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Ehemaliger BürgermeisterNach zehn Jahren gibt Dieter Spürck den Chefsessel in Kerpen ab

4 min
Das Foto zeigt Dieter Spürck.

Dieter Spürck war Bürgermeister von Kerpen.

Seit 2015 leitete der in Brühl aufgewachsene Spürck die Kolpingstadt. Zuvor hatte er als Beigeordneter gearbeitet.

Zehn Jahre leitete Dieter Spürck die Stadt Kerpen. Für eine dritte Amtszeit kandidierte der CDU-Mann nicht mehr - auch wenn das zu Jahresbeginn noch anders aussah. Ein Rückblick.

Spürck startete seine Karriere in Kerpen im Jahr 2012 als Beigeordneter für die Themen Soziales, Schulen, Finanzen, Recht, Sicherheit und Ordnung, etwa ein dreiviertel Jahr später wurde er auch hier Erster Beigeordneter. Zuvor war er als Erster Beigeordneter für die Weilerswister Verwaltung tätig und wechselte, etwa ein Jahr nach seiner durchaus umstrittenen Wiederwahl, in die Kolpingstadt. 

Kerpen: Ein ungewöhnliches Bündnis im Stadtrat

Ende 2014 zeichnete sich ab, dass Spürck für die CDU als Bürgermeister kandidieren wollte. Er setzte sich mit 57,6 Prozent im ersten Wahlgang gegen seine damalige Konkurrentin von der SPD, Iris Heinisch, in der Kommunalwahl 2015 durch. Sie musste sich mit 36,1 Prozent geschlagen geben. Die Wahlbeteiligung lag bei nur 38,4 Prozent. Als er seine erste Amtszeit antrat, war Spürck 48 Jahre alt. Er folgte auf Marlies Sieburg (SPD).

Los ging es in das Amt für Spürck und die CDU direkt mit einem ungewöhnlichen Bündnis mit den Piraten, dem Bürger-Bündnis Kerpen (BBK) und der FDP. Für dieses Bündnis ebenso wie für Spürcks Entscheidungen erntete er vor allem in den ersten Jahren seiner Amtszeit durchaus Kritik vom linkspolitischen Lager des Stadtrats.

Spürck hatte in seiner Amtszeit allerdings auch mit zahlreichen Herausforderungen zu kämpfen, die wohl jeden Verwaltungschef gefordert hätten: So wurde er etwa Bürgermeister zu einer Zeit, als besonders viele geflüchteten Menschen nach Deutschland kamen und auf die Kommunen verteilt wurden. Der Bau neuer Unterkünfte sorgte in vielen Kerpener Stadtteilen für Ärger unter den Anwohnern.

Auch war die Haushaltslage nicht die beste. Seine Zeit als Kämmerer der Stadt Kerpen gab Spürck ausreichend Fachwissen und Einblicke in die Finanzlage, sodass er oft deutliche Worte fand - was ebenfalls häufig für Widerstand sorgte. Üblicherweise arbeitete Spürck zudem unter erschwerten Bedingungen, war doch die Personallage der Stadtverwaltung dürftig, auch durch viele Krankheitsfälle.

Auch die Räumung des Hambacher Forsts 2018 fiel in seine Amtszeit. Ebenfalls eine schwere Geburt: die Stadtwerke, inklusive eines Gerichtsprozesses um Akteneinsicht. Spürck schaffte es jedoch, diesen Punkt während seiner Amtszeit abzuhaken. Trotz all der Kritik, die Spürck von politischen Gegnern und auch aus dem Bürgertum einstecken musste, zeigte er sich vor allem in den Anfangsjahren stets kooperativ, gesprächsbereit und lösungsorientiert. 

Kontroversen um Baugenehmigungen an der Villa Trips

Weitere Kontroversen um die Baugenehmigungen von Gebäuden an der Villa Trips zogen sich bis zum Jahr 2019. Emotional wurde das Ganze durch Baumfällungen, die SPD, Grüne; Linke und UWG erzürnten - das Thema gipfelte in einer Haus- und Bürodurchsuchung der Staatsanwaltschaft im Rathaus. Unter anderem stand Spürck im Verdacht, wirtschaftliche Vorteile entgegengenommen zu haben, um eine Baugenehmigung eines Wohnhauses an der Villa Trips voranzutreiben. Die Vorwürfe konnten jedoch nie bewiesen werden.

Unter Spürck wurde zudem der Neubau des Europagymnasiums beschlossen - damals sollte das noch 90 Millionen Euro kosten. Mittlerweile wird von 213 Millionen Euro ausgegangen. Abgebrochen wurde dagegen das Hochhaus an der Maastrichter Straße, das gemeinhin als Schandfleck galt.

Langer Streit um die Stelle des Beigeordneten

Ein weiteres prägendes Thema war die Neubesetzung einer Beigeordnetenstelle. Einem ersten, von der CDU favorisierten Bewerber, René Strotkötter, fehlten die Qualifikationen. Am 11. Februar 2020 wählte der Stadtrat Mahmoud Al-Khatib zum neuen Beigeordneten. Doch der diesmal vom linken Lager favorisierte Al-Khatib sollte nun ebenfalls einer Prüfung der beamtenrechtlichen Ernennungsvoraussetzungen unterzogen werden und wartete auf seine offizielle Ernennung. Am Ende hob der Stadtrat seine Wahl wieder auf. Einen weiteren Bewerber empfand die Bezirksregierung als ungeeignet wegen mangelnder Führungserfahrung.

Für eine Wiederwahl wollte Spürck 2020 erst nicht antreten. Dies begründete er damit, dass seine Familie unter massiven Einschränkungen in ihre Privatsphäre leide und bedroht werde. Mitte des Jahres entschied er sich wieder um und trat doch an. Diesmal war das Ergebnis nicht so eindeutig und Spürck musste gegen Andreas Lipp (SPD) in die Stichwahl. Er gewann mit 51,8 Prozent der abgegebenen Wählerstimmen, Lipp erhielt 48,2 Prozent.

Ein angeblich geheimer Vertrag zwischen der Stadt Kerpen und RWE sorgte in den letzten Jahren seines Amts für einen weiteren Aufschrei. Aber es wurde ruhiger. Kerpen trieb 2024 die Diskussion um die Ehrenbürgerschaft Schumachers sowie um eine neue Zentrale Unterkunft für Geflüchtete um.

Anfang 2025 zog sich Spürck aus der Öffentlichkeit zurück und gab bekannt, anders, als von der Kerpener CDU zuvor verkündet, nicht mehr als Bürgermeister kandidieren zu wollen. Gesundheitliche Probleme nannte er als Grund. Die Geschicke der Stadt leitete übergangsweise der neue Erste und Technische Beigeordnete Thomas Marner. In der letzten Ratssitzung des alten Rats ließ Spürck einen Abschied verlesen - und dann war es vorbei.

Auch wenn seine Amtszeit mit Kontroversen gespickt war, bleibt hervorzuheben, dass sich Spürck vor allem für soziale und Schulthemen starkmachte und zahlreiche Erweiterungen von Kitas und Schulen begleitete.