Es klingt paradox: Der Wirtschaft fehlen Fachkräfte, aber die Arbeitslosigkeit nimmt zu. Was sind die Ursachen dafür?
Arbeitslosenquote steigt, aber Facharbeiter werden gesuchtWas läuft falsch auf dem Jobmarkt in NRW?

Die Zahl der Arbeitslosen in NRW ist im August angestiegen. Erstmals seit 2010 liegt die Quote wieder bei 8 Prozent.
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Der Fachkräftemangel drückt vielen Unternehmen in NRW die Luft ab. Nach der Statistik der Bundesagentur für Arbeit (BA) waren im August landesweit 75.010 Stellen ausgeschrieben – gleichzeitig stieg die Arbeitslosenquote erstmals seit 2010 wieder auf acht Prozent. „Trotz steigender Arbeitslosigkeit haben wir Fachkräfteengpässe. Das ist nur scheinbar ein Paradox“, sagt BA-Arbeitsmarktexperte Roland Schüßler. Mehr als die Hälfte der arbeitslosen Menschen habe keine ausreichende Qualifikation und verliert zum Teil deshalb ihre Jobs.
In einem Antrag, der nächste Woche im Düsseldorfer Landtag diskutiert wird, fordert die SPD die schwarz-grüne Landesregierung jetzt auf, die Beratungsangebote für die Betriebe auszubauen. „Wir brauchen eine aktuelle Übersicht dazu, aus der deutlich wird, welche Arbeitsplätze wegfallen und auf welchen Markt die Beschäftigten treffen“, sagte die SPD-Sozialexpertin Lena Teschlade. „Wenn viele tausend Menschen ihren Job verlieren und gleichzeitig weiterhin Fachkräftemangel herrscht, gibt es ein erhebliches Passungsproblem“, so die Politikerin aus Köln. In NRW arbeiteten das CDU-geführte Arbeitsministerium und das Wirtschaftsministerium von Mona Neubaur (Grüne) nicht zusammen: „Wir haben bei Schwarz-Grün ein klares Managementversagen, das auf dem Rücken der Arbeitssuchenden ausgetragen wird“.
Die Fachkräftesicherung werde sich für NRW zu einem großen Problem entwickeln, hieß es. Nach neuen Berechnungen werden an Rhein und Ruhr bis 2035 rund 2,5 Millionen Erwerbstätige in Rente gehen. Die Zahl der unbesetzten Stellen könnte laut IHK-Monitor dann auf 610.000 steigen – mit einem Wertschöpfungsverlust in Höhe von 40 Milliarden Euro.
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Quote in Köln über dem Landesschnitt
NRW-Ministerpräsident Hendrik Wüst hatte im Sommer ein positives Bild von der wirtschaftlichen Entwicklung gezeichnet. „Nordrhein-Westfalen ist das wirtschaftliche Kraftzentrum Europas“, sagte der CDU-Politiker im Landtag. Jan Matzoll, Sprecher für Wirtschaft, Industrie und Innovation der Grünen-Landtagsfraktion NRW, erklärte jetzt, das Land stehe „vor großen wirtschaftspolitischen Herausforderungen“: „Wenn die SPD in NRW der hiesigen Wirtschaft etwas Gutes tun will, sollte sie auf ihre Bundesebene einwirken, damit die SPD in der Bundesregierung endlich den Industriestrompreis ermöglicht“, sagte der Politiker aus Recklinghausen.
In Köln lag die Arbeitslosigkeit mit 9,3 Prozent über dem Landesdurchschnitt. Die höchste Arbeitslosenquote weist Gelsenkirchen auf. Dort haben 13,3 Prozent keinen Job.