Der Jugendamtselternbeirat erhöht den Druck auf Stadtverwaltung und Politik.
DebatteWelche Pläne Eltern in Bergisch Gladbach gegen den Personalmangel in Kitas haben

Eltern zeigen Wege, wie auf den Fachkräftemangel in den Kitas reagiert werden kann.
Copyright: Claus Boelen-Theile
Mit vier Anträgen geht die stadtweite Vertretung der Elternschaft in die Offensive und macht sehr konkrete Vorschläge, die Kita-Krise in der Stadt zu stoppen. Dennoch ist die Vorsitzende Judith Häuser wenig optimistisch, dass sich die frustrierende Situation für die Familien ändern wird.
„Notfallbetreuungen sind an der Tagesordnung. Jetzt gerade wieder in der Einrichtung, wo meine Kinder sind. Egal, welcher Träger, es ist überall dasselbe“, sagt Häuser. Die Elternbeiräte hätten die Befürchtung, dass das Problem ausgesessen werde. „Wir kämpfen dafür, dass endlich etwas passiert.“
Steigende Belastungen durch Fachkräftemangel
Die Ausfalltage sowie verkürzte Öffnungszeiten summieren sich, wie berichtet. Es ist vor allem der Fachkräftemangel der weiter die Kitas im Stadtgebiet belastet. Zwar deutet sich an, dass der Geburtenrückgang zu einer langsamen Entspannung führen könnte. Kürzlich meldete die Stadtverwaltung 47 freie Plätze in Kitas und bei den Tagesmüttern – aber ohne öffentlich zu machen, in welchen Stadtteilen die freien Kapazitäten bestehen.
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Fest steht, dass es in Zuzugsgebieten wie Bensberg, Lückerath, aber auch in Herkenrath einen großen Platzmangel gibt. Wie viele Kinder aktuell auf Wartelisten stehen, dazu könne das Jugendamt keine Auskunft geben, hieß es zuletzt auf Anfrage dieser Zeitung. Solche Listen würden nur in den Einrichtungen selbst geführt.
Die Stadtverwaltung hält ihre Zusage ein
Die Stadtverwaltung hält ihre Zusage ein, die Anträge des Jugendamtselternbeirats am kommenden Dienstag auf die Tagesordnung des Jugendhilfeausschusses zu setzen – und verzichtet dabei darauf, wie sie sagt, sich zuvor die Zustimmung eines Fünftels der Ausschussmitglieder zu holen. Dankbar müssen die Eltern dafür aber nicht sein. Es wäre schlimm, wenn das Thema einer guten, verlässlichen Kinderbetreuung nicht allen Parteien gleichermaßen wichtig wäre.
Eine der wichtigsten Forderungen des Beirats ist die Erstellung eines kommunalen Fachkräftegewinnungskonzepts in Zusammenarbeit mit Trägern, Fachschulen, Arbeitsagentur, Verwaltung und Elternvertretern sowie die Umsetzung kurzfristiger Maßnahmen noch in diesem Jahr, um neue Erzieherinnen und Erzieher zu gewinnen. Das Thema sei nicht neu und hätte längst konsequent aufgearbeitet werden müssen, kritisiert Häuser. „Es geht hier um das höchste Gut, was wir den Kindern auf kommunaler Ebene geben können: die Bildung.“
Gefordert wird die Überprüfung der Kitabeiträge
Als mögliche Strategien führen die Elternbeiräte unter anderem auf: Prämienprogramm für Fachkräfte in Ausbildung, flexible Arbeitszeiten für die Vereinbarkeit von Familie und Beruf oder die Einrichtung eines städtischen Fördertopfes für Sozialleistungen für Kita-Mitarbeitende wie vergünstigte städtische Wohnangebote. Häuser gibt zu bedenken, dass auch durch die Nicht-Erfüllung des Rechtsanspruchs auf einen Kita-Platz der Stadt hohe Kosten entstehen.
Weitere Forderungen sind die Überprüfung der bestehenden Satzung für die Kitagebühren aus dem Jahr 2020 sowie die Rückerstattung von Kitabeiträgen an Eltern, die die Notbetreuung mit eingeschränkten Betreuungszeiten in Anspruch nehmen müssen.
Im Namen der Eltern setzt sich der Beirat zudem für „eine transparente und systemische Erfassung“ der Kitaplatzauslastung ein – mit Angaben, wie viele Kinder auf den Wartelisten der Einrichtungen stehen. Nur so könnten frühzeitig Engpässe erkannt und die Planungen der Eltern verbessert werden.
„Wir sind gespannt, wie das ausgeht“, meint Häuser. Im Vorfeld habe keine der Parteien signalisiert, die Konzepte des Elternbeirats zu unterstützen.