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Herz-Professor aus KölnSchüler in NRW sollen reanimieren lernen – als Pflicht

Lesezeit 3 Minuten
Essen: Detlef Zabel (2.v.l.), Referatsleiter Erste Hilfe-Ausbildung beim DRK-Kreisverband Essen, leitet den Auszubildenen Moritz Pohl (M) bei einer Übung zur Reanimation mit Hilfe eines Defibrillator an. (zu dpa: «Wie oft die Bundesbürger einen Erste-Hilfe-Kurs besuchen»)

Das NRW-Schulministerium plant, Schülerinnen und Schüler der 7. Klasse Reanimation beizubringen. (Symbolbild Erste Hilfe)

Warum Jugendliche Herzmassage am besten früh lernen, erklärt Reanimationsspezialist Bernd Böttiger. 

Schüler in NRW sollen verpflichtend die Reanimation von Menschen lernen. Das Ministerium hat gerade eine E-Mail an alle Schulen geschickt, um zu erfahren, wer schon eine Reanimationspuppe hat – oder noch eine braucht. Geschult werden sollen Jugendliche ab der 7. Klasse. Zahlen zeigen laut einem Herz-Professor, wie wichtig das ist.

„Es können jährlich deutschlandweit 10.000 Leben gerettet werden, wenn bei einem Herzkreislaufstillstand sofort mit der Reanimation begonnen wird“, heißt es in dem Schreiben an die Schulen. Daher beabsichtige die Landesregierung, „bis zum Ende der aktuellen Legislaturperiode den Reanimationsunterricht mit einer langfristig tragfähigen Lösung flächendeckend und verpflichtend zu etablieren.“

Um die Schulen dabei angemessen zu unterstützen, benötigt das Ministerium für Bildung Daten zur Ausstattung vor Ort mit Reanimationsphantomen und „zur Durchführung von Reanimationsunterricht an weiterführenden Schulen“, heißt es weiter. Bis Ende der Woche sollen die Leiter über ein Online-Formular Rückmeldung geben.

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Braucht eine Schule eine Reanimationspuppe, entstehen keine Kosten

Das Thema sei auch Ministerin Dorothee Feller persönlich wichtig: „Alle Kinder und Jugendlichen sollen das Schema ‚Prüfen – Rufen – Drücken‘ in ihrer Schullaufbahn erlernen, um in Notsituationen Leben retten zu können. Schule leistet damit einen wichtigen zivilgesellschaftlichen Beitrag“, so ein Sprecher zum „Kölner Stadt-Anzeiger“.

Um die schulischen Angebote zur Laienreanimation auszuweiten, stehen demnach gegenwärtig 300.000 Euro bereit. Wenn eine Schule eine Reanimationspuppe brauche, entstünden ihr dabei keine Kosten: „Die Puppen verbleiben dann an den Schulen. Von 2018 bis 2024 sind insgesamt 14.500 Puppen für die Schulen beschafft worden“, so das Ministerium.

Herr Böttiger ist im Porträt zu sehen.

Professor Bernd Böttiger von der Kölner Uni-Klinik und Vorstandsvorsitzender des Deutschen Rats für Wiederbelebung begrüßt die Initiative des Landes.

Professor Bernd Böttiger von der Kölner Uniklinik und Vorstandsvorsitzender des Deutschen Rats für Wiederbelebung begrüßt die Initiative des Landes und erklärt die Notwendigkeit: „Herz-Kreislauf-Stillstand ist die dritthäufigste Todesursache in Deutschland, dabei könnten wir jedes Jahr mehr als 10.000 Menschen zusätzlich retten. Denn der Rettungsdienst braucht selbst in einer Stadt wie Köln samt Notruf etwa acht Minuten. Das Gehirn überlebt ohne Sauerstoff aber nur drei bis fünf Minuten. Man muss als Ersthelfer also das Blut zum Fließen bringen, dann stirbt das Gehirn nicht.“

Kölner Professor Böttiger: „In Dänemark wurde das 2005 eingeführt, seitdem hat sich die Überlebensrate verdreifacht“

Eben das geht durch Herzdruckmassage – bis der Rettungsdienst da ist. „Am besten wird einem das vor der Pubertät beigebracht, dann verlernt man es auch nicht mehr“, so der Professor. Von daher sei der verpflichtende Unterricht an Reanimationspuppen in Schulen der richtige Weg: „In Dänemark wurde das 2005 eingeführt, seitdem hat sich die Überlebensrate verdreifacht.“

Der Rat für Wiederbelebung hat schon vor Jahren gemeinsam mit anderen eine Initiative zur Schülerausbildung in Wiederbelebung ins Leben gerufen („Kids save lives“), die sogar von der Weltgesundheitsorganisation (WHO) unterstützt wird. Bereits 2014 (!) hatte der Schulausschuss der Deutschen Kultusministerkonferenz beschlossen, was jetzt in NRW kommt: Wiederbelebungstraining ab der 7. Klasse."