Zu den großen Feierlichkeiten Anfang November in Bürrig kommt auch NRW-Ministerin Ina Scharrenbach.
Bezirksverband wird 100Schützen in Leverkusen, Langenfeld und Monheim werden kreativ

Eines von zahlreichen Schützenfesten im Bezirksverband Rhein-Wupper-Leverkusen – 2025 wurde auch wieder in Rheindorf gefeiert.
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Wakeboarding und das Schützenwesen – 1925, zur Gründung des Bezirksverbandes der Schützen Rhein-Wupper-Leverkusen, gab es da noch keine Verbindungen. Nur logisch, wurde die Wassersportart doch erst in den 1950er-Jahren in den Vereinigten Staaten erfunden. Da war das Schützenwesen, gerade in Nordrhein-Westfalen, schon fest etabliert.
2025 sieht das anders aus: Da sind Freizeitveranstaltungen, wie Einladungen zum gemeinsamen Wakeboarding in Langenfeld, ein Weg, um junge Schützen des Bezirksverbandes miteinander zu vernetzen – und ihnen Zusatzangebote anzubieten. Denn zum großen Jubiläum des Verbandes aus den Städten Leverkusen, Langenfeld und Monheim müssen sich die Verantwortlichen den Herausforderungen der Gegenwart stellen – und Möglichkeiten finden, für junge Menschen attraktiv zu bleiben.
Bezirksverband Rhein-Wupper-Leverkusen einst als Vorreiter
Längst ist es, gerade in den größeren Städten, nicht mehr Norm, dass ein junger Mann in einen Schützenzug eintritt, das Schützenwesen muss sich gegen eine immer größere Anzahl an anderweitigen Möglichkeiten, seine Zeit zu verbringen, zu behaupten. Mitunter deswegen gilt für Mathias Tennior, seit nunmehr zehn Jahren Vorstand des Bezirksverbandes, zum 100-jährigen Jubiläum nicht nur, die Historie des Schützenwesens zu feiern, sondern sich auch mit den Herausforderungen der Gegenwart genau zu befassen.
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„Wie bei allen Vereinen, sei es Sportvereine oder im Karneval, zeigt die Entwicklung auch bei uns, dass die Anzahl der Teilnehmenden immer weniger wird“, erklärt Tennior. Oftmals sind die Jungschützen familiär geprägt, meist die Kinder der langjährigen Schützen. Einerseits gibt es die generelle Entwicklung der abnehmenden Teilnehmerzahlen, andererseits beschreibt Tennior auch die Unterschiede zwischen den Städten. Die Entwicklung sei in Leverkusen noch deutlich auffälliger als noch im deutlich dörflicher geprägten Langenfeld.
„Wir bleiben von der Entwicklung natürlich nicht verschont“, erklärt Tennior zwar, betont aber, dass der Zusammenschluss in den drei Städten hilft, um die Herausforderungen zu meistern. Etwa werde sich bei Punkten wie dem Thekendienst in den verschiedenen Bruderschaften innerhalb des Bezirksverbandes geholfen.
Älteste Bruderschaft in Schlebusch
Gemeinsam werden auch die Veranstaltungen für die Jungschützen geplant und unternommen. Für das kommende Jahr ist etwa das Wakeboarding geplant, zuletzt gab es ein Grillfest oder einen Ausflug in eine Soccerhalle. Da helfe die Mannstärke des Verbandes durch den Zusammenschluss, so Tennior.
Bis ins 20. Jahrhundert hinein sei dabei die Zusammenarbeit kaum vorstellbar gewesen. Bis etwa 1910 habe es unter den Schützen in den Städten „nur wenige Kontakte“ gegeben, 1925 wurde dann der Bezirksverband Rhein-Wupper-Leverkusen zu einem der ersten Vorreiter im deutschen Schützenwesen. Das 100-jährige Bestehen feiert der Verband am 8. November mit einem Festakt, der in Bürrig stattfindet. Zuvor gibt es einen Festzug samt großem Zapfenstreich. Unter anderem hat sich Ina Scharrenbach, NRW-Ministerin für Heimat, Kommunales, Bau und Digitalisierung, für die Feierlichkeiten angekündigt.
Gewisse Alleinstellungsmerkmale in den Städten sind aber in mittlerweile 100 Jahren geblieben. In Langenfeld stechen drei große Bruderschaften heraus, in Leverkusen gibt es hingegen – durch die verschiedenen Stadtteilen – eine Vielzahl an vergleichsweise kleinen Bruderschaften. Die älteste Bruderschaft Leverkusens, in Schlebusch beheimatet, ist bereits mehr als 600 Jahre alt. Die Bürgerschützengesellschaft Quettingen feierte hingegen erst im Vorjahr ihre „Volljährigkeit“, wurde erst 2006 gegründet.
Unterschiede gibt es auch, wenn es darum geht, die Gesichter der Schützenfeste zu finden – die Schützenkönige. Tennior, selbst Mitglied der Sankt-Sebastianus-Schützenbruderschaft, schildert, dass es in seiner Heimat-Bruderschaft in Bürrig-Küppersteg jährlich „sieben, acht Kandidaten“ für das Amt gebe. Andernorts wird „händeringend gesucht“ – obwohl es da deutlich mehr Schützen gibt. Zuletzt gelang es in zwei der 16 Bruderschaften des Bezirksverbandes nicht, einen Schützenkönig zu finden. Dabei wird versucht, Interessierten sowohl bei der Anzahl der Veranstaltungen als auch bei den Fixkosten entgegenzukommen.
Etwa werde mittlerweile an allen Standorten auf Kutschen verzichtet, damit fällt ein Kostenpunkt in Höhe von 600 bis 700 Euro weg. Dennoch kommen beträchtliche Kosten auf die Schützenkönige zu. Tennior beziffert den fälligen Betrag in kleineren Bruderschaften auf 3000 bis 4000 Euro, in den größten Bruderschaften auf etwa 10.000 Euro. Mit einem Schmunzeln verrät der Bezirksbundesminister noch, wo der größte Kostenpunkt lauert – die Kleider der Schützenkönigin. Dass die Ehemänner an der Stelle nicht sparen möchte, ist allerdings verständlich.
Was sich trotz der Entwicklungen der vergangenen 100 Jahre nicht verändert hat: Der Schützenkönig wird immer noch durch das Königsvogelschießen ermittelt, da spielen moderne Aktivitäten wie das Wakeboarding natürlich weiter keine Rolle.

