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20 Jahre „Schmuck Kastl“Österreichische Schmankerl mit Herz und Handarbeit in Burscheid

4 min
Seit 20 Jahren servieren Werner (72) und Inge (71) Schmuck in ihrem Restaurant echte österreichische Hausmannskost aus ihrer Heimat.

Seit 20 Jahren servieren Werner (72) und Inge (71) Schmuck in ihrem Restaurant echte österreichische Hausmannskost aus ihrer Heimat.

Das „Schmuck Kastl“ in Burscheid feiert Jubiläum.

Wenn man das große gelbe Haus an der Straße „Sträußchen“ im gleichnamigen Burscheider Stadtteil betritt, bleibt die Hektik der Welt draußen: Dicke Holzbalken an der Decke und rot-weiß karierte Vorhänge und Tischdecken sorgen für heimeliges Ambiente, jeder kleiner Winkel ist liebevoll dekoriert mit Stoffherzen, Klimbim und einer beeindruckenden Sammlung von 1000 Teddybären – im „Schmuck Kastl“ fühlen sich Gäste wie im Urlaub in Tirol. Seit 20 Jahren servieren Werner (72) und Inge (71) Schmuck in ihrem Restaurant echte österreichische Hausmannskost aus ihrer Heimat. Heute, am 11. November, feiern sie auf den Tag genau ihr Jubiläum. Aber es war ein steiniger Weg für die Gastronomen bis zur Verwirklichung ihres eigenen Restaurants.

Werner Schmuck absolvierte nach der Schule eine Ausbildung zum Koch und arbeitete unter anderem im historischen Luxushotel „Baur au Lac“ in Zürich. „Dann habe ich mich aus der Küche raus in den Service nach oben gearbeitet“, erzählt er. Dort lernt er 1973 im Hotel Mößlacher am Wörthersee seine Kollegin und spätere Ehefrau Inge kennen. Schon bald lockt sie ein Angebot nach Deutschland und sie machen sich mit ihrem VW Käfer auf dem Weg über die Grenze: In Solingen arbeitetet Werner Schmuck im damaligen Nobelhotel auf der Burg Hohenscheid, bedient dort sogar die Rolling Stones. „Das waren gute Zeiten, bis ich kein Gehalt mehr bekam. Nach drei Monaten bin ich gegangen“, erzählt er rückblickend. Aber das Paar bleibt und zieht drei Kinder groß.

Zum Nachtisch wird gern der luftige „Topfenschmarrn“ bestellt, ein Dessert aus Quark und Grieß mit Vanillesoße.

Zum Nachtisch wird gern der luftige „Topfenschmarrn“ bestellt, ein Dessert aus Quark und Grieß mit Vanillesoße.

Inge und Werner Schmuck wagen 1992 den Schritt in die Selbstständigkeit, betreiben in den folgenden Jahren als Pächter das Golfrestaurant Leverkusen, die „Waldschänke“ in Dünnwald und die „Alte Mühle“ in Wipperfürth. Anfang der 2000er-Jahre erfahren sie, dass das alte Gasthaus „Lennertz“ in Burscheid versteigert werden soll. „Am Abend vor der Auktion hat uns unser Steuerberater noch abgeraten, aber wir haben es dennoch gekauft“, so Inge Schmuck rückblickend. Doch das Gebäude erwies sich als baufällig und es blieb nur der Abriss. Der ungeplante Neubau kostet ein Vermögen und es kommt zu zahlreichen Verzögerungen und dann zu einem Wasserrohrbruch. „Uns stand oft das Wasser bis zum Hals, im wahrsten Sinne des Wortes“, so Inge Schmuck.

Doch das Gastronomen-Paar gibt den Traum vom eigenen Restaurant nicht auf und wird kreativ: Die Schmucks kochten oft „außer Haus“, fuhren zu Ihren Gästen nach Hause und kochten und bedienten in den Privathäusern.

Ein Stück Österreich im Bergischen

Am 11. November 2005 öffnete das „Schmuck Kastl“ endlich seine Türen: 100 Sitzplätze und 300 Quadratmeter österreichische Gemütlichkeit. Werner Schmuck steht seit 20 Jahren selbst in der Küche – bis zu 16 Stunden täglich. „Bei uns kommt gar nichts aus der Dose, da bleiben wir unserer Linie treu“, so der Küchenchef. „Ich kann verstehen, dass es für jeden Geldbeutel etwas zu essen geben muss. Aber ich mag das gar nicht, wenn Restaurants lügen und Fertigsachen verarbeiten.“

Für die Qualität bezahlen die Gäste gern den gehobenen Preis: Der absolute Bestseller sei das Wiener Schnitzel vom Kalb, in Butterschmalz gebraten, dazu gibt es Gurken-Kartoffelsalat für 34,30 Euro. „Mein Mann muss säckeweise Schnitzel klopfen, ich jede Woche“, scherzt Inge Schmuck, die mit ihrem Enkel Julian (30) den Service leitet. 

Auch andere österreichische Klassiker seien beliebt: die „Flädlesupp´n“, (9,70 Euro), eine Rinderbrühe mit Pfannkuchenstreifen oder der Semmelknödel mit Pilzragout (19,70 Euro).

Wir sind Vollblut-Gastronomen – und das machen wir, bis wir umfallen.
Inge Schmuck (71) führt seit 20 Jahren mit Ehemann Werner das „Schmuck Kastl“ in Burscheid

Während andere Betriebe ums Überleben kämpfen, setzen die Schmucks auf Qualität und Persönlichkeit. „Die Leute gehen immer noch gern essen – Gott sei Dank“, sagt Inge Schmuck. Ihre Gäste kommen aus dem ganzen Rheinland, aus Sprockhövel, Dortmund oder Köln. Viele sind längst Freunde geworden. Das macht das Paar, das seit 51 Jahren verheiratet ist, sehr stolz.

Aufhören und das Rentenalter genießen? Für die Schmucks undenkbar. „Das ist unsere Lebensaufgabe. Wir lieben es“, sagt Inge Schmuck. „Wir sind Vollblut-Gastronomen – und das machen wir, bis wir umfallen.“