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Rückblick 2025Burscheid setzt ein Zeichen für die Kultur

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Die Fassade des Burscheider Kulturforums

Im Außenbereich fehlt noch ein bisschen was – aber das Kulturforum Burscheid ist im November pünktlich an den Start gegangen.

Der Bau soll auch demonstrieren, welches Bild die Stadt von sich selbst hat.

Als am Abend des 25. November Silke Hamburger und Ursula Schrage dem Steinway-Flügel die ersten Töne entlockten, wurde klar: Es klang gut, und Dirk Runge hatte eine Sorge weniger. Der Bürgermeister gestand, dass ihn dieser besondere Anlass auch „ein bisschen nervös“ gemacht hatte. Er erinnerte daran, wie im Januar 2023 im damaligen Haus der Kunst um letzte Fragen zum Umbau in ein Kulturforum gerungen wurde. „Bei fünf Grad Celsius“ – drinnen.

Danach ging es los mit der Baustelle. Und den steigenden Kosten. Auch deshalb bedankte sich Burscheids Bürgermeister ausführlich bei Nordrhein-Westfalens Bau- und Heimatministerin Ina Scharrenbach. Ihr Haus steuerte 7,7 Millionen Euro zu dem Projekt bei und machte es damit eigentlich erst möglich. Für die Ministerin ist Burscheids Kulturforum sei „ein Statement“ – jetzt müsse es Teil der Stadt werden. „Ich wünsche Ihnen viel Dur“, so Scharrenbach. Und, was die Förderung angehe, könne ihr Haus ja nur unterstützen, was in den Städten entwickelt werde.

Mit aller Konsequenz durchgezogen

„Einen Wackler“ habe es weder im Ministerium noch im Burscheider Rathaus gegeben, sagte die Ministerin. Das sah niemand unter den Ehrengästen anders. Mit aller Konsequenz unterstützte Burscheids Stadtrat den einmal eingeschlagenen Weg.

Wie das im Detail und im Alltag aussieht, das ist Sache von Joanna Kischka. Die Kulturmanagerin ist aus der Nachbarstadt Leichlingen nach Burscheid gekommen, um ein Konzept zu entwickeln, wie das Kulturforum sich in der Region einordnet. Die Konkurrenz ist nicht klein, aber es gibt auch viele Möglichkeiten der Differenzierung: So hat zum Beispiel die Kattwinkel’sche Fabrik in Wermelskirchen keine Bühne. 

Die programmatische Nische ist gefunden

Und was das Programm angeht, hat sich eine vielversprechende Nische aufgetan: Weltmusik. In diesem Genre muss man freilich in Burscheid nicht alles neu erfinden: Eine Zusammenarbeit mit dem Westdeutschen Rundfunk ermöglicht programmatische Vielfalt.

Und dann sind da ja noch die renommierten Burscheid Orchester. Der Orchesterverein Hilgen und die Musicalische Academie rechtfertigen an sich schon fast den Umbau des Hauses der Kunst in das, was Architekt Wolfgang Krenz gern „kleine Oper“ nennt.

Teil einer runderneuerten Innenstadt

Aufgelockert hatten die Einweihung im November „Herbert und Hotchkiss“. Dass die beiden aus Wermelskirchen kommen, war natürlich ein Statement für auch künftige gute Nachbarschaft.

Reimar Molitor, Geschäftsführer des Strukturförderprogramms Regionale 2025 im Bergischen RheinLand und damit ein wichtiger Motor des Projekts, hatte besonders viel Vergnügen. Seine Mutter hatte ein Modegeschäft in Burscheid – so etwas verbindet natürlich ganz besonders. Erfreulich, dass der Bau ein entscheidender Teil einer eines Tages „runderneuerten Innenstadt“ sei.

Der Schöpfer des „Statements“ Wolfgang Krenz war an diesem großen Einweihungsabend sehr berührt. Das riesige Portal sei „sicherlich frech“, Teil einer Vision, „die ich natürlich hatte“. Er erinnerte sich an 300 Baubesuche, denn „dieses Projekt ist mein Herzprojekt“.

Für den Festakt am Freitag musste man eine Einladung haben. Aber das ist die Ausnahme. In Zukunft soll das Kulturforum in Burscheid neben dem Rathaus ein Ort für alle werden. Als Joanna Kischka kurz nach 18 Uhr auf die große Bühne trat, war eine erste Etappe geschafft. Auch für die ersten Monate dürfte es der Managerin nicht bange sein. Allerdings ist es ein Marathon, das Kulturforum mit einem attraktiven Programm auszustatten. Das sieht auch Bürgermeister Dirk Runge so. Ein bisschen Nervosität bleibt also beim Stadtoberhaupt.