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Warnung aufgehobenBedburg vom Unwetter besonders betroffen – Sandsäcke werden befüllt

Die Erft verließ nach den starken Regenfällen an vielen Stellen ihr Bett und trat über die Ufer.

Die Erft verließ nach den starken Regenfällen an vielen Stellen ihr Bett und trat über die Ufer.

In Oppendorf verschärft sich die Lage. Der Pützbach droht über die Ufer zu treten. Seit der Nacht fielen bis zu 150 Liter Regen pro Quadratmeter. In Brühl drohte der Spiegelweiher überzulaufen.  

Um kurz vor 11 Uhr hat der Deutsche Wetterdienst die Unwetterwarnung für den Rhein-Erft-Kreis aufgehoben. Entspannung bedeutet dies aber noch nicht, auch Straßen bleiben weiter gesperrt. In Bedburg konzentriert sich das Geschehen auf Oppendorf, dort droht der Pützbach über die Ufer zu treten. Zahlreiche Helfer befüllen Sandsäcke, um das Wasser aufzuhalten. 

Auf dem Bild sind Rettungskräfte zu sehen, die Sandsäcke befüllen.

An der Tennishalle in Kaster befüllen Helfer Sandsäcke. 80 Tonnen Sand und 15.000 Säcke wurden geordert.

Die Starkregenfront war angekündigt, und besonders hart hat es im Rhein-Erft-Kreis den Norden getroffen. Wie schon bei den jüngsten Unwettern hat es die Stadt Bedburg am schlimmsten erwischt. Teilweise sind seit der Nacht auf Dienstag (9. September) schätzungsweise bis zu 150 Liter Regen pro Quadratmeter heruntergekommen. Bürgermeister Sascha Solbach (SPD) hat einen Krisenstab einberufen.

Seinen Angaben zufolge sind die Ressourcenschutzsiedlung Kaster, Oppendorf und der Weiler Hohenholz betroffen, aber auch der Industriepark Mühlenerft und Teile von Kaster. Die Feuerwehr hat die Ressourcenschutzsiedlung abgeriegelt, Straßen und Wege sind unterspült. Auf Facebook teilt Solbach mit: „Wir haben Unterstützung durch den Rhein-Erft-Kreis, THW, Malteser, DRK und Einheiten aus Quadrath-Ichendorf. “

Auf dem Bild sind Helfer mit Schaufeln und zwei Traktoren zu sehen.

In Bedburg-Pütz beginnen die Aufräumarbeiten.

In Oppendorf spitzt sich die Lage zu. Dort werden 4000 Säcke werden mit 80 Tonnen Sand befüllt, um den Ort zu schützen. Der Pützbach schwillt weiter an und droht außer Kontrolle zu geraten.

In der Ressourcenschutzsiedlung versuchen Anwohner mit vereinten Kräften, der Wassermassen Herr zu werden.

In der Ressourcenschutzsiedlung versuchen Anwohner mit vereinten Kräften, der Wassermassen Herr zu werden.

160 Einsatzkräfte seien im Einsatz, es gibt bisher mehr als 190 Einsätze, von denen viele parallel abgearbeitet werden. An vielen Orten sind Keller vollgelaufen, stehen Wege und Straßen unter Wasser, weil die Kanäle die Wassermassen nicht mehr aufnehmen können. Anwohner müssen ihre Häuser verlassen, was aber nicht immer ohne Weiteres machbar ist, weil ihnen die Wassermassen den Weg versperren.

In Bedburg wurden Straßen und Wege überflutet.

In Bedburg wurden Straßen und Wege überflutet.

Laut Solbach hätten Bedburger auch darum gebeten, evakuiert zu werden, weil ihnen die Lage Angst bereite. Und ein Ende ist noch nicht abzusehen. Es regnet weiter stark im Norden des Rhein-Erft-Kreises. Solbach appelliert: „Bitte folgen Sie den Anweisungen der Einsatzkräfte vor Ort.“ Er hoffe, dass niemand zu Schaden komme. 

Starkregen in Bedburg: „Einfach zu viel auf einmal“

Laut Solbach sei Bedburg darauf vorbereitet gewesen, dass die Gewitterfront über die Stadt hinwegziehen würde, und habe entsprechende Maßnahmen getroffen. Allerdings sei es „einfach zu viel auf einmal“ gewesen. 

Auf dem Bild sind Pferde zu sehen, die auf einer überfluteten Weide am Tor stehen. Sie wurden evakuiert.

In Oppendorf trat der Pützbach über die Ufer. Die Feuerwehr evakuierte den Ort:  Bewohner, ihre Haustiere und Pferde wurden in Sicherheit gebracht.

Die benachbarte Kreisstadt Bergheim ist unbeschadet geblieben. Bürgermeister Volker Mießeler (CDU) ist erleichtert: „Bergheim hat Glück gehabt, wir waren nicht so stark betroffen. Bei uns gab es bislang keinen einzigen Unwettereinsatz“, schreibt er auf Facebook. Auch in den anderen Städten des Rhein-Erft-Kreises ist die Gewitternacht offenbar glimpflich verlaufen.

Einsatzkräfte aus Bergheim unterstützten ihre Kollegen in Bedburg. Ausgerückt sind die Einheiten aus Glesch-Paffendorf. Quadrath-Ichendorf und Niederaußem. Laut Mießeler findet um 9 Uhr eine Lagebesprechung mit dem Erftverband statt.

In Brühl musste der Schlosspark gesperrt werden. Die wenigen Spaziergänger, die trotz des Dauerregens kamen, standen vor verschlossenen Toren. „Der Spiegelweiher drohte zwischenzeitlich überzulaufen und viele Wege waren von Pfützen übersät. Da blieb uns keine andere Wahl, als den Park vorerst zu sperren“, erklärte Ufuk May, der Gärtnerischer Leiter der Schlossparks. Zudem berge der aufgeweichte Boden die Gefahr, dass Bäume umkippen, so May. Er hoffe jedoch, dass die weitläufige historische Anlage bereits am Mittwoch (10. September) wieder öffnen könne.

Nach den aktuellen Prognosen ist bis 12 Uhr mit weiteren Regenfällen zu rechnen. Dies teilt die Kreisverwaltung in Bergheim mit. Die Leitstelle des Rhein-Erft-Kreises stehe in engem Austausch mit den örtlichen Einsatzleitungen sowie dem Erftverband und beobachte die Entwicklung fortlaufend. Landrat Frank Rock (CDU) werde sich am Vormittag ein eigenes Bild in der Leitstelle des Rhein-Erft-Kreises machen.

Auf dem Bild sind Helfer zu sehen, die Sandsäcke befüllen. Der Sand wird von einem blauen LKW herunter geladen.

An der Tennishalle in Kaster befüllen Helfer Sandsäcke. 80 Tonnen Sand und 15.000 Säcke wurden geordert.

Der Landesbetrieb Straßenbau NRW musste mehrere Straßenabschnitte sperren:

•             Die L279, Lipper Straße ist zwischen der Autobahnanschlussstelle Bedburg und Bedburg-Pütz überflutet und daher komplett gesperrt. Auch im weiteren Verlauf zwischen Pütz und Kirchherten ist die L279 gesperrt. Die Anschlussstelle Bedburg der A61 kann derzeit nicht, bzw. nur eingeschränkt genutzt werden.

•             Die L19 bei Jackerath ist zwischen Kasterstraße und Mathildenhof gesperrt.

•             Die L93 (Johannesstraße) südlich von Köln-Pesch ist im Bereich der Autobahnunterführung A1 gesperrt.

Die Dauer der angegebenen Sperrungen sei aufgrund der anhaltenden Regenfälle derzeit noch nicht absehbar, teilte der Landesbetrieb mit. Die Kolleginnen und Kollegen der Straßenmeistereien kontrollierten zur Zeit alle Straßen, insbesondere die bekannten, kritischen Stellen. Je nach Entwicklung der Wetterverhältnisse könnten im Laufe des Tages weitere Sperrungen von Streckenabschnitten hinzukommen.

Die Grünen in Bergheim kritisieren Bürgermeister Mießeler: Noch während des andauernden Starkregenereignisses in der Region habe der CDU-Mann am Morgen um 7 Uhr auf Facebook geschrieben, dass Bergheim Glück gehabt habe. Damit wiege er Bergheim in Sicherheit. „Dabei blendet er aus: Bergheim ist auf Starkregenfälle immer noch nicht vorbereitet“, sagt die Parteivorsitzende Astrid Dahmen.

Erst drei Jahre nach einem verheerenden Unwetter 2021 sei ein Starkregenrisikomanagement seitens der Stadt überhaupt beauftragt worden. Die Ergebnisse, die für 2025 fest zugesagt worden seien, lägen bis heute nicht vor.  Bürgermeisterkandidat Peter Hirseler sagt: „Eine Risikoanalyse ist weiter verschoben, ein Handlungskonzept auf unbestimmte Zeit vertagt. Damit bleibt Bergheim im Ernstfall schutzlos.“

Landwirt Albert Kühl schob mit einem Radlader Erdreich, das von einem Acker heruntergespült worden war, von der Straße.

Landwirt Albert Kühl schob mit einem Radlader Erdreich, das von einem Acker heruntergespült worden war, von der Straße.

Die Kreisverwaltung appelliert an Bürgerinnen und Bürger:

  1. Verfolgen Sie aktuelle Warnungen über die Warn-Apps NINA und KATWARN Gehen oder fahren Sie nicht durch überflutete Straßen – es können unsichtbare Gefahren lauern.
  2. Achten Sie auf Aquaplaning. Meiden Sie in den von Hochwasser betroffenen Gebieten Keller, Tiefgaragen und Unterführungen.
  3. Schalten Sie in gefährdeten Gebäudeteilen rechtzeitig den Strom ab und sichern Sie Heizöl- oder Gasinstallationen.
  4. Halten Sie die Notrufnummern 112 und 110 für Notrufe frei!
  5. Unterstützen Sie Nachbarn, insbesondere hilfsbedürftige Personen, ohne sich selbst in Gefahr zu bringen.