Die Konik-Herde besteht aus aktuell einem Hengst, drei Stuten, drei Jährlinge und einem zwei Wochen alten Fohlen.
Fohlen geborenPferde auf der Sophienhöhe in Elsdorf ersetzen den Rasenmäher

Erst gut zwei Wochen alt ist das Konik-Fohlen, das, immer in der Nähe seiner Mutter, putzmunter über die Offenlandschaft tobt.
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Ausgelassen tollt das erst gut zwei Wochen alte Fohlen über die Offenlandschaft, lässt dabei seine Mutter jedoch nicht aus den Augen. Denn bei ihr gibt es gelegentlich einen Schluck Stutenmilch und die schützende mütterliche Fürsorge für den jungen Spring-ins-Feld.
In der Goldenen Aue auf der Sophienhöhe sorgt die Konik-Herde für die Landschaftspflege. Die Pferde sind aber auch Publikumslieblinge. Damit dies möglich ist, gilt es jedoch, sich an die Regeln zu halten. Die Konik-Herde, aktuell ein Hengst, drei Stuten, drei Jährlinge und das Fohlen, ist weit mehr als nur ein Besuchermagnet mit Tierpark-Charakter. Die Tiere halten das Grasland auf dem knapp 30 Hektar großen, eingezäuntem Areal kurz. „Da das Gras unterschiedlich kurz abgegrast wird, ist die Beweidung besser, als wenn ein Rasenmäher drüberfahren würde“, erläutert Gregor Eßer, Leiter der RWE-Forschungsstelle Rekultivierung.
Elsdorf: Pferde sorgen für Artenvielfalt
So gibt es längere Halme, aber auch freigelegten Forstkies-Boden, auf dem Laufkäfer von ihren Fressfeinden besser ausgemacht und dann verspeist werden können. „Das sorgt für weitere Artenvielfalt“, sagt Eßer und verweist unter anderem auf Uferschwalben, Wildbienen, Flussregenpfeifer und Zwergtaucher, die sich dank des attraktiven Landschaftsreliefs angesiedelt haben.
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Die Forschungsstelle hat das vorgesehene Gelände, zu dem auch ein kleiner Wald als Witterungsschutz und Schattenspender für die Pferdchen sowie zwei kleine Seen als Wasserstellen gehören, im vergangenen Sommer eingezäunt. Und damit die Menschen nicht ausgesperrt sind, wurden Wege durch die Aue angelegt, die mit Weiderosten und selbstschließenden Toren gesichert sind.

An einer Schautafel und an einer der Zugangsstellen erläutert Gregor Eßer das Prinzip der angestrebten Biodiversität und die Verhaltensregeln für Ausflügler auf der Goldenen Aue.
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Zudem wurde eine lange Bank samt Tisch aufgestellt, die zur Rast mit Konik- und Fernblick einlädt. So ist der Hügel zu erkennen, auf dem später ein Besucherzentrum eingerichtet werden soll, und in der Ferne das Kraftwerk Weisweiler und die Voreifel, im Süden bei guter Sicht gar das Siebengebirge.
Durch die Beweidung und die abwechslungsreiche Landschaft, so Eßer, wird auch die Vegetation deutlich erhöht. So schaffen die Pferde auf dem mageren Boden, in den Heideboden eingearbeitet wurde, Platz für viele kleinere Pflanzen und Blumen, die sich sonst nicht gegen die großen Gewächse durchsetzen könnten.

Die Goldene Aue auf der Sophienhöhe wird als Offenlandschaft von der Konik-Herde von Bäumen und zu viel Bewuchs freigehalten.
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Zurzeit reicht die Herde aus, um als „Dauerfresser“, so Eßer, die gesamte Fläche kurz zu halten. Geplant und im Braunkohlenplan vorgesehen ist eine Erweiterung auf bis zu 500 Hektar in Richtung Tagebau, auf der dann auch Hochlandrinder und Wasserbüffel angesiedelt werden. Damit entstünde die größte Wildweidefläche in NRW, sagt der Bio- und Geologe.
Angst vor dem Wolf, wie in den Sozialen Medien jüngst mehrfach geschürt, müsse man nicht haben. Im vergangenen Jahr habe es durchziehende Wölfe gegeben. Aktuell sei nichts dergleichen bekannt. „Mit dem Hengst wollen Wölfe keinen Krach kriegen. Auch nicht mit einer Stute mit Fohlen. Die Herde rückt bei Gefahr instinktiv zusammen“, so Eßer, der weiß, dass die Natur es richten wird.
Pferde dürfen nicht gestreichelt oder gefüttert werden
Auch wenn sich an einem grauen Nachmittag in der Woche kaum jemand in die Goldene Aue verirrt, „ist es an schönen Wochenenden schon richtig voll hier“, sagt Eßer, der mit seinem Team täglich nach dem Rechten sieht. „Aber nahezu alle halten sich an die Verhaltensregeln.“
Die werden an den Zugangstoren erläutert: Von den Pferden ist, auch wenn sie gelegentlich neugierig sind, ein Abstand von mindestens 25 Metern zu halten. Anfassen und Füttern ist streng verboten, ebenso wie das Verlassen der Wege. Hunde darf man nicht von der Leine lassen. Zudem ist das Tor geschlossen zu halten.
Fußgänger und Radler sollten den Weiderost meiden und das daneben befindliche Tor benutzen. Das Mitführen eigener Pferde auf den Beweidungsflächen ist ebenfalls verboten. „Oft erklären wir Besuchenden, was es mit der Herde und der Goldenen Aue auf sich hat. Dann treffen wir stets auf Verständnis für die Verhaltensregeln“, betont Eßer. Werden die Regeln eingehalten, steht dem Erlebnis Goldene Aue mit Koniks, naturnaher Rekultivierung, Weitblick und Ruhe nichts im Weg.
Die Goldene Aue ist vom Wanderparkplatz Hambach, an der L 264 zwischen Hambach und Stetternich gelegen, über einen knapp drei Kilometer langen Weg zu erreichen, der einer App („RWE-erleben“) und einer gedruckten Wanderkarte zu entnehmen ist. Ab April sollen kleine Schilder am Wegesrand den direkten Weg zu den Wildpferden weisen.