentlicht.

Welche Theorien kursieren zu Epstein?

Zahlreiche US-Bürger glauben, dass die Behörden reiche und einflussreiche Bekannte und Freunde Epsteins schützen wollen, darunter Trump.

Forderungen nach mehr Transparenz gibt es vor allem aus dem Lager der oppositionellen Demokraten. Aber auch in Trumps eigener Maga-Bewegung (Make America Great Again, Macht Amerika wieder großartig) fordern viele: „Veröffentlicht die Epstein-Akten!“ - zumal Trump und die Republikaner dies in der Vergangenheit versprochen hatten. Davon will Trump inzwischen nichts mehr wissen. Stattdessen ließ er nun sogar seine früher vehemente Unterstützerin Marjorie Taylor Greene fallen, weil diese seit Monaten die Veröffentlichung aller Epstein-Akten verlangt.

Die meisten Theorien drehen sich um eine mutmaßliche Liste Prominenter, die neben Epstein in die Sexualverbrechen verwickelt waren. Die Trump-Regierung hatte ab Januar zunächst verkündet, sie wolle die Liste veröffentlichen. Im Juli hieß es dann, eine solche Liste existiere nicht.

Welche Rolle spielt Trump im Epstein-Fall?

Trump verkehrte als New Yorker Immobilienmagnat und als Nachbar in Palm Beach in Florida ab den 1990er Jahren mit Epstein. Im Wahlkampf kündigte er die Veröffentlichung aller Ermittlungsakten an, nach seiner Vereidigung im Januar wurden jedoch nur wenig aussagekräftige Dokumente freigegeben.

Belastend für den 79-Jährigen wirken Emails von Epstein, die demokratische Abgeordnete diese Woche veröffentlichten. „Natürlich wusste er von den Mädchen“, schrieb Epstein darin über Trump im Januar 2019. Trump habe zudem „Stunden“ mit dem Missbrauchsopfer Virginia Giuffre verbracht, hieß es in einer älteren Mail vom April 2011.

Das widerspricht Trumps Angaben, er habe keine engen Beziehungen zu Epstein gehabt. Frühere Enthüllungen über ein anzügliches Geburtstagsschreiben an Epstein von 2003 hatte der Präsident als „Fake“ bezeichnet. Darin ist zur Skizze einer nackten Frau von einem gemeinsamen „Geheimnis“ die Rede. Zu den Epstein-Mails sagte Trump, er wisse nichts von ihnen.

Wer ist noch im Visier?

Trump veranlasste am Freitag Ermittlungen gegen den früheren US-Präsidenten Bill Clinton (1993 bis 2001). Daneben beschuldigte er Clintons Finanzminister Larry Summers und den Investor und Unternehmer Reid Hoffman, „große Teile ihres Lebens mit Epstein“ verbracht zu haben. Dabei spielte Trump auf Epsteins berüchtigte Privatinsel Little Saint James in der Karibik an, wo zahlreiche Opfer missbraucht worden sein sollen. Epstein selbst hatte allerdings laut den zuletzt veröffentlichten Mails geschrieben, Clinton sei „niemals“ auf seiner Insel gewesen.

Wie geht es weiter?

Der Druck auf Trump dürfte in der kommenden Woche weiter zunehmen: Das Repräsentantenhaus plant die Verabschiedung eines parteiübergreifenden Antrags, um die Regierung zur Veröffentlichung aller Epstein-Akten zu verpflichten. Für den Beschluss sind 218 Stimmen nötig – diese Zahl ist durch die Vereidigung einer neuen Demokraten-Abgeordneten nun erreicht.

Konkrete Folgen hätte das Votum aber voraussichtlich nicht. Dem Antrag müsste auch der Senat zustimmen, in dem Trumps Republikaner die Mehrheit haben. Anschließend wäre Trumps Unterschrift nötig.

Der Präsident lehnt den Vorstoß rundweg ab. Epstein sei „das Problem der Demokraten, nicht das der Republikaner“, erklärte er am Freitag. „Verschwendet Eure Zeit nicht mit Trump. Ich muss ein Land regieren.“ (afp)