Drei Wochen nach dem Messerangriff äußert sich Herdeckes Bürgermeisterin Iris Stalzer zur Tat und der medialen Aufmerksamkeit.
Nach Messer-AttackeStalzer spricht über „unfassbare Belastung“ – und kritisiert Merz

Iris Stalzer tritt am 4. November wie geplant ihr Amt als Bürgermeisterin von Herdecke an.
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Drei Wochen nach einem lebensgefährlichen Messerangriff hat sich die neugewählte Bürgermeisterin von Herdecke, Iris Stalzer (57), öffentlich zu den Vorfällen geäußert. Die Tat ereignete sich am 7. Oktober im Haus der SPD-Politikerin.
„Gesundheitlich geht es mir gut. Was natürlich eine unfassbare Belastung ist, ist dieses Drumherum“, sagte Stalzer der „Westfalenpost“. Als Tatverdächtige gilt ihre 17-jährige Adoptivtochter. Laut früheren Berichten soll sie ihre Mutter über Stunden im Keller festgehalten und ihr mit 13 Messerstichen sowie schweren Kopfverletzungen lebensgefährlich verletzt haben.
Kritik an medialer Aufmerksamkeit und Hassnachrichten
Die enorme mediale Aufmerksamkeit kritisierte Stalzer deutlich. „Ich habe tatsächlich überhaupt nicht erwartet, dass ein solcher Medienrummel entstehen würde“, so die 57-Jährige. Sie sei sprachlos, dass Medien wie die „New York Times“ und „CNN“ berichtet hätten. Besonders schlimm sei die öffentliche Zurschaustellung ihrer Kinder gewesen, „ob nun verpixelt oder nicht verpixelt“.
Zudem habe es neben Genesungswünschen auch „Hass und Hetznachrichten, die eigentlich mehr die Kinder betrafen als mich“ gegeben. Die Veröffentlichung der Herkunftsländer ihrer Kinder habe zu „ganz fürchterlichen Kommentaren“ mit rassistischem Inhalt geführt, die klar strafbar seien.
Amtsantritt trotz allem wie geplant
Auch an schnellen Kommentaren aus der Politik äußerte sie Kritik und nannte beispielhaft Friedrich Merz. „Sich binnen Minuten zu Dingen zu äußern, von denen man so wenig weiß und dann da eine Meinung zu haben, das finde ich extrem schwierig“, sagte die Politikerin. Man sei gut beraten, erst die Fakten zu prüfen, bevor man sich äußere.
Trotz der Geschehnisse wird Stalzer ihr Amt als Bürgermeisterin wie geplant am 4. November antreten. Die Rückendeckung ihrer Partei habe ihr die nötige Kraft gegeben. „Wenn ich mir das Amt nicht zutrauen würde, würde ich es nicht machen“, betonte sie.
Sie schloss mit dem Appell: „Wenn nur Menschen mit perfekten Familien sich engagieren dürfen, dann glaube ich, verzerrt das unsere Gesellschaft sehr.“ (red)

