Durch soziale Medien sind Kinder und Jugendliche häufig besser informiert als früher, der Trend geht aber zu Gesprächen mit Vertrauenspersonen.
JugendtreffLeverkusener Jugendliche suchen wieder mehr nach echten Begegnungen

Franziska Büter und Marc Munz im offenen Kinder und Jugendtreff „JuLe“ in Opladen
Copyright: Stefanie Schmidt
„Franzi, können wir reden?“ Immer häufiger stehen Kinder und Jugendliche schon vor der Öffnung des Jugendtreffs Jule in Opladen vor der Tür. Und wenn Franziska Büter die Tür öffnet, bekommt sie regelmäßig diese Worte zu hören. „Früher war die Reihenfolge so: Erst Billard spielen, dann reden. Heute ist es oft umgekehrt“, sagt die pädagogische Fachkraft.
Warum haben Kinder und Jugendliche einen erhöhten Redebedarf? Offenbar ist die Zeit vorbei, in denen sich die jungen Menschen alleine in die Onlinewelt zurückgezogen haben. „Jugendliche suchen neben Social Media gezielt das reale Zusammensein und die echte Begegnung“, stellt Büter fest. Das Internet spielt dabei auch eine Rolle: „Viele informieren sich mehr über Social Media und haben dann Fragen dazu.“ Das könne die weltpolitische Lage sein, aber auch persönliche Anliegen wie sexuelle Orientierung, Probleme in der Familie oder mentale Gesundheit. „Die Jugendlichen sind informierter und erkennen Probleme häufiger auch als solche. Sie wissen, dass das Gespräch mit einer Vertrauensperson weiterhilft.“
Wir wollen, dass die Jugendlichen ihre Gedanken und Sorgen bei uns abladen können, ohne direkt wieder etwas mitzunehmen.
Und die finden sie im Jugendzentrum. „Ein Vertrauensbeweis an unsere Fachkräfte“, freut sich Marc Munz, der die ebenfalls von der katholischen Jugendagentur betriebenen Jugendzentren Megafon in Burscheid und Ojo in Odenthal leitet. „Wir hören in erster Linie zu“, erklärt Munz. Wenn Jugendliche ihre Probleme mit Familie oder Freunden teilen, kommen häufig direkt Ratschläge dazu. „Wir wollen, dass die Jugendlichen ihre Gedanken und Sorgen bei uns abladen können, ohne direkt wieder etwas mitzunehmen.“ Häufig stelle er dann Fragen wie: „Wie würdest du dir denn wünschen, dass das jetzt läuft?“ oder „Was müsste sich verändern, damit es dir besser geht?“ Die Jugendlichen sollen so befähigt werden, sich mit ihrer Situation auseinanderzusetzen. Und wenn dann jemand zurückkommt und stolz sagt: „Ich hab das jetzt geregelt“, dann seien sie daran wieder ein Stück gewachsen.
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Ein wichtiger Punkt sei auch, dass kein Kind für irgendetwas verurteilt wird, was es erzählt. „Ich kann schon sagen: ‚In der Sache finde ich das nicht gut, was du gemacht hast‘ oder ‚ich glaube, das hilft dir auf deinem Lebensweg nicht weiter‘“, sagt Munz. „Aber deswegen verurteile ich dich nicht und du bist hier genauso willkommen. Da muss man die Sache und den Menschen trennen.“ Das kommt offenbar gut bei den Jugendlichen an.

Zum Jugendtreff „JuLe“ der katholischen Jugendagentur geht es in der Aloysiuskapelle am Eingang der Opladener Fußgängerzone die Treppen hinunter
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Doch die Verantwortlichen in der katholischen Jugendagentur treiben auch Sorgen um, vor allem in Leverkusen, wo durch das Haushaltsloch auch Einsparungen in der offenen Kinder- und Jugendarbeit drohen. „Der Träger steht dazu in Gesprächen mit der Stadt“, sagt Munz. Die finanzielle Ausstattung der offenen Jugendarbeit sei ohnehin schon nicht rosig, ergänzt Büter: „Ende vergangenen Jahres mussten wir dann schon bei unseren Aushilfskräften sparen.“ Das sei ein großes Problem, schließlich könne sie sich nicht gleichzeitig auf ein intensives Einzelgespräch einlassen und eine Meute von bis zu 20 Kindern im Auge behalten.
Sorge wegen des Leverkusener Haushaltslochs
Besonders hängt ihr Herz auch an einem Kochprojekt, dass sie mit den Kindern regelmäßig durchführt. „Wir kochen dann zusammen regional und nachhaltig, das ist für viele auch deswegen wichtig, weil sie zu Hause nicht regelmäßig gesundes, warmes Essen bekommen“, erzählt Bütner. Die Kinder lernen so nicht nur etwas über gesunde Ernährung und Kochstrategien, sondern häufig entwickeln sich zwischen Gemüseschneiden und Nudeltopf auch Gespräche mit schüchternen Kindern, die nicht direkt das Gespräch suchen. „Ich habe schon Sorge, dass ich bald dafür nicht mehr die Zutaten einkaufen kann oder nur noch weniger Kinder daran teilhaben können“, sagt die Pädagogin.
Deswegen hat die Katholische Jugendagentur kürzlich eine Fundraiserin eingestellt, die mit der Aktion „Loch im Bauch“ gezielte Spendenaktionen startet. „Dabei sind schon mehrere tausend Euro zusammengekommen“, freut sich Munz. Damit auch trotz Haushaltsloch kein Kind mit Loch im Bauch zu Bett gehen muss.
Jugendtreffs der Katholischen Jugendagentur
Das „JuLe“-Café, Kölner Straße 42, hat wie folgt geöffnet: Dienstag 15 bis 19 Uhr; Mittwoch 16 bis 19 Uhr; Donnerstag und Freitag: 15 bis 20 Uhr. Montag Ruhetag. Alle Kinder ab 8 Jahren können ohne Anmeldung jederzeit vorbeikommen, es gibt Billard, Tischkicker, Spiele, Snacks und Getränke. Gesondertes Ferienprogramm im Internet.
https://www.jule-leverkusen.de/das-jule-cafe
Das Jugendzentrum Megafon, Montanusstraße 15, ist von Dienstag bis Donnerstag jeweils von 15 bis 20 Uhr geöffnet, Freitag 15 bis 22 Uhr. Am Samstag finden regelmäßig Projekttage statt.
https://www.kja-lro.de/einrichtungen/jugendzentren-00001/megafon-burscheid/