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UNESCO WelterbeDarum herrscht in Teilen des Brühler Schlossparks Wüstenstimmung

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Auf dem Bild ist ein Teil eines großen Beetes vor Schloss Augustusburg zu sehen.

Die einst schöne Bordüre aus Buchs ist voller Lücken, teils braun und teils steht nur doch das alte Buchsgerippe.

20 Gärtner pflegen den rund 100 Hektar großen Park. Zwei Pilze und der Zünsler setzen dem Buchs zu, für ihn werden Ersatzpflanzen getestet.

Auf den ersten Blick ist die Bepflanzung im Brühler Schlosspark im sogenannten barocken Hochparterre wie jedes Jahr. Nach historischem Vorbild und nach genauer Beschreibung sind dort in den Beeten nur Blumen gepflanzt, die nachweislich auch schon vor 300 Jahren in den Sommermonaten dort geblüht haben. Der Mehlige Salbei zum Beispiel, aber auch Studentenblumen, Dahlien und die zierliche Rio Grande Globe Amaranth.

Lang und elegant streckten sogar schon vor 300 Jahren die Canna Indica ihre „Hälse“ Richtung Himmel und verzauberten die Betrachter mit den großen orchideenartig aussehenden Blüten. „Insbesondere mit den exotischen Blumen konnte man richtig Eindruck schinden“, erklärt der Chef der Schlossgärtner, Ufuk May.

Brühl: Der Schloßgarten zählt zum UNESCO Welterbe

Die Canna India zum Beispiel habe schon zu Zeiten des Kurfürsten ordentlich was hergemacht. Speziell von dieser Pflanze weiß May, dass sie in der Schlossgärtnerei kultiviert wurde. „Und sie hat hier im Schloss unten im Keller überwintert“, berichtet er. Das funktioniere trotz Klimakrise bis heute einfach wunderbar. „Die Bedingungen dort – feucht, kühl, frostfrei und dunkel – sind einfach ideal.“

Im Buchs hingegen wüten schon seit einigen Jahren gleich zwei Pilze – der Cylindrocladium buxicola und der Volutella buxi – und der Zünsler. Die Pilze seien die Auswirkungen der Monokultur und der Globalisierung und erstmals schon vor 20 Jahren in England aufgetreten. May deutet auf den Teil des Hochparterres, das hinter der bunten und exotisch anmutenden Bepflanzung liegt und erst auf den zweiten Blick deutlich zu erkennen ist – dem Innenteil des barocken Gartens. „Das hier ist unser großes Sorgenkind“, sagt May.

Auf dem Bild sind Ersatzpflanzen im Schlosspark zu sehen.

Hier wächst im Schlosspark bereits Better Buxus. Er ist resistent gegen Pilze und Zünsler und ähnelt dem herkömmlichen Buchs wie ein Zwilling.

Tatsächlich ähnelt der Innenteil des Hochparterres eher einer Wüste als einem Schlossgarten, der noch dazu im französischen Stil angelegt und seit 1984 sogar zum UNESCO-Welterbe zählt. Die einst saftig grüne und fein geschnittene Buchsbaumhecke wirkt lückenhaft, teils braun, teils sogar abgestorben und völlig ungepflegt. Grün ist nur noch das Unkraut, dass dort zusehends Land erobert. „Und durch das Unkraut leidet der Buchs hier auch noch zusätzlich“, erklärt May.

Eigentlich gehört das komplette barocke Hochparterre generalsaniert
Ufuk May, Chef der Schlossgärtner

„Eigentlich gehört das komplette barocke Hochparterre generalsaniert“, ergänzt er. Er wünscht sich deswegen die gesamte Fläche auf 1,50 Meter Tiefe ausgebaggert und mit neuer Erde gefüllt. Die Schutzfolie unter der Bepflanzung sei ja längst vollständig aufgelöst. Das Areal sei zudem nicht bewässert. „Allein um hier dem Unkraut beizukommen, müssen wir mit zeitintensiven thermischen Methoden arbeiten – mit der Elektrolanze und heißem Wasser etwa“, erklärt May. Die Samen der Unkräuter säßen längst tief im Boden.

Aktuell blieben die Gerippe der Buchse aber stehen. Das Muster sei in den 1930er Jahren angelegt. „Wir sind dabei die Reste zu fotografieren und zu dokumentieren“, erklärt der Schlossgärtner. Dabei komme auch eine Drohne zum Einsatz. Wichtig sei, dass das sogenannte Strickmuster festgehalten werde, um es nach einer Sanierung der Fläche genauso wieder anpflanzen zu können.

Zeitgleich setzen die Schlossgärtner auch schon Ideen um, wie künftig ein zu starker Unkrautwuchs verhindert werden kann. Einfluss hätten sie ja weder auf den Dung der Wasservögel noch auf die Westwinde, die, seitdem die Stadt auch einen „grünen Daumen“ hat, oft Samen von wildem Kraut über den Schlosspark wehen.

Tests mit Gemüsekisten im Beet

Abhilfe könnte vielleicht eine „Unterkellerung“ des barocken Hochparterres bringen. Aktuell läuft ein Test. Dazu haben die Schlossgärtner eine einfache Gemüsekiste in den barocken Garten gegraben. „Der Hohlraum unter dem Kies verhindert jetzt, dass Unkraut nach oben wächst“, sagt May. Und: „Es funktioniert.“ Sollte sich ein solches Konzept durchsetzen, müsste die Gemüsekiste natürlich durch ein langlebiges und begehbares Material ersetzt werden. Parallel dazu müsse auch eine Bewässerung des Areals geplant werden.

Auf dem Bild ist ein Testgebiet in einem Steinbeet zu sehen, in dem die Unterkellerung eines Beetes ausprobiert wird.

Eine Möglichkeit, künftig Unkrautwuchs zu verhindern, wäre „eine Unterkellerung“ der kompletten Anlage. Im Test klappt es nämlich richtig gut.

Und dann ist da ja auch noch die Frage, welche Pflanze künftig anstelle des Buchs in den Bordüren wachsen soll. Die Schlossgärtner haben an mehreren Stellen Ersatzbepflanzungen für den Buchs, aber auch komplett neue Arten im Test. Ein Hoffnungsschimmer könnte vielleicht der Betterbuxus aus Belgien sein. „Er sieht unserem herkömmlichen Buchs sehr ähnlich, ist aber völlig resistent gegen die Pilze und den Zünsler“, erklärt May.

Vom Denkmalschutz genehmigt sei auch die Ersatzart, der japanische Spindelstrauch (Euonymus japonicus „Green Spire“). Allerdings koste jeder Arbeitsgang im Hochparterre viel Zeit. „Und diese barocke Anlage ist ja nur ein kleiner Teil des insgesamt rund 100 Hektar großen Schlossparks, den wir mit 20 Gärtnern in Schuss halten“, sagt May, der den Besuchern den Schlosspark gern in einem besseren Zustand präsentieren würde.