Bei drei Terminen informiert die DB über das Projekt, das den Norden des Rhein-Erft-Kreises besser an den Schienenverkehr anbinden soll.
NahverkehrErftbahn-Ausbau zur S12 weiter auf dem Abstellgleis

An Stellwänden konnten sich Interessierte über die geplanten Baumaßnahmen informieren und Fachleute befragen.
Copyright: Dietmar Fratz
Der Tagungsraum im Obergeschoss des Medio Rhein-Erft war dem Andrang nicht gewachsen. Trotz zusätzlicher Stühle und eng besetzter Stehplätze mussten viele draußen bleiben. Die Deutsche Bahn und ihre zuständigen Untergruppierungen informierten über den Sachstand des S-Bahn-Ausbaus im Erfttal.
Seit 2017 ist der Ausbau der Erftbahn von der RB 38 zur S 12 mit E-Loks statt Dieseltriebwagen in Planung. Erforderlich ist der streckenweise zweigleisige Ausbau, dadurch bedingt breitere Bahnübergänge, neue Unter- und Überführungen. Der größte Akt ist die Einfädelspur in Horrem.
Die S-Bahn werden wir wohl nicht mehr erleben?
Um die südlich verlaufenden S-Bahn-Gleise zu erreichen, muss die Erftstrecke die ICE-Schienen überbrücken. Der Bau dieses „Überwurfs“ soll jedoch nicht abgewartet werden. Die S 12 von Horrem nach Bedburg soll bis zur Fertigstellung der Brücke provisorisch ebenerdig geführt werden.
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Wann das Signal für die erste S 12 auf Grün gestellt wird und die Züge Einfahrt in die Bahnhöfe von Bergheim und Bedburg bekommen, bleibt offen. In Einführungsvorträgen, die wegen des Andrangs gleich zweimal hintereinander gehalten wurden, erläuterte Norbert Reinkober, Geschäftsführer unter anderem vom DB-Zweig Nahverkehr Rheinland (NVR), neudeutsch inzwischen Go.Rheinland genannt, dass die Erftbahn „oberste Priorität“ habe, nicht zuletzt wegen der Strukturwandelfördermittel aus Bund und Land, es aber Verzug wegen schleppend fließender Planungsmittel gebe. „Der Rhein-Erft-Kreis verdient den 20-Minuten-Takt“, unterstrich er die Dringlichkeit.

Im Medio informierten Norbert Reinkober und Christoph Milan (r.) über den Projektstand der Erft-S-Bahn.
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Projektleiter Christof Melahn erläuterte, dass die künftige S-Bahn 100 statt 60 km/h in der Spitze fahren soll. Zurzeit befinde man sich in der Entwurfsplanung. Die Planfeststellung soll im nächsten Jahr in mindestens zwei der drei Abschnitte abgeschlossen werden. Ab dann hänge der Fortschritt von der Bearbeitung der Einwendungen und den Genehmigungen durch das Eisenbahnbundesamt ab.
Danach konnten die Besucher dicht gedrängt an Stellwänden im Foyer über Details zu Schallschutz, Trassenführung, Übergängen (in Glesch wird der Übergang am Sportplatz wegfallen, in der Zievericher Gerhart-Hauptmann-Straße wird er durch einen Fußgänger-/Radlertunnel ersetzt) und Bahnhöfen informieren. Auf den Zeitachsen an den Stellwänden waren jedoch ab 2025 keine Daten für die künftigen Meilensteine des Projekts mehr vermerkt.
Beklagt wurde der trostlose Zustand des Bahnhofs in Quadrath-Ichendorf
Die Besucherinnen und Besucher interessierten sich besonders für den Bergheimer Bahnhof. Da konnte ein Mitarbeiter der Bahn mitteilen, dass eine Einigung zur Erstellung der seit langem vermissten behindertengerechten Rampe, der Treppe, des Aufzugs und der Unterquerung nach Kenten bevorstehe und die DB am Zug sei mit der Unterschrift unter den Vertrag. Danach könne die Umgestaltung des Bahnhofs abgeschlossen werden.
Probleme fürchtet ein Anwohner an dem kleinen Übergang Sandstraße in Quadrath-Ichendorf, der mit der S-Bahn sechs- statt viermal pro Stunde geschlossen werden wird. Denkbar sei eine Abführung des Autoverkehrs nach Horrem über eine Verlängerung der Zufahrt zum Gewerbegebiet Frenser Feld.
Beklagt wurde mehrfach der trostlose Zustand des Bahnhofs in Quadrath-Ichendorf, wo Müll, Bahnbaumaterialien, ungenutzte Masten und von Unkraut überwucherte tote Gleisbetten das Bild beeinträchtigen. CDU-Vertreter hatten in der vergangenen Woche Stadtverwaltung und Bahn zu einer Ortsbesichtigung mit Klärung der Zuständigkeiten zwecks Abstellung der Verwahrlosung des Areals aufgefordert.
„Die S-Bahn werden wir wohl nicht mehr erleben?“, argwöhnte ein Besucher unter Beifall des Publikums. „Ich hoffe, dass das Projekt noch bis zu meinem Eintritt in den Ruhestand fertig wird“, konterte Reinkober. Allzu viel Zeit bleibt da nicht.
Weitere Veranstaltungen finden am Mittwoch, 7. Mai, ab 16 Uhr im Schloss Bedburg und am Freitag, 23. Mai, ab 16 Uhr im Soziokulturellen Zentrum in Kerpen-Horrem statt.