Die Kunstbörse steht am Samstag und Sonntag wieder unter dem Motto „Das kleine Format - sehen, kaufen, mitnehmen“. Material und Technik der elf Künstlerinnen und Künstler sind teils recht ungewöhnlich.
DoppelausstellungKunst ist am Wochenende in Gummersbach hoch im Kurs

Lynn Heeke (o.) ist Gummersbacherin, stellt aber hier zum ersten Mal aus.
Copyright: Reiner Thies
Der Herbstwald malt derzeit die schönsten Bilder. Aber der graue Winter naht, der kluge Mensch sorgt vor und kauft Kunst. Etwa an diesem Wochenende bei der traditionellen Kunstbörse des Kunstforums Gummersbach.
Zum zweiten Mal wird diese an zwei Orten in der Innenstadt veranstaltet, die nur fünf Minuten Fußweg auseinander liegen. Im Kunstraum Markt 1 an der unteren Marktstraße und im Pollmann-Saal der Alten Vogtei in der Fußgängerzone präsentiert das Kunstforum am Samstag und Sonntag, jeweils von 11 bis 17 Uhr, die Arbeiten von elf Künstlerinnen und Künstlern, die auch selbst anwesend sein werden. Das Motto lautet: „Das kleine Format – sehen, kaufen, mitnehmen.“
Gäste aus Siegen und Frechen
Sabine Helsper-Müller aus Siegen zeigt im Kunstraum subtile Ölpastellmalerei auf Papier, die völlig abstrakt und zugleich deutlich inspiriert ist vom Vogelflug, von Pilzen, Laub und anderen Phänomenen der Jahreszeit. Elizabeth Weckes aus Frechen gegenüber greift viel naturalistischer auf Blumen, Vögel und Wolken zu, sei es in Australien oder an der Nordsee. Doch auch auf ihren Papierarbeiten findet man keine nachgeahmte Natur. Diese ist lediglich Material und wird im Rahmen an der Wand zu ihrem Gegenteil, nämlich Menschenwerk.

Rose Schreiber zeigt Schnitzfiguren.
Copyright: Reiner Thies
Diese Wechselwirkung prägt die Kunst seit ihren Anfängen, und lässt sich ohne weiteres auch in die anderen Arbeiten hineindeuten, die in der Marktgalerie zu sehen sind. Und die Nachbarschaft der unterschiedlichen Ansätze nötigt den Besucher dazu. Als Lokalmatadoren dabei sind Rike Stausberg mit ihren unverkennbaren Mikrokosmen, und Hashem Alshater, der neben eigener Malerei und Fotografie auch Bilder seines in Syrien lebenden Bruders Issam zeigt, vertreten.
Rose Schreiber, ebenfalls aus Frechen, bereichert das Spektrum mit filigran geschnitzten Holzfiguren in originellen Kombinationen. Auf Filzplatten wirken sie wie Heiligenfigürchen, auf Fundhölzern wie Insekten. Schreiber hat sogar Bronzefiguren dabei, die man aus einem Lippenstift herausdrehen kann. Leicht übersehen kann man ihre Menschlein in den Assemblagen, zu denen Ehemann Michael Mayr Fotografien beiträgt. Diese zeigen Oberflächen von Schiffscontainern, die im Ausschnitt abstrakte Malerei simulieren.
Gummersbacher Künstler mit großem Netzwerk
Mayr zeigt weitere Arbeiten am anderen Standort der Kunstbörse. In der Vogtei geht das Mit- und Gegeneinander von Natur und Kunst munter weiter. Auch hier ist mit Peter Leidig ein Gummersbacher vertreten, der allerdings wie Rike Stausberg durch seine Kontakte in die rheinische Szene wieder viele auswärtige Künstler nach Oberberg vermittelt hat.
Mit dem Zug aus Münster angereist ist Kashi Grätz. Die erst 24-jährige Malerin hat die Nähmaschine als Werkzeug entdeckt, deren Garn zum Pinselstrich wird, der auch widerborstige Materialien zusammenfügt. „Das Nähen ist ein wilder Prozess, bei dem auch mal eine Nadel bricht. Diese Widerstände finde ich interessant.“
Die Bonnerin Sabine Fernkorn hat ein Wochenenddomizil in Nümbrecht und für die Kunstbörse ältere Ölbilder wiederentdeckt. Die neueren Acrylmalereien, die sie im Frühjahr in Nümbrecht ausgestellt hat, hätten nicht auf die Stellwand gepasst. Doris Tsangaris malt in ihrem Solinger Atelier dagegen ohnehin am liebsten auf Postkartenformaten.
Ein neues Gesicht ist die 28-jährige Gummersbacherin Lynn Heeke. Die angehende Lehrerin an der Gesamtschule Derschlag hat einen ganz eigenen, unerschrockenen Zugriff auf die Natur: Sie malt unter anderem mit Schweineblut.

