Franz-Josef Berners war Fraktionschef und Abgeordneter im Bundestag. Der 80-Jährige vermisst echte Wirtschaftskompetenz.
KommunalwahlWas ein altgedienter Leverkusener Christdemokrat vom Wahlkampf seiner Partei hält

Der frühere Fraktionschef und Bundestagsabgeordnete der CDU, Franz-Josef Berners
Copyright: Thomas Käding
Er kommt aus einer Zeit, in der Opladen zu Leverkusen kam und in der Leverkusen und das damalige Bayerwerk eng zusammenstanden: Franz-Josef Berners war Vorsitzender der CDU-Ratsfraktion und zweieinhalb Jahre als Nachrücker auch Bundestagsabgeordneter. Inzwischen ist er 80 Jahre alt. Aber die Politik lässt ihn natürlich nicht los. Er gehört zu einer Runde, die auch Bundeskanzler Friedrich Merz schätzt. Und er macht sich im laufenden Kommunalwahlkampf Gedanken, ob alles richtig läuft in seiner Partei.
Als ehemals hochrangiger Manager im Bayer-Konzern schaut Berners zuerst natürlich auf die wirtschaftliche Kompetenz im Wahlkampfteam der CDU. Die könnte größer sein, findet er. Nicht durchweg gelungen findet er in dieser Hinsicht den Wahlkampf von Stefan Hebbel. Leverkusens Christdemokraten haben ihre Kampagne voll auf den OB-Kandidaten zugeschnitten. Das bringt es mit sich, dass Hebbel sich auch als Ansprechpartner für Unternehmen positioniert. Dass das funktioniert, bezweifelt Berners: „Unternehmer sehen in Hebbel den Polizeibeamten.“ An dieser Einschätzung ändert auch nichts, dass an einem Zaun in Berners Nachbarschaft am Feldsiefer Weg gleich mehrere Hebbel-Plakate prangen – der Zaun gehört zu Elektrofirma Patrick Walter.
Berners, Wenning, CDU
Berners’ Ansprüche allerdings sind hoch, müssen auch hoch sein. Der promovierte Betriebswirt war Prokurist und hatte hochrangige Funktionen in Bayers Arzneimittelsparte. Er spielte eine wichtige Rolle bei den Aufkäufen der Pflanzenschutzsparte von Aventis und bei der Schering-Übernahme. Und er ist durchaus ein enger Vertrauter von Werner Wenning, dem früheren Vorstandschef und späteren Aufsichtsratsvorsitzenden.
Alles zum Thema Leverkusen Chempark
- Quartalszahlen Wie Wirtz und Frimpong Bayers Bilanz verbessern
- Finanzkrise Leverkusen nimmt noch weniger Gewerbesteuern ein als geplant
- Zahlen der Kämmerei Leverkusens Finanzkatastrophe wurde im Chempark ausgelöst
- Kläranlage Wieder Ärger um Rückstände im Rhein bei Leverkusen
- Warn-App löste aus Feuerwehr gibt Entwarnung nach „Schadensereignis“ im Chempark Dormagen
- Ukraine Zwischen Bayerwerk und Kachowka-See: Kunstprojekt verbindet Nikopol und Leverkusen
- Chempark in Leverkusen Größere Menge Titandioxid in Rhein gelangt
Wenn so einer nebenbei die CDU-Fraktion im Stadtrat leitet, ist die Verschränkung zwischen Werk und Stadt natürlich eng. Dass Leverkusen und Bayer zusammengehören, ist für den gebürtigen Dabringhausener, der Kindheit und Jugend in Rheindorf verbrachte, die DNA der Stadt – und des Konzerns. Zu seinen Gewohnheiten gehörte es, von „Wiesdorf-Süd“ zu sprechen, wenn er Bayer meinte. Das war Werner Wenning eine Erwähnung wert in seiner Abschiedsrede für Franz-Josef Berners. Weil es seine Haltung charakterisierte, obwohl er in aller Welt unterwegs war für den Konzern.
Diese Einsätze haben auch dem Politiker Franz-Josef Berners Begegnungen ermöglicht, die prägend waren: ein paar Tage im Wahlkampftross des Republikaners John McCain zum Beispiel.
Ein Bayer-Chef aus Texas interessiert sich nicht für Leverkusen
Dass sich Stadt, Stadtrat und Bayer entfremdet haben, lastet er aber nicht nur Spitzen der Stadt an. Mit Blick auf den derzeitigen Vorstandschef Bill Anderson lautet sein Befund: „Der interessiert sich natürlich kein bisschen für Leverkusen.“ Auch die Aufspaltung des Konzerns, aus denen Unternehmen wie Lanxess und Covestro entstanden sind, habe dazu beigetragen, dass sich Stadt und Werk auseinander lebten.
Indes – aus Berners’ Sicht bleibt es unerklärlich, wie im Leverkusener Rathaus noch für 2024 riesige Gewerbesteuer-Einnahmen veranschlagt werden konnten, von denen jeweils ein großer Anteil aus dem Chempark stammen sollte: „Wenn schon drei Jahre keine Dividende fließt – woher soll dann Gewerbesteuer kommen?“, fragt er mit Blick auf Bayer. Da sei offenbar gehörige Naivität im Spiel gewesen. Und zu wenig Kommunikation. Dass die sich verbessert unter einem Oberbürgermeister Stefan Hebbel – Franz-Josef Berners wünscht es sich. Aber er weiß es nicht.