Der CDU-Amtsinhaber und sein parteiloser Herausforderer nehmen Stellung unter anderem zu Finanzen, bezahlbarem Wohnen und Sicherheit.
Bürgermeister-StichwahlDas haben Keppeler und Gartmann mit Pulheim vor

Mitglieder der politischen Parteien und Pulheimer verfolgten auf der Großleinwand im Rathausfoyer die Auszählungsergebnisse am 14. September.
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Rund 45.000 Wahlberechtigte haben am Sonntag (28. September) in Pulheim die Wahl zwischen zwei Kandidaten für das Amt des Bürgermeisters: Frank Keppeler (CDU) erreichte im ersten Wahldurchgang 45,8, der unabhängige Kandidat Patrick Gartmann erhielt 19,2 Prozent der Wählerstimmen. Die beiden Politiker nehmen wenige Tage vor der Stichwahl Stellung zu wichtigen Themen. Jörn Tüffers stellte die Fragen.
Haushalt und Finanzen
Nach Keppelers Ansicht haben Verwaltung und Politik die Ausgaben im Griff: „Zuletzt haben wir weit über 10 Millionen Euro Schulden abgebaut.“ Pulheim habe einen ausgeglichenen Haushalt und verfüge über den Spielraum, um auch größere Investitionen zu stemmen. Gartmann kündigt eine Bestandsaufnahme an. Er will wissen: „o geben wir wie viel Geld aus und was ist notwendig?“ Um steigende Ausgaben zu verhindern, werde er die 20 größten Dienstleistungs- und Mietverträge überprüfen und neu verhandeln. Das Jakobskarree sei ein Prestigeprojekt und daher verzichtbar.
Wohnen
Der amtierende Bürgermeister verweist auf die vom Rat beschlossene Baulandrichtlinie, die den Bau von gefördertem Wohnraum bei bestimmten Projekten vorschreibe. Damit sei ein Hebel entstanden, der konsequent angewendet werde, damit sich der Wohnungsmarkt entspannt. Herausforderer Gartmann setzt auf einen Mix aus privaten Investoren und Genossenschaften. Denkbar sei zudem eine kommunale Wohnungsbaugesellschaft. „Zusätzlich möchte ich neue Wohnformen wie Mehrgenerationenhäuser, Tiny Houses oder gemeinschaftliches Wohnen prüfen. “
Integration
Der Parteilose möchte die Zusammenarbeit mit den Vereinen und dem Verein für Flüchtlinge stärken. Geflüchtete sollen die Möglichkeit bekommen, sich im Ehrenamt einzubringen, „zum Beispiel bei einfachen Aufgaben in unserer Stadt, die dem Gemeinwohl dienen“. Keppeler vertraut auf gegenseitige Akzeptanz, Verständnis und persönlichen Austausch. Wichtig seien vor allem Sprachkenntnisse. Haupt- und Ehrenamt setzten sich dafür ein, dass Geflüchtete in Pulheim fassen könnten.
Schulen
Keppeler betont: „Wir arbeiten längst daran, bessere Bedingungen zu schaffen.“ Es seien Investitionen von mehr als 200 Millionen Euro geplant, um Schulen neu zu bauen oder bestehende auszubauen und zu sanieren. Die Planungen für die Christinaschule in Stommeln liefen bereits. Gartmann will den Schulmasterplan zügig umsetzen. Er werde regelmäßig einen Statusbericht einfordern, um Lehrer, Eltern und Schüler zu informieren. Zusätzlich will er prüfen lassen, an welchen Schulen bei den Toiletten sofort Handlungsbedarf besteht.
Mobilität
Gartmann will den Takt in den Außenbezirken verbessern und Anschlüsse an die Bahn sichern. Denkbar sei auch ein Bürger- oder Stadtbuskonzept, wie es bereits in Hürth und Bedburg erfolgreich praktiziert werde. CDU-Mann Keppeler betont, das On-Demand-Angebot „Mobie“ als Ergänzung zu den ÖPNV-Linien habe sich bewährt und werde „hervorragend angenommen“. Außerdem werde eine Anbindung des Frechener Krankenhauses geprüft.
Kita-Notstand
Keppeler sieht in den städtischen Kindertagesstätten grundsätzlich eine qualifizierte und verlässliche Betreuung gewährleistet. Der Grund: „Wir haben die Struktur angepasst.“ Zudem werbe die Stadtverwaltung intensiv um Fachkräfte – auf einem umkämpften Markt.
Gartmann will die Arbeitsbedingungen verbessern. Ein Hebel sei die Digitalisierung, damit Erzieherinnen und Erzieher mehr Zeit für die Kinder haben. Zudem solle jede Kita ein Budget bekommen, um ein kindgerechtes Umfeld zu gestalten und flexibel auf kleinere Bedarfe reagieren zu können.
Pflege
Der Parteilose fordert, dass Pflegeeinrichtungen bei neuen Bebauungsplänen von Anfang an mitgedacht werden müssen. Dafür sei erforderlich, auf Träger zuzugehen und Lösungen entwickeln. Mittel- bis langfristig gehe es darum, ambulante Dienste zu stärken, damit Menschen länger zu Hause leben können. Amtsinhaber Keppeler setzt sich zum Ziel, die Zahl der Pflegeplätze deutlich zu erhöhen – und verweist auf das Erreichte: „Wir können mittlerweile entsprechende Flächen anbieten, beispielsweise in Brauweiler, und sind mit den Anbietern von Pflegeplätzen im engen Austausch.“
Wirtschaft
Der CDU-Mann verspricht sich viel von der Vermarktung des neuen Gewerbegebiets gegenüber von Segmüller. Sie beginne zeitnah. Die Perspektive: „Hier haben Pulheimer Unternehmen die Chance, sich zu vergrößern. Außerdem können sich hier neue Firmen ansiedeln. Das schafft Arbeitsplätze.“
Ein Digitalpark wäre laut Gartmann ein Anreiz, um Unternehmen aus IT, Forschung und Dienstleistungen zu holen. Gleichzeitig wolle er die heimischen Unternehmen stärken „und dafür sorgen, dass sie hier wachsen können statt abzuwandern“.
Innenstädte
Frank Keppeler setzt es sich zum Ziel, die Aufenthaltsqualität der Zentren weiter zu steigern. Es gebe schließlich noch Fachgeschäfte, in denen persönlich beraten werde. Gemeinsam arbeiteten Wirtschaftsförderung und Handel an Konzepten, um die Kaufkraft in der Stadt zu halten. Gartmann möchte bei der Entwicklung der Zentren die Menschen vor Ort einbeziehen, „weil sie am besten wissen, was gebraucht wird“. Eine teilweise Fußgängerzone könne mehr Platz für Begegnung, Gastronomie und Veranstaltungen schaffen.
Sicherheit
Der CDU-Bürgermeister sieht keinen zusätzlichen Handlungsbedarf. Das Ordnungsamt sei personell deutlich aufgestockt worden und auch bis in die Abendstunden unterwegs. Die Abstimmung mit der Polizei laufe hervorragend – „bis hin zu gemeinsamen Aktionen, die Zeichen setzen“ Gartmann will mit Polizei und Ordnungsamt Angsträume klar benennen und gezielt angehen. Dazu gehört auch, dunkle Bereiche besser zu beleuchten. Gleichzeitig sei mehr Präsenz von Ordnungskräften erforderlich, gerade abends an Bahnhöfen, in Parks oder auf Plätzen.
Bürgernähe
Das ist Keppelers Ansatz: „Die Verwaltung ist ein Dienstleister für die Menschen in Pulheim. Diesen Auftrag gilt es jeden Tag zu leben – ob in persönlichen Gesprächen oder digital. Aussagen müssen verbindlich und rechtlich fundiert sein.“ Gartmann formuliert es so: „Eine bürgerfreundliche Verwaltung ist für mich ein Dienstleister, der den Menschen Arbeit abnimmt und keine Hürden schafft. Das bedeutet klare Ansprechpartner, verbindliche Fristen und verständliche Antworten statt wochenlangem Warten. Wer etwas beantragt, soll jederzeit nachvollziehen können, was passiert.“