Noch bis Sommer und in den Herbst hinein können junge Menschen eine Ausbildung anfangen.
Arbeitsagentur und HandwerkerschaftDiese Berufe sind bei künftigen Azubis in Leverkusen und der Region gefragt

In der Vergangenheit schien das Interesse nachgelassen zu haben, jetzt „legen dieses Mal die Fleischer und Fleischereifachverkäufer eine schöne Entwicklung hin“, schreibt Marcus Otto, der Chef der Kreishandwerkerschaft.
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Es ist Halbzeit im Berufsberatungsjahr und die Agentur für Arbeit in Bergisch Gladbach, die Kreishandwerkerschaft und die Industrie- und Handelskammer (IHK) ziehen ein Zwischenfazit.
Die Arbeitsagentur ist neben Rhein-Berg und Oberberg auch für Leverkusen zuständig. „Im Rheinisch-Bergischen Kreis und der Stadt Leverkusen verzeichnen wir zum März 2025 einen leichten Anstieg der Ausbildungsinteressenten im Vergleich zum Vorjahr, was grundsätzlich erfreulich ist. Leider mussten wir jedoch auch feststellen, dass die Zahl der gemeldeten Stellen in beiden Bezirken im Vergleich zu 2024 gesunken ist. Das ist insbesondere darauf zurückzuführen, dass viele Unternehmen aufgrund wirtschaftlicher Unsicherheiten und Herausforderungen auf dem Arbeitsmarkt zögern, neue Auszubildende einzustellen“, schreibt Nicole Jordy, Leiterin der Arbeitsagentur. Die Agentur unterstützt bei der Berufsorientierung, gibt Tipps für Bewerbungen und bereitet die Fachkräfte von morgen gezielt auf Vorstellungsgespräche vor. Auch Wegbegleiter wie Eltern oder Lehrer können auf die Angebote zurückgreifen.
Die Zahlen für Leverkusen: Hier in der Stadt waren bis März insgesamt 848 Interessierte als Bewerber für eine Ausbildungsstelle oder ein duales Studium gemeldet. Im Vergleich zum März 2024 waren damit 190 Personen mehr (plus 29 Prozent) gemeldet. Davon suchen aktuell 541 junge Menschen aktiv nach einer Ausbildung oder einem dualen Studium. Alle anderen haben sich bereits für ein Angebot entschieden oder eine andere Alternative für sich gefunden. Die regionalen Unternehmen haben bisher 552 Ausbildungs- und duale Studienplätze gemeldet (133 Stellen beziehungsweise 19 Prozent weniger als vor einem Jahr). Rein rechnerisch kommen damit auf 100 Stellen 159 Bewerberinnen und Bewerber. Aktuell seien 314 Ausbildungs- und duale Studienplätze frei, heißt es bei der Agentur für Arbeit.
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Leverkusen und Region: Elektroniker und Dachdecker stärker gefragt
Die Kreishandwerkerschaft Bergisches Land sieht zum Start des Ausbildungsjahres 2025 eine positive Entwicklung. Bis zum Stichtag Ende März seien bereits 25 Prozent mehr Ausbildungsverträge unterzeichnet als im Vergleichszeitrum 2024, freut sie sich. Konkrete Zahlen wolle man noch nicht nennen, das sei alles eine Momentaufnahme, erklärt Marcus Otto, Hauptgeschäftsführer der Kreishandwerkerschaft. Besonders gefragte Berufe im Handwerk seien etwa Kraftfahrzeugmechatroniker, Tischler oder Anlagenmechaniker für Sanitär-, Heizungs- und Klimatechnik. „Erfreulicherweise sind auch Berufe wie Elektroniker, Dachdecker sowie Maler und Lackierer wieder stärker gefragt“, schreibt Otto. Und auch die Zahlen bei Fleischer und Fleischereifachverkäufer gehen hoch.
„Luft nach oben sehen wir noch in Berufen im Bauhauptgewerbe, bei den Metalltechnikern, bei den Friseuren und bei den Bäckern“, erklärt der Leiter der Kreishandwerkerschaft. Freie Ausbildungsplätze gibt es noch genügend, aktuell seien weniger Jugendliche auf der Suche nach einem Ausbildungsplatz. Marcus Otto nennt als Grund für den Rückgang bei den Bewerbern zum einen die geburtenschwachen Jahrgänge, zum anderen das sich verändernde Berufswahlverhalten. Nach wie vor fehle beispielsweise häufig an Gymnasien die Offenheit dafür, nach dem Abitur eine Ausbildung im Handwerk zu absolvieren. „Die meisten Abiturienten gehen direkt studieren – dabei gäbe es auch für sie durchaus aussichtsreiche, gut bezahlte Karrierewege im Handwerk.“
An die Betriebe appelliert er: „Auch wenn es in der derzeitigen Lage manchmal schwerfällt, Sie als Handwerker sollten weiter optimistisch in die kommenden Wochen, Monate und Jahre blicken. Zuversicht kommt bei Jugendlichen an. Sie sehnen sich nach Perspektiven, Sicherheit und Stabilität. Und das alles kann das Handwerk bieten.“
Die Industrie- und Handelskammer sieht hingegen mit Sorge, dass „sich der Trend bemerkbar macht, dass Ausbildungsverhältnisse immer später geschlossen werden und entsprechend spät in der Statistik auftauchen“. Bis Ende Februar seien im Bezirk der IHK Köln 1147 neue Ausbildungsverträge in den insgesamt fast 200 Berufen in Industrie, Handel und Dienstleistung vereinbart worden, rund 11,5 Prozent oder 149 Verträge weniger als zum Vorjahresstichtag. Viele Unternehmen würden noch bis in den Sommer hinein suchen, heißt es. Grundsätzlich seien die Informationsveranstaltungen und Ausbildungsbörsen im Frühjahr „sehr gut besucht“.