Kommentar zum Gladbacher HaushaltApplaus für 170 Millionen Euro Schulden

Bürgermeister Frank Stein im Gladbacher Rathaus.
Copyright: Christopher Arlinghaus
Bergisch Gladbach – Im Bergisch Gladbacher Rat wurde offensichtlich, dass Bürgermeister Frank Stein (SPD) nicht nur seinen persönlichen Kurs findet, sondern auch die Verwaltungsspitze und die Politik mitnimmt. Der Applaus im Rat für das Engagement während des Hochwassers, aber noch mehr der Applaus für die gefundene Lösung beim Stadthaus und die grundsätzliche Einigkeit beim Kurs für Zanders zeigen einen maximalen Konsens bei den großen politischen Themen.
Und – auch das gehört zur Wahrheit – die Randparteien wie AfD oder Bürgerpartei reihen sich in diese Sachlichkeit ein. Die Gladbacher Politik, die Gladbacher Verwaltung, so der Eindruck, funktioniert. Das ändert nichts daran, dass es große Probleme zu bewältigen gilt. Aber sie werden angepackt.
Fraktionen feilschten früher um jeden Cent
Allerdings, und das ist bei Licht betrachtet die Grundlage für diesen Erfolg, mit rund 170 Millionen Euro im Rücken. Immer noch unfassbar, dass durch Umbuchungen im Haushalt diese gewaltige Summe zur Verfügung steht. Und so schleicht sich am Ende ein Verdacht ein: Nämlich, dass die Gladbacher Politik vielleicht gar nicht so anders, so schlau und sachorientiert ist. Es steht einfach mehr Geld zur Verfügung. Gerade im Vergleich zu den Vorjahren, wo unter den Regeln der Haushaltssicherung um jeden Cent gefeilscht werden musste.
Alles zum Thema Hochwasser, Überschwemmung und Flut
- Verhärtete Fronten Von Kanal-Überschwemmung betroffene Kölner fühlen sich „abgefertigt“
- Klimawandel und Grundwasser „Das Wasser steht uns bis zum Hals“ – auf den Philippinen sacken ganze Städte ab
- Nach der Flut Zülpicher Hochwasserschutzkonzept ist fast fertig – Ärger über lange Prozesse
- Kleidung, Spielzeug, Babyausstattung Kölner Kinderflohmärkte im Überblick
- Grüner Hochwasserschutz Am Müllerhof in Leichlingen wird die Wupper verbreitert
- Engagement gewürdigt Bad Münstereifel ehrt nach fünf Jahren Pause wieder seine „Köpfe“
- Nach Starkregen 2021 Erhöhung von Wegen im Dünnwalder Wildpark könnte vor Hochwasser schützen
Das Ausmaß des Sanierungsstaus an den Schulen etwa war sattsam bekannt. Es ist richtig, der CDU – logischweise dann aber auch der SPD und FDP, denn die waren ja zu unterschiedlichen Zeiten Koalitionspartner – vorzuwerfen, dass während der Zeit ihrer Mehrheiten die Schulen nicht saniert wurden. Dann muss man aber auch sagen warum: Es gab schlicht keine Möglichkeiten, mehr Geld in die Sanierungen zu stecken.
Was passiert, wenn die Millionen verbraucht sind?
Aber wenn die Idee so genial ist: Warum eigentlich wird dieses Schütt-aus-hol-zurück-Verfahren – die Mutter des Gladbacher Reichtums – nicht in allen Kommunen angewandt? Und: Was passiert, wenn die 170 Millionen verbraucht sind?