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Zeichen der KatastropheDer schiefe Turm an der Pappenfabrik in Nierfeld ist abgerissen

Lesezeit 3 Minuten
Das Bild zeigt, wie eine Wand des Turms zu Boden fällt.

Als große Wandteile herausbrachen, ging es plötzlich ganz schnell mit dem Abriss des Turms.

Für Geschäftsführer Martin Uhlmann ist der Abriss des gut zehn Meter hohen Turms ein großer Schritt in Richtung Wiederaufbau nach der Flut.

„Das Wahrzeichen der Nierfelder Pappenfabrik ist jetzt Geschichte“, konstatierte Geschäftsführer Martin Uhlmann am Mittwochmorgen. Zuvor war der gut zehn Meter hohe Turm mit Logo und Schriftzug des Unternehmens, der seit der Flut schief stand, von einem Bagger mit langem Greifarm abgerissen worden. Für Uhlmann ist das ein weiterer wichtiger Meilenstein beim seit fast vier Jahren laufenden Wiederaufbau des Unternehmens.

„Der Turm ist in den 1960er- oder 1970er-Jahren für die Stromversorgung gebaut worden“, sagte Uhlmann. Genau könne er das nicht sagen, weil viele Unterlagen, Dokumente und Fotos zur Firmenhistorie bei der Flut 2021 weggespült worden seien. Von dem Turm zweigte auch eine Stromleitung für das Landhaus Hohenfried ab. „Die Verbindung wurde jetzt nicht mehr benötigt. Deswegen wurden die Leitungen in der vergangenen Woche abgemacht“, berichtete der Geschäftsführer.

Fundament des Turms und Widerlager der Brücke waren unterspült

Weil sich bei der Flut an der Brücke über die Olef ein Damm aus Treibgut gebildet hatte, waren das Fundament des Turms und die Widerlager der Brücke unterspült worden. Sie mussten in den Tagen danach mit viel Beton abgestützt werden. Die Brücke war zusätzlich mit Eisenpfeilern gestützt worden. „Der Turm stand aber seitdem schief“, sagte Uhlmann.

Das Bild zeigt einen Hydraulikgreifer, der an der Stahlbetondecke arbeitet.

Mit einem Hydraulikgreifer wurden die Stahlbetondecke und die gemauerten Wände abgetragen.

Das Bild zeigt den schiefen Turm vor dem Abriss.

Der Turm hatte seit der Flut schief gestanden, weil das Fundament unterspült worden war.

Den Abriss hat das Ingenieurbüro Gotthard und Knipper geplant. Mit einem Bagger sollte das Gebäude Stück für Stück abgetragen werden. Das entpuppte sich zunächst als zähe Angelegenheit. Der mit einer großen Hydraulikzange ausgerüstete Bagger konnte zu Beginn nur kleine Stücke aus der Stahlbetondecke und der gemauerten Fassade herausbrechen. „Da ist noch richtig Beton verbaut worden“, meinten Angestellte des Unternehmens, die das Schauspiel verfolgten und mit ihren Handys Fotos machten.

Nach nicht einmal einer Stunde war der Turm von Nierfeld Geschichte

Doch als der Baggerfahrer die Decke des Turms vom Rest gelöst hatte, ging es plötzlich sehr schnell. Große Teile der Wände brachen heraus und fielen zu Boden. Nach nicht einmal einer Stunde war von dem Bauwerk nichts mehr zu sehen. Während der Arbeiten sorgte ein Mitarbeiter der Firma Backes mit einem Wasserschlauch dafür, dass möglichst viel Staub gebunden und dessen Ausbreitung so verhindert wurde.

„Nach vier Jahren sind wir nun wieder einen Schritt weiter“, freute sich Uhlmann. In Kürze soll nun die beschädigte Brücke über die Olef abgerissen werden. Als Ersatz war vor gut einer Woche eine 18 Meter lange und 57 Tonnen schwere Behelfsbrücke aus Stahl eingesetzt worden. Sie soll Ende des Jahres wieder abgebaut werden, wenn die neue Brücke aus Stahlbeton fertiggestellt ist.

Die Kosten für den Wiederaufbau des Unternehmens und der Infrastruktur von mehreren Millionen Euro werden laut Uhlmann größtenteils über den Wiederaufbaufonds von Land und Bund sowie zu kleineren Teilen von einer Versicherung und dem Unternehmen finanziert. Er geht davon aus, dass der Wiederaufbau der Pappenfabrik noch rund zwei Jahre dauern wird. Es fehlt noch ein Bürogebäude für die Verwaltung, die aktuell in Containern untergebracht ist.