Oculi nennt Architekt Manuel Herz die Idee für den Pavillon der Schweiz. Im obersten Teil haben die jungen Ingenieure ein Fenster eingebaut.
WeltausstellungFröbel Metallbau aus Brühl schweißt Schweizer Pavillon auf der Expo in Japan

Oculi, Augen, nennt Architekt Manuel Herz seine Idee für den Pavillon der Schweiz.
Copyright: Max Fröbel
Im Oktober erreichte die Brüder Fritz und Max Fröbel der Anruf des Architekten Manuel Herz aus Basel, mit der Frage, ob die Brühler Metallbauer auch in Japan arbeiten würden. An Projekten in Köln hatten sie mit dem Schweizer bereits zusammengearbeitet. „Wir arbeiten überall. Wo sie wollen“, mit seiner Antwort sicherte der 23-jährige Fritz Fröbel dem Metallbaubetrieb mit 30 Angestellten auf einer Fläche von rund 3000 Quadratmetern im Industriegebiet Brühl-Ost ein prestigeträchtiges Projekt für den Schweizer Pavillon auf der Weltausstellung Expo 2025 im japanischen Osaka.

Ein spezielles Fenster für das größte Element der kugelförmigen Stahlkonstruktionen montierten Max Fröbel (v.l.), Marius Barth und Fritz Fröbel direkt vor Ort in Osaka.
Copyright: Max Fröbel
Oculi, lateinisch für Augen, so nennt Manuel Herz die moderne Architektur aus kugelförmigen Stahlkonstruktionen, die mit doppelwandiger, Luft gefüllter Kunststofffolie überzogen wurden. Im obersten der Augäpfel sollten die jungen Ingenieure ein Fenster einbauen. Doppelwandige Folie, aufgeblasen zur Linse, montiert auf einem kreisrunden Aluminiumrahmen von etwa sechs Metern Durchmesser war die Vorgabe. Schwenkbar sollte die Rahmenkonstruktion sein, um den Besuchern des im Auge untergebrachten Restaurants einen Ausblick auf das Expo-Gelände der künstlichen Insel im Pazifik zu ermöglichen. Und es musste den statischen Erfordernissen des von Orkanen geplanten Inselstaates entsprechen.
Brühl: Material wird per Luftfracht nach Japan geschickt
Die Vorarbeiten zum Rahmen mit einem Drehpunkt um die Mittelachse und den Kippmechanismus mithilfe eines Servomotors und entsprechender Steuereinheit hatten sie im Brühler Betrieb schon geleistet. Um die Fensterkonstruktion transportabel zu machen, hatten sie gebogene Kreissegmente aus zehn Zentimeter starken Aluminiumkantrohren einer speziellen Legierung mit einem Stahlkern herstellen lassen, rund 15 Meter Rohrelemente, die sich vor Ort zum Kreis zusammenstecken und verschrauben ließen.
Alles habe in eine Kiste von etwa drei mal zwei Metern Grundfläche und 1,50 Metern Höhe gepasst, die sie inklusive des benötigten Werkzeugs per Luftfracht ins ferne Japan schickten, schildern Max und Fritz Fröbel. Für jedes Teil, selbst für den alten Handfeger, der im Betrieb seit 20 Jahren gute Dienste leistete, habe das Sekretariat die benötigten Zollidentifikationsnummern herausgefunden.
Ausgestattet mit Arbeitsvisa vom japanischen Konsulat in Düsseldorf flogen der 25-jährige Max Fröbel zusammen mit dem Metallbauer Marius Barth und seinem Onkel Peter Fröbel Mitte Februar zur Montage nach Osaka. Für den Onkel, der die Firma zusammen mit Steffen Fröbel bis zur Übernahme durch die Söhne vor eineinhalb Jahren leitete, sollte es das letzte Projekt vor dem Ruhestand sein.

Ein schwenkbares Fenster am obersten Punkt des Pavillons haben die Brühler in Osaka aufgebaut.
Copyright: Max Fröbel
Mit ordentlichem Jetlag nach rund 15 Stunden Flug und neun Stunden Zeitverschiebung seien sie morgens um fünf Uhr Ortszeit auf die Baustelle gekommen. Hausschuhe habe man dort für die Ankömmlinge bereitgestellt gehabt, schildert Max Fröbel, die Räume sollten kurz vor der Eröffnung sauber bleiben, habe es geheißen. Auf die mitgebrachten Sicherheitsschuhe mit Stahlkappen habe er aber bestanden. Der Gedanke, eines der hunderte Kilo schweren Rahmenteile könne auf Füße in Schluppen fallen, habe ihm nicht gefallen.
Eine Reihe von Schwierigkeiten hatten die drei Männer bewältigen müssen. Für die mitgebrachten Elektrowerkzeuge habe das japanische Stromnetz von 110 Volt nicht die erforderliche Spannung hergegeben, schon die Stecker hätten nicht gepasst. Auch die Betriebsspannung für das Steuergerät zum Öffnen habe angepasst werden müssen.
Auf der Suche nach Ersatzwerkzeug sei man in einem japanischen Leihgerätebetrieb fündig geworden, darunter ein Schweißgerät, dessen sämtliche Schalter zur Einstellung des Schweißstromes mit japanischen Schriftzeichen versehen waren. Der Ladeninhaber, nur des Japanischen mächtig, sei keine große Hilfe gewesen. Die richtigen Schalterpositionen zum Anschweißen der Befestigungen für das Fenster hätten sie durch Ausprobieren herausgefunden, erzählt Max Fröbel.
Ansonsten habe die Kommunikation auf der Baustelle gut geklappt, mit den Schweizern sowieso und den türkischen Bauarbeitern für den Stahlbau auf Englisch. Nebenbei lernten die Männer Japan kennen. Max Fröbel zeigte sich beeindruckt. Von freundlichen Menschen, bekleidet in Anzügen auf der Fahrt zur Arbeit in immer pünktlichen Bahnen, vom Einsteigen in Zweierreihen, vom Platz machen für alte Leute, erzählt er.
Keine festgetretenen Kaugummis im Pflaster, keine Dönertüten auf den Bürgersteigen, Menschen, die ihren Müll ganz selbstverständlich mit nach Hause nähmen, eine funktionierende Infrastruktur. Marius Barth war begeistert: „Es war ein Abenteuer.“ Auch in kulinarischer Hinsicht: Die Brühler kosteten echtes japanisches Sushi, Ramen und tranken Sake. Selbstredend sei auch das Fenster termingerecht fertig geworden.
Expo 2025
Die Weltausstellung Expo 2025 in der japanischen Millionenmetropole Osaka hat seit Mitte April für die Besucher geöffnet. Mehr als 160 Länder, Regionen und internationale Organisationen zeigen noch bis zum 13. Oktober in Pavillons ihre Ideen zum Thema „Designing Future Society for Our Lives“ (Die zukünftige Gesellschaft für unser Leben gestalten). Es geht - wie schon bei vorherigen Weltausstellungen - unter anderem um Nachhaltigkeit und Klimaschutz. Mit den Attraktionen und Ideen hoffen die Organisatoren, rund 28 Millionen Besucherinnen und Besucher aus aller Welt anzulocken. (r)