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Abschiebungen aus DüsseldorfWieso NRW einen 400.000-Euro-Flug nicht zahlen muss

Lesezeit 2 Minuten
Ein Beamter der Bundespolizei sitzt an Bord eines Abschiebefluges neben einem Mann (l), der abgeschoben wird.

Ein Beamter der Bundespolizei sitzt an Bord eines Abschiebefluges neben einem Mann (l), der abgeschoben wird. 

Acht Abschiebeflüge aus Deutschland starteten im ersten Quartal 2025 vom Düsseldorfer Flughafen.

Die Abschiebung von sieben Flüchtlingen in einem eigens gecharterten Airbus von Düsseldorf nach Sofia (Bulgarien) sorgte im Februar für Schlagzeilen. Tatsächlich hoben noch wesentlich mehr Abschiebeflüge in diesem Jahr in NRW ab – und alle waren ähnlich teuer. In einem Fall kostete der Flieger fast 400.000 Euro. Allerdings waren diese Aktionen direkt von der Bundespolizei initiiert.

Die Bundesregierung hat auf Antrag der Linke im Bundestag eine Tabelle zu Abschiebeflügen im ersten Quartal veröffentlicht. Es waren Dutzende – acht davon starteten demnach in Düsseldorf. Auch der Flug nach Bulgarien wird aufgelistet. Dessen Charterkosten waren schon bekannt: 63.470 Euro.

Bisher unbekannt: Bereits am 22. Januar hatte die Bundespolizei sechs Flüchtlinge aus Algerien, Guinea und Nigeria von Düsseldorf nach Spanien ausgeflogen. Dort waren sie erstmals in Europa registriert worden. Nach dem sogenannten Dublin-Abkommen muss das jeweilige EU-Land sie zurücknehmen und sich dann selbst um die Abschiebung in das jeweilige Heimatland kümmern. Alle sechs Personen kamen aus NRW.

Knapp 400.000 Euro für Abschiebeflug nach Ghana und Nigeria

Der Januar-Flug – also nur die Charter - kostete laut Regierung 55.585 Euro. Eine weitere Abschiebung von Düsseldorf Richtung Albanien und Kosovo kostete am 5. Februar sogar 88.900 Euro. Dafür war die Maschine aber auch fast voll mit 87 Ausreisepflichtigen und 72 Begleitern. 82 der Flüchtlinge kamen laut Flüchtlingsministerium aus dem „Zuständigkeitsbereich der NRW-Behörden.“

Mit Abstand am teuersten war die Abschiebung von 45 Personen zurück nach Ghana und Nigeria: 372.110 Euro. Neun Bundesländer brachten Flüchtlinge bei dem Flug von Düsseldorf aus unter. Mit 22 kamen die meisten Abgeschobenen an Bord aus NRW. Die Kosten trug allerdings die europäische Grenzschutzagentur Frontex.

„Rücküberstellungen und Abschiebungen sind grundsätzlich sehr aufwendig – sowohl organisatorisch als auch personell und finanziell“, so eine Sprecherin des NRW-Flüchtlingsministeriums zum „Kölner Stadt-Anzeiger“. Chartermaßnahmen seien „eine von mehreren Möglichkeiten der Rücküberstellungen und Rückführungen. Oftmals werden Personen auch einzeln zurückgeführt oder rücküberstellt, z. B. in Linienflügen oder auf dem Landweg.“

Im ersten Quartal 2025 wurden auf dem Flugweg insgesamt 696 Personen aus NRW rückgeführt. Für Aufsehen hatten nur die sieben aus dem Bulgarien-Flieger gesorgt – weil in diesem Fall aber auch das Flüchtlingsministerium selbst die Abschiebung publik gemacht hatte. Allerdings ohne, den gecharterten Airbus mit mehr als 100 Plätzen zu erwähnen. Das hatte danach der „Kölner Stadt-Anzeiger“ enthüllt.