Der Eissportverein als Betreiber ist schockiert und verweist auf ein aktuelles Gutachten, das die Standsicherheit bescheinigt.
Bergisch GladbachBauaufsicht sperrt Eissporthalle einen Tag nach Saisoneröffnung

Die Eissporthalle in Bensberg ist für den Betrieb gesperrt.
Copyright: Christopher Arlinghaus
Die städtische Bauaufsicht hat die Eissportarena in Bensberg dicht gemacht – von jetzt auf gleich – wegen bautechnischer Probleme der Deckenkonstruktion. Der Vorstand des Eissportvereins Bergisch Gladbach als Betreiber der Halle ist schockiert. „Am Montag haben wir die Saison eröffnet, am Dienstag mussten wir schließen“, berichtet Vereinsvorsitzender Jörg Scholtz voller Sorge. Er hofft, dass die Entscheidung schnell zurückgenommen wird. „Unsere Existenz ist gefährdet. Für uns ist das eine Frage von Tagen und nicht von Wochen.“
Bekannt wird das Aus für die Eissporthalle, als Beigeordneter Stephan Dekker dem Schulausschuss die Hiobsbotschaft überbringt. Kurz vor der Sitzung am Dienstagabend habe er erfahren, dass die Bauaufsicht die Eisarena mit sofortiger Wirkung gesperrt habe. Für den Schul- und Vereinssport ist dort vorerst Schluss. „Wir bemühen uns, den Sachstand zu klären“, sagt Dekker, in dessen Zuständigkeit die Schulen liegen.

Ein Zettel an der Eingangstür zur Eisarena informiert die Besucher über die plötzliche Schließung.
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Der Verein hängt in der Luft. „Dabei haben wir alles geliefert“, betont Scholtz, gemeint ist die Unbedenklichkeitserklärung, die vom Bauamt gefordert wurde. „Das beauftragte Ingenieurbüro aus dem Schwarzwald hat bestätigt, dass die Halle aus statischer Sicht bis zur geplanten Sanierung im Jahr 2026 freigegeben werden kann“, berichtet Scholtz. Deshalb gehe der Verein davon aus, dass es kein Problem geben würde, wenn sich alle Beteiligten dieses neue Gutachten angesehen haben. „Wir haben es am Dienstagmorgen sofort an die Bauaufsicht weitergeleitet.“
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Die Stadtverwaltung teilt auf Anfrage der Redaktion dagegen mit: „Die in der Zuständigkeit des nutzenden Vereins liegende Sanierung der Halle wurde bis heute nicht durchgeführt. Eine Unbedenklichkeitsbescheinigung eines staatlich anerkannten Prüfstatikers liegt ebenfalls nicht vor.“ Aus diesen Gründen habe die Untere Bauaufsicht veranlasst, „die Nutzung bis auf Weiteres zu untersagen, da ein sicherer Betrieb in der Eissporthalle derzeit nicht mehr sichergestellt ist.“ Die Stadt versichert, sie stehe im Dialog mit dem Verein, eine Lösung für den Weiterbetrieb zu finden.
In Abstimmung mit der Behörde haben wir ein Schneeräumkonzept erarbeitet
Tragende Balken wurden 2024 von Ingenieurbüro geprüft
Im Sommer 2024 sind die tragenden Balken der Dachkonstruktion, sogenannte Leimbinder, zum ersten Mal aufwendig und von einem Ingenieurbüro vermessen worden. Dabei sei herausgekommen, dass an einem der vielen Dachbalken, ein kleines, etwa drei Zentimeter langes Stück morsch sei und ausgetauscht werden müsse, erläutert Scholtz. Das Ingenieurbüro habe aber in seiner Expertise festgestellt, es sei gewährleistet, dass das Dach eine Schneelast von 75 Kilogramm pro Quadratmeter Fläche statisch aushalte. Bei noch mehr Schneelast müsse geräumt werden.
„In Abstimmung mit der Baubehörde haben wir ein Schneeräumkonzept erarbeitet. Wenn es schneit, müssen die Eismeister hoch aufs Dach, messen die Schneehöhe, wiegen den Schnee, schreiben Protokolle“, berichtet Scholtz, kann sich aber die Bemerkung nicht verkneifen, dass seiner Meinung nach ein solch starker Schneefall im Rheinland doch sehr unwahrscheinlich sei.
Die Sanierung kann erst im Mai 2026 stattfinden
Nachdem noch weitere Vorsorgemaßnahmen getroffen worden seien, wie eine Verbesserung der Lüftung, habe die Bauaufsicht eine Ausnahmegenehmigung für den Betrieb der Eishalle für die Saison 2024 erteilt – unter der Maßgabe, dass die Mängel in der Dachkonstruktion unter statischer Fachaufsicht beseitigt werden.
„Leider ist es so, dass wir mit einer der wenigen Spezialfirmen, die es gibt, erst im Mai 2026 einen Termin für die Sanierung des Balkens vereinbaren konnten“, erläutert Scholtz. Deshalb habe der Verein parallel das zweite Gutachten beauftragt, um nachweisen zu können, dass die Standsicherheit der Halle mit dem beschädigten Balken bei einer Schneelast bis zu 75 Kilogramm bis zur Sanierung gesichert sei.
„Es gibt keinen Unterschied in der Sachlage. Deshalb verstehen wir nicht, warum etwas, was vergangenes Jahr genehmigt wurde, jetzt verboten wird?“, wundert sich der Vereinsvorsitzende. Auf die Nachfrage beim Bauamt vor vier Wochen, ob alles ok sei, habe der Vorstand keine Antwort bekommen.
Aber was passiert, wenn das Bauamt die Schließung der Halle zum Auftakt der Saison aufrechterhält? „Dann ist unsere Existenz akut gefährdet“, sorgt sich Scholtz, „kein Vereinssport, kein Eishockey der Real-Stars, kein Schulsport, keine Eiskunstlaufkurse, kurz: keine Einnahmen“, zählt er auf. Dauere die Schließung eine ganze Saison, liefen alle 300 Mitglieder davon: „Dann ist der Verein tot, dann ist die Eishalle tot.“
Das Eis sei bereits vorbereitet, koste also Strom. „Von uns steckt so viel Herzblut hier drin. Wenn jetzt wegen einer Formalie alles mehr weniger mutwillig zerstört wird, würden wir das nicht verstehen“, sagt Scholtz.
Historie der Halle
Die Eissporthalle Bergisch Gladbach gibt es seit dem Jahr 1979, Generationen von Schulkindern haben hier das Eislaufen gelernt. Früher galt sie als eine ideale Ergänzung zum damaligen Wellenbad der Stadt. Eigentümer der Sportanlage an der Saaler Straße 100 ist die Stadt. Bis 2017 betrieb die Firma „Eissporthalle Bergisch Gladbach GmbH & Co KG“ die Sportstätte. Nach deren Rückzug sprang spontan der Eissportverein Bergisch Gladbach ein, übernahm die Halle in Erbpacht und ist für das Gebäude zuständig.
Seit der Übernahme 2017 hat der Eissportverein viel für den Erhalt getan. Unter anderem hat der Verein die geschlossene Gastronomie umfassend renoviert und unter dem Namen „Kühlhaus“ wiedererweckt. Die alte Ammoniak-Kälteanlage ist 2018 gegen ein umweltfreundliches Aggregat ausgetauscht worden. 2019 installierte der Verein eine neue Eistechnik mit Wabensystem und Kühlschläuchen. (ub)