Die Industriegewerkschaft Bergbau, Chemie, Energie hatte zu der Kundgebung aufgerufen. Es gibt Sorgen um die Zukunft des Chemparks.
„Unsere Betriebe stehen mit dem Rücken zur Wand“Beschäftigte im Chempark Leverkusen fordern Strompreisdeckel

Die Beschäftigten im Leverkusener Chempark fordern Unterstützung bei den Strompreisen. Nicht nur, damit es ihren Unternehmen besser geht, sondern um ihre Stellen zu sichern.
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Das große, leuchtende Bayer-Kreuz im Chempark ist das Quasi-Wahrzeichen von Leverkusen. Dennoch will Matthias Berninger, Leiter der „Öffentlichkeit und Nachhaltigkeit“ beim Bayer-Konzern, für eine Woche das Licht vom Bayer-Kreuz abschalten. Ein Warnsignal.
„Wenn wir den Brückenstrompreis nicht bekommen, gibt es hier keine Zukunft“, sagt Berninger auf einer Bühne auf dem Parkplatz am Tor 2 des Chemparks am Donnerstagmittag. Es ist eine Kundgebung, zu der die Industriegewerkschaft Bergbau, Chemie, Energie (IGBCE) alle Beschäftigten der Unternehmen an Leverkusener Industriestandort aufgerufen hatte – etwa 2500 sind erschienen. Versorgt wurden sie von diversen Foodtrucks, darunter Burger und Wraps, sowie Getränkeständen.
Zu hohe Energiekosten im Chempark: Schließungen und massenweise Entlassungen drohen
Unter dem Motto „Standorte und Beschäftigung retten – Brückenstrompreis jetzt“ fordern sie von der Politik einen bis 2030 befristeten Preisdeckel für energieintensive Unternehmen. Und das nicht nur aus finanziellen und wirtschaftlichen Gründen, wie die IGBCE-Bezirksleiterin Nina Melches erklärt. „Unsere Betriebe stehen mit dem Rücken zur Wand“, sagt die Gewerkschafterin. Gerade durch den russischen Angriffskrieg gegen die Ukraine sind die Energiekosten noch einmal enorm gestiegen. Schließungen und auch massenweise Entlassungen drohen.
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Rund 2500 Menschen kamen am Donnerstagmittag zu der IGBCE-Kundgebung im Leverkusener Chempark.
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Rainer Gruber, Geschäftsführer von Kronos International, sagt auf der Kundgebung, dass sein Chemie-Unternehmen seit dieser Energieexplosion rote Zahlen schreibt. „Wir bauen deshalb gezwungenermaßen bereits Stellen ab“, erklärt Gruber. Nur ein Brückenstrompreis könne helfen, um dauerhaft profitabel zu bleiben.
Wirtschaftsministerin Neubaur fordert mehr als warme Worte von Olaf Scholz
Das sieht auch die nordrhein-westfälische Wirtschaftsministerin Mona Neubaur (Grüne) so: „Was jetzt nicht reicht, ist, dass ein Kanzler nur mit warmen Worten über den Industriestandort Deutschland spricht“, sagt die Grünen-Politikerin auf der Kundgebung am Chempark. Auch der Leverkusener Oberbürgermeister Uwe Richrath (SPD) spricht den Ernst der Lage an: „Alles, was wir hier zumachen, das wird niemals wiederkommen“, mahnt er.
Dass der Brückenstrompreis keine Dauerlösung ist und auch nicht alle Probleme auf Schlag beseitigt, wissen auch die Unternehmen. „Wir haben eine Wettbewerbsverzerrung im Vergleich zu anderen Ländern“, sagt Currenta-Geschäftsführer Hans Gennen. Es benötige andere Bedingungen, die der Preisdeckel für die Stromkosten herstellen könnte. Nur so könnte man weiter in die „Transformation“ in Richtung Klimaneutralität investieren und damit auch international wettbewerbsfähig bleiben.