Im Jungen Theater diskutierten die OB-Kandidaten der SPD, der CDU und der Grünen über Kulturpolitik in Leverkusen.
Podiumsdiskussion zu KulturLeverkusener OB-Kandidaten stecken in einem Dilemma

Im Jungen Theater diskutierten Sven Weiss (Grüne), Stefan Hebbel (CDU) und Uwe Richrath (SPD) unter Leitung von Claudia Sowa über Kulturpolitik in Leverkusen.
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Es dauerte ein bisschen, bis die Veranstaltung am Mittwochabend im Jungen Theater in Opladen ihrem Namen „Podiumsdiskussion“ gerecht wurde. Aber nachdem die OB-Kandidaten Sven Weiss (Grüne), Stefan Hebbel (CDU) und Uwe Richrath (SPD) zunächst wenig überraschend übereinstimmend betont hatten, wie wichtig ihnen die Kultur in ihrer Stadt ist, setzte der Grünen-Kandidat die erste Duftmarke in Sachen Wahlkampf.
„Wir müssen uns ehrlich machen: Die Dinge werden immer teurer“, sagt er, weshalb er nicht verstehen könne, wieso CDU und SPD für eine Erhöhung der Gebühren für die Jugendkunstgruppen gestimmt hätten. Dazu die Erhöhung der Musikschulgebühren und mehr – die Politik trage eine Verantwortung für die kulturelle Daseinsfürsorge in der Stadt und für die niedrigschwellige Zugänglichkeit. Clever nahm im Moderatorin Claudia Sowa etwas den Wind aus den Segeln: „Wenn Sie jetzt Oberbürgermeister werden, würden sie also alles sofort wieder rückgängig machen?“
An dem Versuch einer Antwort darauf von Sven Weiss wurde dann das Dilemma deutlich, in dem sich alle drei Kandidaten befinden: Er würde womöglich, aber das Geld fehlt. Erst recht jetzt in der Haushaltskrise. Denn über die Bedeutung, die Kultur für die Gesellschaft hat, für Bildung, für die Demokratie – darüber besteht zwischen den drei Kandidaten, die das Junge Theater eingeladen hatte, weil sie die aussichtsreichsten seien, kein Dissens. Aber eine konkrete Antwort darauf, wie man Kulturpolitik in diesen Tagen bezahlen könne, hatten alle drei nicht.
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Und das kann man ihnen kaum zum Vorwurf machen. OB Uwe Richrath brachte Stiftungen ins Spiel. Jahrzehntelang hat die Kultur in Leverkusen von der Förderung des Bayer-Konzerns gelebt. Deren Strategie hat sich aber geändert, Bayer Kultur setzt inzwischen eher darauf, größere Projekte zu fördern und in die Künstlerförderung zu investieren, anstatt wie früher Vereine in der Stadt zu finanzieren. Ein Umstand, den dem Konzern einige in der Stadt übelzunehmen scheinen.
Stefan Hebbel verwies auf das CDU-Wahlprogramm, „in dem wir einen Schwerpunkt auf die Freie Szene setzen“. Viel Geld ist allerdings auch dort nicht vorhanden. Das weiß auch Hebbel, weshalb er unumwunden zugibt: „Das Geld wird immer knapp sein“, auch wenn man sicher immer mal wieder Förderprogramme nutzen könne. Sven Weiss betonte, dass Sponsoring-Kooperationen oder Ähnliches immer nur ein Zusatz sein könnten. Die Stadt müsse für eine auskömmliche Finanzierung sorgen. Die Antwort, wie das gelingen kann, blieb aber auch er schuldig. Einig waren sich auch alle darin, dass es nichts bringe, Versprechungen zu machen, die man nicht halten könne.
Uwe Richrath sah sich an diesem Abend immer mal wieder in der Verteidigungsposition. Dem Amtsinhaber wurde vorgeworfen, dass es seit etwa eineinhalb Jahren nach der Auflösung der Kulturstadt Leverkusen keine Evaluation gebe. Gefragt, wie seine erste Bilanz aussehe, sagt er: „Wir wollten erst mal Stabilität im Programm schaffen.“ Das ist seinen Ausführungen nach gelungen, die Ticketverkäufe steigen. Trotzdem blickte zumindest Stefan Hebbel kritisch auf die Entscheidung, die KSL aufzulösen: „Ich weiß nicht, ob ich das noch mal so machen würde“, sagte er.
Verteidigen musste sich Richrath auch, als Claudia Sowa ein 37-seitiges, vergilbtes Schriftstück hochhielt: den Kulturentwicklungsplan von 2008. Den gibt es zwar, passiert ist aber eigentlich kaum etwas, was dort festgehalten wurde. Und es gibt auch einen Beschluss darüber, einen neuen zu schreiben, aber auch das ist noch nicht passiert. Weiss versenkte den Elfmeter: „Wir haben ein Problem mit Verbindlichkeit in dieser Stadtverwaltung.“
Bedauern äußerten vor allem Hebbel und Richrath darüber, dass das geplante Institut für Stadtgeschichte dem Sparzwang zum Opfer fallen dürfte. „Das ist ein wunder Punkt“, sagte Hebbel, erst recht, weil so viele Menschen schon Arbeit in die Umsetzung gesteckt hätten. „Als Bereich für politische Bildung“, pries auch Richrath das Projekt an. Nur nützt die guten Absichten wohl nichts – wirklich ein Dilemma.